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Hände waschen

Zwangserkrankungen – quälender Drang zur Wiederholung

Ist der Herd ausgeschaltet? Habe ich die Tür zugeschlossen? Solche Fragen stellt sich wohl jeder hin und wieder. Doch wer viele Male am Tag überprüft ob der Herd aus und die Tür zu ist, leidet unter einer Krankheit. Zwangserkrankungen treten bei etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung auf. Auch Kinder leiden schon unter solchen Störungen.

Zwangshandlungen - Erkennbar durch ihre Häufigkeit

Vor dem Essen die Hände zu waschen – das ist normal. Doch sich mehrmals stündlich die Hände zu schrubben, aus Angst, infiziert zu werden, das ist krankhaft. Die Zwangshandlungen werden von Zwangsgedanken begleitet. Das heißt, der Erkrankte grübelt ständig über die Zwangshandlungen nach. Experten definieren Zwangsstörungen als Handlungen oder Vorstellungen, die mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen auftreten. Diese Handlungen oder Vorstellungen werden als zur eigenen Person gehörig und dennoch als störend empfunden. Die Betroffenen wehren sich deshalb dagegen, können jedoch den Impuls nicht unterdrücken.

Zwangserkrankung: Belastende Gewohnheiten

Die Symptome treten nicht nur häufig und dauerhaft auf, sondern der Erkrankte leidet auch körperlich, wenn er seine Zwangshandlung nicht ausführen kann. Zum Beispiel fängt er an zu schwitzen, zu zittern oder ihm wird übel. Typisch für Zwangserkrankungen ist auch, dass sie nicht mehr kontrollierbar sind. Obwohl der Erkrankte seine Handlungen und Gedanken beeinflussen möchte, gelingt ihm das nicht. Wenn die Zwangshandlung wichtiger wird als alles andere, wenn sie den Alltag, das Leben mit Familie und Beruf beherrscht, ist es höchste Zeit, sich einem Arzt oder Psychotherapeuten anzuvertrauen.

Zwangserkrankungen sind nicht selten

Einzelne Symptome lassen sich bei bis zu acht Prozent der deutschen Bevölkerung beobachten. Unter Zwangserkrankungen leiden etwa 2,5 Prozent. Häufig treten sie im Alter zwischen 20 und 25 Jahren erstmals auf. Auch Kinder und Jugendlichen leiden unter Zwangsstörungen. Sie stehen stundenlang unter der Dusche, ordnen, zählen und berühren ständig bestimmte Dinge oder leben mit aggressiven Gedanken, die sie nicht unterdrücken können. Anders als bei der Schizophrenie, wo scheinbar „fremde Stimmen“ dem Patienten etwas zuflüstern, werden die störenden Gedanken bei Zwangspatienten als die eigenen empfunden.

Ursachen

Bei vielen Patienten lassen sich Ursachen für die Zwangserkrankung in der Kindheit finden. Sie berichten von frühen Ängsten, zum Beispiel Angst vor Schuld, Angst, eine vermeintlich geforderte Leistung nicht bringen zu können, oder Angst vor Aggression. Eine übermäßige Kontrolle der Kinder durch die Eltern kann solche Vorstellungen begünstigen. Wissenschaftler, die sich mit Zwangs- erkrankungen auseinandersetzen, raten Eltern deshalb, das Selbstwertgefühl ihrer Kinder zu stärken. Kinder, die sich ausprobieren können, entwickeln weniger Ängste und trauen sich mehr zu.

Veränderte Botenstoffe

Auf körperlicher Ebene ist bei Patienten mit Zwangserkrankungen, eine Veränderung der Häufigkeit der Botenstoffe, wie etwa des Serotonins, im Gehirn festzustellen. Es wird diskutiert, ob es eine erbliche Veranlagung für die Erkrankung gibt. Ergebnisse der Zwillingsforschung lassen dies vermuten.

Therapie

Zur Behandlung der quälenden und störenden Zwänge hat sich eine Psychotherapie als wirksamste Methode erwiesen. Je früher eine Therapie begonnen wird, desto erfolgreicher ist der Behandlungsverlauf. Es können auch Medikamente eingesetzt werden. Doch diese helfen nur für den Zeitraum der Einhame und nich tdarüber hianus. Die sogenannte „kognitive Psychotherapie“ strebt an, gedankliche Muster zu verändern. Sie besteht aus drei Teilen:

  • Vorbereitend wird geklärt, wie motiviert der Patient ist und was er von der Psychotherapie erwartet.
  • Dann geht es um Konfrontation und Reaktionsmanagement: Wenn bekannt ist, was die Zwangshandlungen auslöst, konfrontiert sich der Patient so lange mit diesen Auslösern, bis Angst und Unruhe nachlassen. So muss ein Patient mit Waschzwang ertragen, völlig verdreckt zu sein.
  • Der Patient lernt, dass diese Situation nicht zu den befürchteten Folgen – einer Infektion – führt. Die Gefühle, die dabei aufkommen, werden mit Hilfe des Therapeuten verarbeitet.

Kognitive Therapie nutzt verschiedene Strategien

So die plausible Erklärung über Entstehung und Aufrechterhaltung der Zwangsgedanken und -handlungen, die Identifikation des eigentlichen Problems, nämlich Angst und Unruhe, und Hinweise auf die Problematik der Unterdrückung von Gedanken. Außerdem hilft die Psychotherapie, Gedanken und Handlungen zu trennen und die Gedanken selbst zu verändern. Es geht um eine Auseinandersetzung mit Themen wie Verantwortlichkeit, Schuld und Sicherheit. Fast alle Patienten erfahren eine Verbesserung ihrer Lage durch die Psychotherapie, etwa die Hälfte hat nach deren Abschluss keine oder nur noch sehr wenige Symptome.

Die BIG übernimmt die Kosten

Die BIG übernimmt die Kosten für eine Therapie bei einem auf Zwangserkrankungen spezialisierten Psychotherapeuten, wenn bei einem Patienten diese Krankheit diagnostiziert wurde. In schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung im Krankhaus oder eine Reha-Maßnahme zu empfehlen.