BIG direkt gesund
Mann schwitzt bei Gehen und wischt sich den Schweiß weg

Hyperhidrose: Wenn Schwitzen eine Krankheit ist

Schwitzen ist wichtig für unseren Körper, denn es reguliert unsere Temperatur – so überhitzen wir auch im Sommer nicht. Manche Menschen schwitzen übermäßig stark. Diese Krankheit heißt Hyperhidrose und kann für Betroffene sehr belastend sein.

Wenn Sie Zeit in der Sonne verbringen oder körperlich hart arbeiten, erhitzen Sie. Ohne Ausgleich wäre das auf Dauer gefährlich. Ihr Körper reagiert – und schwitzt. Das Schweißwasser auf Ihrer Haut verdunstet und das wiederum kühlt Sie ab. Manche Menschen schwitzen ohne Anstrengungen und selbst bei kühlen Temperaturen: Sie leiden an Hyperhidrose.

Hyperhidrose: Was hinter dem krankhaften Schwitzen steckt

Hyperhidrose bedeutet, dass Ihr Körper übermäßig und krankhaft schwitzt. Etwa eine Million Menschen in Deutschland haben die Krankheit. Sie wird in zwei Arten unterschieden: primäre und sekundäre Hyperhidrose.

Die primäre Hyperhidrose bezeichnet eine Fehlfunktion im Nervensystem. Ein Teil dieses Systems mit dem Namen Sympathikus, kontrolliert die Schweißdrüsen. Bei der primären Hyperhidrose regt es die Drüsen übermäßig an. Diese Form der Hyperhidrose wird auch idiopathisch genannt. Der Ausdruck bedeutet, dass die Krankheit ohne erkennbare Ursachen besteht. Fest steht, dass die Hyperhidrose vererbt werden kann.

Die sekundäre Hyperhidrose hat eine erkennbare Ursache. Sie ist Begleiterscheinung anderer Krankheiten und hormoneller Veränderungen wie:

  • Diabetes
  • Tumorerkrankungen
  • psychische Erkrankungen wie Angstzustände
  • Nervenerkrankungen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Übergewicht
  • Wechseljahre

Außerdem können auch Medikamente oder Substanzen die sekundäre Hyperhidrose auslösen oder verstärken, darunter Arten von Antidepressiva, Augentropfen mit Pilocarpin, Schilddrüsenhormone und Kaffee.

Ob Sie eine primäre oder sekundäre Hyperhidrose haben, wird in einer ärztlichen Diagnose festgestellt und beeinflusst die Therapie.

Welche Symptome für welche Art der Hyperhidrose sprechen

Wenn Sie Hyperhidrose haben, unterscheidet sich das vom generellen Schwitzen. Menschen, die nicht betroffen sind, schwitzen situationsabhängig: Wenn ihnen warm ist, wenn sie sich körperlich betätigen oder wenn sie Stress empfinden. Hyperhidrose-Patienten dagegen schwitzen auch unabhängig von diesen Situationen, wobei Stress auch bei Ihnen zu Schweißausbrüchen führt.

Symptome der primären und sekundären Hyperhidrose:

  • Schwitzen Sie an einzelnen Körperstellen? Das spricht für die primäre Hyperhidrose. Diese begrenzte Erkrankung (fokale Hyperhidrose) erfolgt oft an den Achseln, Händen, Füßen oder am Kopf.
  • Schwitzen Sie meistens am ganzen Körper? Dies wird generalisiertes Schwitzen genannt und kommt eher bei der sekundären Hyperhidrose vor.
  • Schwitzen Sie auch nachts stark? Das ist in vielen Fällen ein Zeichen für die sekundäre Hyperhidrose.

Begleiterscheinungen beider Formen der Hyperhidrose sind soziale Probleme: Wer an Hyperhidrose leidet, empfindet oft Scham. Der Frust über den eigenen Körper und die Sorge, wie andere Menschen einen wahrnehmen, können zu sozialem Rückzug und Depressionen führen.

Die Hyperhidrose kann andere Erkrankungen wie Dermatitis und bakterielle Hauterkrankungen auslösen.

Hyperhidrose: Wie erfolgt die Diagnose?

Wenn Sie Ihr Schwitzen als übermäßig wahrnehmen, suchen Sie als erstes Ihren Hausarzt auf. Dieser kann Sie je nach Ursache an einen Hautarzt, Neurologen oder anderen Facharzt verweisen. Um eine Diagnose zu stellen, fragt der Arzt, an welchen Stellen und in welchen Situationen Sie schwitzen.

Wichtig für die Diagnose ist auch, seit wann Sie stark schwitzen: Menschen, bei denen die Symptome vor dem 25. Lebensjahr beginnen, haben öfter eine primäre Hyperhidrose. Sind in Ihrer Familie Fälle von Hyperhidrose bekannt? Die Krankheit ist vererblich. Außerdem ist Ihre eigene Wahrnehmung relevant: Wie stark stört Sie das Schwitzen und wie sehr hindert es Sie daran, Ihr Leben zu gestalten?

Bei der Untersuchung will der Arzt herausfinden, ob es sich um eine primäre oder sekundäre Hyperhidrose handelt. Denn eine sekundäre bedeutet, dass Sie möglicherweise andere Krankheiten haben oder Medikamente nicht vertragen. Hier setzt Ihre Therapie an: Andere Krankheiten werden bestenfalls rechtzeitig erkannt und behandelt. In der Folge können auch die Symptome der Hyperhidrose abklingen.

Weitere Tests bestätigen einen Hyperhidrose-Verdacht: Beim Jod-Stärke-Test (auch Minor-Test) nutzt der Arzt eine Jodlösung und Stärkepulver oder Stärkepapier, um übermäßig stark schwitzenden Körperstellen zu erkennen. Bilder der Ergebnisse können im Verlauf der Therapie genutzt werden, um zu erkennen, ob die Therapie erfolgreich ist. Bei der Gravimetrie misst der behandelnde Arzt die Schweißmenge. Dafür legt er ein Papier auf die Körperstelle und wiegt es nach einer bestimmten Zeit.

Therapie der primären Hyperhidrose

Im Gegenteil zur sekundären Hyperhidrose, ist bei der primären Hyperhidrose unklar, wovon sie ausgelöst wird: Der Sympathikus arbeitet zu stark. Wieso, ist bisher nicht abschließend erforscht. Trotzdem gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Roller und Cremes mit Aluminiumchloridsalzen:

Normale Deodorants funktionieren in der Regel nicht, um das Schwitzen zu bändigen. Sie überdecken lediglich kurzfristig den Geruch mit Parfums und töten die Bakterien, die den Schweißgeruch auf der Haut auslösen. Die Schweißmenge kontrollieren sie nicht. Antitranspirants mit Aluminiumsalzen hingegen hindern den Schweißfluss, indem sie die Schweißdrüsen verstopfen. Die Mittel können die Haut reizen. Es gibt sie in verschiedenen Stärken.

Medikamente:
Es gibt einige Medikamente, die das Schwitzen verringern. Dazu gehören Beta-Blocker, Psychopharmaka und Anticholinergika (Hemmer eines Neurotransmitters). Allerdings haben diese Medikamente oft Nebenwirkungen und helfen nicht immer.

Iontophorese:
Bei dieser Stromtherapie werden Ionen durch elektrischen Strom in die Haut geschleust. Das soll die Schweißdrüsen an den betroffenen Stellen einengen. Wie genau die Therapie wirkt, ist aber nicht geklärt.

Botulinumtoxin:
Das Toxin wird direkt in die Haut gespritzt und lähmt die Nervenenden. So bekommen die Schweißdrüsen keine Signale und produzieren keinen Schweiß. Die Behandlung ist teuer und oft schmerzhaft und muss etwa zweimal im Jahr wiederholt werden.

Operation:
Auch operative Verfahren sind möglich: Die Schweißdrüsen werden dabei abgesaugt und ausgekratzt. Ebenso kann der Sympathikus operativ blockiert werden. Beide Eingriffe werden nur vorgenommen, wenn keine andere Behandlung wirkt. Sie können zu Komplikationen führen und sind teuer. Außerdem können die Schweißdrüsen nachwachsen.