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Mädchen hält Inhalator in der Hand

Asthma bronchiale bei Kindern: Diagnose erfolgt oft zu spät

Asthma bronchiale zählt neben Neurodermitis und Heuschnupfen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei mindestens 70 Prozent bricht Asthma schon vor dem fünften Lebensjahr aus. Da Asthma bei Babys und Kleinkindern allerdings schwer zu diagnostizieren ist, wird es häufig übersehen oder zu spät erkannt. Am heutigen Welt-Asthma-Tag versorgen wir euch mit den wichtigsten Infos.

Was ist Asthma bronchiale?

Asthma bronchiale (griechisch „Keuchen/Beklemmung“) ist eine entzündliche Atemwegserkrankung, bei der die Bronchien überempfindlich auf bestimmte Reize (bronchiale Hyperreagibilität) reagieren und es zu einer Verengung der Bronchien (Atemwegsobstruktion/Verkrampfung der Muskeln in den Bronchialwänden) kommt.

Typische Asthma-Symptome bei Babys und Kindern

  • Reizhusten
  • Atemnot mit hörbarem Pfeifen (Giemen) – vor allem beim Ausatmen
  • Bei Säuglingen: stöhnende Ausatmung
  • Unruhe/Panik/Angst (aufgrund der Atemnot)
  • Bei schweren Asthmaanfällen: Blaufärbung der Lippen und später der Haut
  • Überrempfindlichkeit der Lunge
  • Hustenanfälle entstehen häufig nachts, bei Anstrengung oder beim Lachen/Weinen.

Weitere typische Asthma-Symptome

  • Kurzatmigkeit
  • Engegefühl in der Brust
  • klassischer Husten

Welche Asthma-Formen gibt es?

Prinzipiell wird zwischen zwei Asthma-Formen unterschieden:

Allergisches Asthma (extrinsisches Asthma)

Hier reagiert das Immunsystem mit einer Abwehrreaktion auf bestimmte Reize beziehungsweise Stoffe.

Allergene, die Asthma auslösen können:

  • Pflanzenpollen/Gräser (Heuschnupfen)
  • Tierhaare
  • Schimmelpilz
  • Kot der Hausstaubmilbe
  • Mehl- und Holzstaub

Reagiert das Immunsystem nur auf Pollen allergisch, spricht man auch vom saisonalen Asthma bronchiale. Bei ganzjährigem Asthma reagieren die Betroffenen beispielsweise auf Tierhaare oder Hausstaubmilben.

Kinder leiden am häufigsten unter allergischem Asthma. Zudem kommen meist noch Symptome wie

  • Tränende, brennende und juckende Augen,
  • Schnupfen,
  • Entzündung der Nasenschleimhaut (allergische Rhinitis) oder Entzündung der Nasenschleimhaut, der Bindehaut und des Augenlids (allergische Rhinokonjunktivitis),
  • Bindehautentzündung/Lidentzündung,
  • Neurodermitis (atopisches Ekzem),
  • und/oder Hautausschläge hinzu.

Nicht-allergisches Asthma (intrinsisches Asthma)

Beim intrinsischen Asthma, das auch pseudoallergisches Asthma genannt wird, bestehen zwar die gleichen Symptome, allerdings wird es nicht durch Allergene, sondern beispielsweise durch bestimmte Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS), Atemwegsinfekte, kalte Luft, Farben/Lacke, Autoabgase, ätherische Öle, Stress oder körperliche Anstrengung ausgelöst. Meist betrifft es ältere Erwachsene.

Wie viele Kinder leiden unter Asthma?

Laut der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (Kiggs) des RKI leiden rund vier Prozent der Kinder und Jugendlichen unter Asthma. Bei sieben von zehn Kindern, die an Asthma erkrankt sind, zeigten sich die Symptome vor dem fünften Lebensjahr. Die Hälfte der Kleinkinder sind bis zum siebten Lebensjahr und spätestens in der Pubertät wieder symptomlos. Die andere Hälfte entwickelt dagegen chronisches und somit bleibendes Asthma.

Jungen entwickeln anderthalb bis zweimal häufiger Asthma als Mädchen. Speziell im Vorschul- und Grundschulalter. Ab der Pubertät gleichen sich die Geschlechter wieder an. Während die Überempfindlichkeit der Atemwege bei Jungen im Alter nachlässt, bleibt sie bei Mädchen häufig bestehen.

Wie wird Asthma bei Kindern diagnostiziert?

Bei Babys und Kleinkindern ist es gar nicht so einfach, Asthma zu diagnostizieren, da erst ab einem bestimmten Alter ein Lungenfunktionstest durchgeführt werden kann. Hinzu kommt, dass Babys und Kleinkinder häufiger unter Bronchialinfekten leiden und man somit andere mögliche Erkrankungen wie eine Erkrankung durch Rhinoviren, Pseudokrupp oder eine Lungenentzündung ausschließen muss. Auch die Möglichkeit eines eingeatmeten Fremdkörpers sollte bei den Jüngsten in Betracht gezogen werden.

Neben einer körperlichen Untersuchung eures Kindes wird euch der/die behandelnde Arzt/Ärztin befragen, wann die Symptome auftreten, wie lange sie bereits bestehen und Ähnliches. Denn häufig zeigt das Abhören der Lunge keine Auffälligkeiten. Leidet euer Kind bereits an Allergien und/oder Neurodermitis und treten typische Symptome auf, liegt Asthma bronchiale nahe. Auch Bluttests und Hauttests (Pricktest), um mögliche Allergien aufzudecken, können zur Diagnose herangezogen werden. Ab ungefähr drei Jahren und spätestens im Schulkindalter ist ein Lungenfunktionstest möglich beziehungsweise aufgrund des Alters aussagekräftig genug.

Da das Kind zwischen den Asthmaanfällen meist normal atmen kann, muss es sich in der Praxis vor dem Test wahrscheinlich einer kurzen körperlichen Belastung unterziehen oder eine reizende Substanz inhalieren. Deutet darauf der Lungenfunktionstest auf typische Veränderungen hin und erholt sich die Lungenfunktion eures Kindes nach der Gabe eines bronchienerweiternden Medikaments wieder, erfolgt die Diagnose Asthma bronchiale.

Ursachen

Vor allem in den Industrieländern, vornehmlich in der Stadt, erkranken Kinder häufiger an Allergien und Asthma bronchiale. Studien belegen dies mit der sogenannten Hygiene-Hypthese – auch Bauernhof-Effekt genannt. So ist in der Stadt die Luftverschmutzung wesentlich höher als auf dem Land. Außerdem kommen Kinder, die in der Stadt leben, seltener mit natürlichem Schmutz sowie Tieren, die das Immunsystem stärken, in Berührung. Auch haben Kinder mit Geschwistern ein stärkeres Immunsystem als Einzelkinder und schlussendlich spielt auch die Vererbung eine Rolle.

Dreck hält gesund!

"Du siehst ja aus wie ein Dreckspatz!", habt ihr sicher auch häufiger von euren Eltern gehört. Und genau dieser Umstand sollte bei Kindern so oft wie nur möglich eintreten, denn: Dreck hält gesund!

Das besagt die Hygiene-Hypothese

Leiden Eltern oder ältere Geschwister an Allergien und/oder Neurodermitis, wird dies in vielen Fällen weitergegeben, obwohl Asthma keine klassische Erbkrankheit ist. Leidet ein Kind bereits an Neurodermitis/Allergien, ist das Risiko hoch, dass es als Schulkind oder als Erwachsene*r auch Asthma bronchiale entwickelt. 

Diese Ernährung kann Kinder vor Asthma und Hautkrankheiten schützen

Eine norwegische Studie belegt, dass ein ganz bestimmtes Lebensmittel vor chronischen Erkrankungen wie Asthma und Allergien schützen kann. Dazu untersuchten Forscher der Universität für Wissenschaft und Technologie im norwegischen Trondheim die Ernährung von Müttern und ihren Kindern.

Zur Studie

Wie wird Asthma behandelt?

Heute wird aus medizinischer Sicht in drei Grade der Asthmakontrolle unterschieden, die dann die Grundlage für die Asthma-Therapie sind:

  • kontrolliertes Asthma
  • teilweise kontrolliertes Asthma
  • unkontrolliertes Asthma

Unter anderem werden folgende Therapien angewandt

  1. Die Auslöser für das allergische Asthma meiden. Individuelle Tipps dazu bekommt ihr von eurem Arzt/von eurer Ärztin.
  2. Medikamente bei akuten Asthmaanfällen (Reliever), die dafür sorgen, dass sich die Muskulatur der Atemwege wieder entspannt und sich die Bronchien weiten.
  3. Asthma-Sprays mit Kortison (Controller) zum dauerhaften Einsatz, um langfristig die chronische Entzündung der Atemwege zu lindern. Während bei Babys und Kleinkindern spezielle Inhalatoren zum Einsatz kommen, können ältere Kinder bereits „klassische“ Sprays nutzen.
  4. Außerdem gibt es neuartige Therapien wie die Antikörpertherapie, die bei schwerem allergischem Asthma (SAA) die Entzündung der Bronchien mindern kann.
  5. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Hyposensibilisierung, die den Körper schrittweise an den allergie- und asthmaauslösenden Stoff gewöhnt. Mehr Infos zur Hyposensibilisierung
  6. Hat euer Kind empfindliche Atemwege, ist es immer wichtig, dass ihr es vor Reizstoffen wie Tabakrauch, Farben/Lacken, Essensdüften/-rauch, ätherischen Ölen und Ähnlichem schützt.
  7. Ebenfalls hilfreich ist, mit eurem Kind ein Asthma-Tagebuch zu führen, bei dem ihr mehrmals am Tag die sogenannten Peak-Flow-Werte (Ausatmungsgeschwindigkeit) mithilfe eines speziellen Gerätes messt, um zu erkennen, ob die jeweilige Asthmatherapie anschlägt oder angepasst werden muss. Sinken die Peak-Flow-Werte, kann dies ein Hinweis auf einen bevorstehenden Asthmaanfall sein und ihr könnt besser vorbeugen.

Individuelle Behandlung chronischer Erkrankungen

Asthma bei Kindern kann sehr herausfordernd sein. Damit die Therapie regelmäßig an die Beschwerden und neuesten Behandlungsmöglichkeiten angepasst werden kann, solltet ihr unbedingt an einem sogenannten Disease-Management-Programm wie es BIG direkt gesund anbietet, teilnehmen. So könnt ihr sichergehen, dass euer Kind die bestmögliche individuelle Asthmatherapie bekommt und werdet selbst zu kleinen und großen Asthma-Expert*innen.

Mehr Infos
alter Mann mit Kopfschmerzen

Asthmaanfall beim Kind

Ein Asthmaanfall, bei dem eure Kinder unter Atemnot leiden, sorgt bei eurem Nachwuchs, aber auch bei allen anderen Anwesenden für Angst und Panik, wodurch sich die Symptome noch mehr verstärken können. Es ist daher sehr wichtig, dass Anwesende die Ruhe bewahren, um das Kind beruhigen und weitere Schritte einleiten zu können. Dazu zählen:
  1. Kind aufrecht hinsetzen und beruhigen
  2. Notfallmedikament verabreichen
  3. Getränk anbieten
  4. Verbessert sich der Zustand des Kindes nicht oder verschlechtert sich weiter, muss der Notruf mit dem Hinweis auf „akute Atemnot“ verständigt werden.
  5. Euer Kind sollte immer einen Notfallplan mit den erforderlichen Schritten und die Notfallmedikamente griffbereit hat. Zudem sollten Personen, mit denen euer Kind regelmäßig Zeit verbringt, aufgeklärt sein und im besten Fall ebenfalls einen Notfallplan dabeihaben und darüber informiert sein, wie die Medikamenteneinnahme funktioniert.

Sport trotz Asthma?

Eine Frage, die sich Eltern betroffener Kinder immer wieder stellen: „Darf mein Kind trotz Asthma Sport treiben?" Gerade Kinder würden durch den Verzicht auf Schul- und Vereinssport sozial stark isoliert werden. Die gute Nachricht: Sport ist trotz Asthma häufig trotzdem möglich und sollte daher auch ausgeübt werden, sofern eure Kinder gut mit ihren Medikamenten zurechtkommen und ihre Beschwerden gut einschätzen können. Auch lernen eure Kinder In der Asthmatherapie spezielle Atemtechniken, die sie während des Sports anwenden sollten.

Außerdem gilt:

  • Vor dem Sport Bedarfsmedikament einnehmen.
  • Vor dem Sport langsam aufwärmen und zum Ende die Belastung langsam auslaufen lassen.
  • Keine extremen Belastungen
  • Kondition langsam steigern

Mutter- oder Vater-Kind-Kur – Gemeinsam erholen

Auch Kuren können bei Asthma bronchiale den Gesundungsprozess eures Kindes unterstützen. Die BIG bietet Müttern oder Vätern mit ihren Kindern die Möglichkeit, sich bei einer Vorsorge- oder Rehabilitationskur zu erholen bzw. zu genesen.

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Mutter und Kind lesen ein Buch.

So extrem leiden Kinder unter dem Kimawandel

Von rund 2,2 Milliarden Kindern, die derzeit auf der Welt leben, leiden eine Milliarde extrem unter den Auswirkungen des Klimawandels, da sie in Regionen leben, die überdurchschnittlich stark davon betroffen sind. Rund zwei Milliarden und somit fast alle Kinder sind bereits einem ganz bestimmten Umweltrisiko ausgesetzt, das mit dem Klimawandel einhergeht.

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