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Zwei Kinder gehen mit zwei Alpakas in einem Wald spazieren

Tiergestützte Therapien: Können Hund, Katze, Alpaka und Co. körperliche und seelische Beschwerden lindern?

Dass Haustiere unserer Seele guttun, uns körperlich fit halten und unsere Abwehrkräfte stärken, ist allgemein anerkannt. Doch wie steht es um das Angebot und die Wirksamkeit tiergestützter Therapien?

Was ist eine tiergestützte Therapie?

Bei einer tiergestützten Therapie werden speziell ausgebildete Tiere in Form alternativmedizinischer Behandlungsverfahren eingesetzt, um die Linderung oder Heilung psychischer und physischer Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen zu unterstützen. Dazu zählen beispielsweise kognitive, sozial-emotionale und motorische Einschränkungen sowie Verhaltensstörungen. Eine tiergestützte Therapie besteht somit je nach Bedarf aus gesundheitsfördernden, präventiven und rehabilitativen Behandlungsmaßnahmen.

In welchen Bereichen werden Tiere schon gezielt zu Therapiezwecken eingesetzt?

Immer häufiger werden Tiere in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Seniorenheimen, Kinder- und Jugendwohnheimen und Förderschulen zu Therapiezwecken eingesetzt. Je nachdem, welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten einer Tierart zugeschrieben werden, kommen sie für bestimmte tiergestützte Therapien infrage.

Darunter fallen zum Beispiel diese:

  • Tiergestützte Therapie mit Hunden Hunde zählen zu den verlässlichsten Beschützern, Freunden und Helfern des Menschen. Sie gehen aktiv auf uns zu, spüren, wie es uns geht und können sich auf uns einstellen. Sie lehren uns, uns zu konzentrieren, zu vertrauen und stärken unser Selbstbewusstsein. Eine große Bandbreite an Charaktereigenschaften und Fähigkeiten also, weshalb Hunde auch sehr häufig in tiergestützten Therapien zum Einsatz kommen. Dazu zählen zum Beispiel Erkrankungen wie die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und neurologische Erkrankungen wie Demenz oder psychische Erkrankungen wie Depressionen.
  • Tiergestützte Therapie mit Pferden Auch Pferde kommen häufiger zum Einsatz. Die sogenannte Hippotherapie ist beispielsweise eine spezielle Form der Krankengymnastik auf dem Rücken des Pferdes, die bei Menschen, die unter Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats oder des zentralen Nervensystems leiden, angewandt wird. Zudem werden Pferde auch bei psychischen Erkrankungen eingesetzt, da ihnen vergleichbare Eigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben werden, wie beispielsweise Hunden.
  • Tiergestützte Therapie mit Alpakas Spaziergänge mit Alpakas werden nicht ohne Grund immer beliebter, denn sie sind gutmütig, sensibel, neugierig, freundlich und haben eine beruhigende beziehungsweise stressreduzierende Wirkung auf uns Menschen. Deshalb können Sie sind Alpakas auch die idealen Helfer gegen Burnout oder Depressionen. Zudem kommen sie bei Verhaltensstörungen und zur Verbesserung der Koordination und Motorik zum Einsatz.
  • Delfintherapie Seit den 1980er-Jahren erlebt die Delfintherapie einen regelrechten Hype. Da Delfine freundlich, gutmütig und ruhig sind, wird die tiergestützte Therapie mit Delfinen bei Kindern, die unter Autismus, geistigen und körperlichen Behinderungen (z. B. Kinderlähmung) oder Depressionen leiden, angewandt.

    ABER: Delfine sind Wildtiere und können als Therapietiere niemals artgerecht gehalten werden. Zudem gibt es Tiere, wie etwa Alpakas, denen die gleichen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten zugeschrieben werden. Daher raten Tierschutzverbände grundlegend von einer Delfintherapie ab, die für die Vielzahl der Anbieter vor allem einen positiven Effekt hat: hohe Einnahmen. So kostet eine zweiwöchige Therapie zwischen 5.000 und 10.000 Euro, hinzu kommen Reise- und Versorgungskosten.

Generell gibt es immer mehr Tierarten, die für tiergestützte Therapieformen als Helfer eingesetzt werden. Darunter sind einige beliebte Haustiere wie Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, aber auch Tiere wie Esel, Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Gänse oder Lamas.

Ist die Wirksamkeit belegt?

Studien belegen, dass Tiere einen positiven Effekt auf unsere psychische und physische Gesundheit haben können. Neben der Stärkung unseres Immunsystems und dem Mehr an Bewegung konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass die Atemfrequenz der Probanden, die eine tiergestützte Therapie mit Alpakas gemacht haben, gleichmäßiger und ihr Blutdruck gesenkt wurde. Eine weitere systemische Studie, die 17 Studien in ihre Überprüfung einschloss, zeigt, dass die Studienteilnehmer, die unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Burnout oder posttraumatischen Belastungsstörungen litten, besonders in Krisenzeiten von ihren Haustieren profitierten und ihnen bei der Bewältigung ihrer Beschwerden geholfen haben – egal, ob es sich bei den Haustieren um Hunde, Katzen, Fische, Vögel oder Nagetiere handelte. Ausschlaggebend war immer, dass die Besitzer eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Haustier hatten, diese ihre Einsamkeit linderten, von Sorgen und Ängsten ablenkten und ihrem Leben einen Sinn gaben, da sie gebraucht wurden. Hundehalter wurden zudem zu sozialer Interaktion mit ihren Mitmenschen angeregt.

Eine weitere Studie aus den USA zeigt, dass Kinder, die mit einem Haustier aufwachsen und eine intensive Bindung zu ihren Haustieren pflegten, ein stärkeres Selbstwertgefühl hatten und dadurch seltener unter (Trennungs-) Ängsten oder Schüchternheit litten als Kinder, die ohne Haustier aufwuchsen. Natürlich sollte die Anschaffung eines Haustieres immer gut überlegt und die oberste Priorität eine artgerechte und liebevolle Haltung sein. Erfüllen Sie diese Voraussetzungen, steht es außer Frage, dass Sie mit einem Tier im privaten Umfeld viele positive gesundheitliche und soziale Effekte erzielen können.

Welche Haustiere eignen sich für Kinder?

Hund, Hase oder Hamster? Für die kindliche Entwicklung sind Haustiere förderlich. Aber die tierischen Freunde haben selbst unterschiedliche Ansprüche, müssen versorgt und beschäftigt werden. In unserem Elternblog ma-gazin geben wir Tipps.

Zum Artikel auf ma-gazin.de

Wer bietet Therapien mit Tieren an?

Das Angebot tiergestützter Therapien nimmt aufgrund steigender Nachfrage stetig zu. Der Europäische Dachverband für tiergestützte Therapie – European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) wurde an der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründet, um tiergestützte Therapien zu erforschen und zu fördern und stellt sicher, dass diese EU-weit einheitlich gestaltet und nur von speziell ausgebildeten Fachkräften angeboten werden. Für nähere Informationen zu den Qualitätskriterien und akkreditierten tiergestützten Therapien sollten Sie sich also zuerst an die ESAAT wenden. Übrigens: Natürlich gilt nicht nur bei Haustieren, sondern auch bei Tieren für Therapiezwecke, dass eine artgerechte Haltung und Versorgung immer oberste Priorität haben! Nur so kann das Wohl des Tieres, aber auch das Wohl der Therapiebedürftigen sichergestellt werden.

Wer trägt die Kosten?

In der Regel werden in Deutschland die Kosten tiergestützter Therapien nicht von den Krankenkassen erstattet oder bezuschusst. Nur in seltenen Ausnahmefällen werden z. B. die Kosten für die Hippotherapie von der Krankenkasse, der Pflegekasse, dem Jugend- oder Sozialamt getragen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine ärztliche Verordnung, der Nachweis, dass bisherige Maßnahmen erfolglos waren oder dringende pädagogische Gründe. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Stiftungen und gemeinnützige Vereine die Kosten für eine tiergestützte Therapie übernehmen.