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Erschöpfte Mutter mit Kleinkind telefoniert und sitzt vor ihrem Laptop

Was ist Mental Load und wie kann man vorbeugen?

Wäsche waschen, kochen, das Pausenbrot für die Kinder schmieren – die offensichtlichen Aufgaben im Haushalt sind uns allen geläufig und werden immer noch hauptsächlich von Frauen erledigt. Aber nicht nur die. Hinzu kommen auch noch die zahlreichen Planungs- und Koordinierungsaufgaben, die sich im stillen Kämmerlein aka Kopf abspielen und ebenfalls für Stress, Frust und Erschöpfung sorgen – die Mental Load.

Was ist Mental Load?

Unter Mental Load fallen alle unsichtbaren To-dos. Kopfarbeit, ohne die eure Familie im puren Chaos versinken würde. Denn bekanntlich ist es ja nicht damit getan, dass ihr ein Geburtsgeschenk für den Freund eures Kindes besorgt.

Ihr müsst auch wissen, 

  • wann ihr es spätestens kaufen müsst,
  • über was sich das Kind freuen würde,
  • ob ihr Geschenkpapier im Haus habt,
  • wann der Geburtstag stattfindet,
  • wo der Freund wohnt,
  • wann euer Kind hingebracht und abgeholt werden muss
  • und ob der Termin mit anderen Terminen kollidiert.

Moment mal! In eurem Kalender steht tatsächlich, dass an dem Geburtstag das lang geplante Essen mit den Arbeitskollegen eures Partners stattfindet. Die letzten Worte eures Mannes, bevor er das Haus verließ: „Klar kann ich Max an dem Abend vom Geburtstag abholen!“

Nein, eben nicht. Oder auch: Danke für nichts.

Mental Load bedeutet also, dass ihr (um-)plant, delegiert, Prozesse in Gang bringt, Verknüpfungen herstellt – und das betrifft meist Frauen, was wiederum immer noch stark mit unserer Sozialisation und veralteten Rollenbildern zusammenhängt. 

Mental Load bei kinderlosen Paaren

Auch bei kinderlosen Paaren ist es meist die Frau, die trotz Vollzeitjob das gemeinsame Leben gedanklich organisiert. Sie erinnert den Mann an den Geburtstag seiner Mutter, kauft ein passendes Geschenk, plant und kocht das gemeinsame Essen, hat die Arzttermine des Partners im Blick usw. Zwar wünschen sich die meisten Frauen eine Veränderung, dennoch fallen immer mal wieder Aussagen wie: „Mein Mann stellt sich einfach total blöd an, wenn er die Einkaufsliste schreiben oder ein Geschenk besorgen soll. Also mach ich es lieber selbst.“

Deshalb ist Mental Load stressig

Jetzt noch zu erklären, dass uns Mental Load an den Rand der Erschöpfung bringen kann, erübrigt sich eigentlich von selbst. Aber wie bereits erwähnt, empfinden viele Frauen ihre Planungs- und Koordinierungsaufgaben als Selbstverständlichkeit beziehungsweise ertragen ihr Leid still.

Dann sind

  • schlaflose Nächte,
  • Schuldgefühle (denn natürlich gehen euch bei all den unsichtbaren To-dos auch mal Dinge durch),
  • Wut (insgeheim wünscht ihr euch, dass euer Partner nachempfindet, welche Last auf euren Schultern liegt)
  • und Erschöpfung bis hin zum Burnout vorprogrammiert.

Und so steht wie bei den offensichtlichen Haushalts- und Care-Arbeiten mal wieder die Frage im Raum: Wieso können wir die Masse an elterlichen und partnerschaftlichen Aufgaben nicht fairer untereinander aufteilen? Die gute Nachricht: Das ist möglich. Selbst dann, wenn euer Partner beruflich sehr stark eingebunden ist. Denn es geht ja in erster Linie nicht um die eigentlichen To-dos, sondern darum, die Orga so untereinander aufzuteilen, dass ihr gemeinsam euren Alltag im Kopf habt und dann planen könnt, wer welche Dinge erledigt.

So könnt ihr Mental Load vorbeugen

  1. Liste machenUm die Mental Load zu verringern, schreibt alles auf, was ihr täglich erledigt und im Kopf haben müsst. Dazu zählt beispielsweise auch: Wer achtet darauf, wann ihr neue Babywindeln braucht? Wer von euch hat im Blick, wann eure Kinder neue Kleidung oder Schuhe benötigen und wer kauft sie? Wer von euch macht die nächsten Arzttermine usw.
  2. Gemeinsame WochenplanungBesprecht alle To-dos einmal pro Woche in Ruhe und mithilfe eurer Listen. Hängt eure Listen an einen Ort, an dem alle Einsicht darauf haben und tragt wichtige Termine in einen gemeinsamen Kalender (in der Küche oder in eine gemeinsame Planungsapp) ein. Auch die Einkaufsliste sollte sich an einem Ort befinden, der für alle sichtbar ist und für den beide Elternteile zuständig sind.
  3. Männern etwas zutrauen und Erwartungen kommunizierenAuch wenn wir Frauen es ungern zugeben, manchmal geben wir die Zügel ungern aus der Hand. Verständlich! Wenn wir etwas bislang immer selbst erledigt haben, sind wir die Expertinnen. Aber wie bereits gesagt: Um die Mental Load zu verringern, müsst ihr Aufgaben nicht gleich komplett abgeben. Dennoch ist es wichtig, dass ihr auch eurem Partner zutraut, mit euren Kindern zum Arzt zu gehen oder ihnen neue Schuhe zu kaufen. Auch hierfür können Notizen mit den wichtigsten Infos sinnvoll sein. Zur Not kann man ja auch einfach mal kurz telefonieren, um sich abzusichern. Und natürlich müssen nicht beide Elternteile mit zur U-Untersuchung – die Termine kann aber auch mal der Vater telefonisch ausmachen und die Termine teilt ihr untereinander auf.
  4. Ältere Kinder mit einbindenJe deutlicher ihr innerhalb der Familie eure To-dos offenlegt, desto leichter können andere Familienmitglieder ein Verständnis dafür entwickeln, wie viel Arbeit ihr investiert, um euren Liebsten ein geregeltes und schönes Leben zu ermöglichen. Das gilt nicht nur für euren Partner, sondern auch für ältere Kinder, die ihr altersgerecht in die zu erledigenden Aufgaben mit einbinden könnt. Und denkt immer daran: Auch wenn sich dadurch Dinge langsamer erledigen, ist es wichtig, dass ihr Aufgaben abgebt, anstatt es mal eben schnell selbst zu machen.
  5. Wochen- oder MonatsrückblickBesonders dann, wenn ihr gerade erst begonnen habt, eure Mental Load zu verringern, ist es sinnvoll, dass ihr wöchentlich oder monatlich auf euren neuen Alltag zurückblickt und besprecht, was gut und was weniger gut gelaufen ist, euch noch mal neu organisiert oder der Sache einfach noch ein wenig mehr Zeit gebt. Es ist übrigens normal, dass solch ein "Abgebe-Prozess" bis zu einem Jahr dauert.
  6. Trick 17: Dinge einfach mal vergessenWenn eure Mental Load einfach nicht kleiner wird, weil euch euer Partner nicht unterstützt oder eure Kinder darauf pfeifen, kleinere Arbeiten zu übernehmen, ist es an der Zeit, eure To-dos auch einfach mal schleifen zu lassen. Wenn die Lieblingsschokolade des Kindes plötzlich nicht mehr auf dem Einkaufszettel steht und der Mann keinen Schimmer mehr hat, wann sein nächster Zahnarzttermin ist, hat Mama endlich mehr Zeit für sich und ganz nebenbei merken eure Liebsten, was all die gedanklichen Arbeiten wirklich wert sind. Gleiches gilt natürlich für die offensichtlichen Arbeiten. ;)

Seelische Gesundheit

Ein Burnout kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder Depressionen führen und belastet die Lebensqualität enorm. Die Ausprägungen sind dabei je nach persönlicher Situation und Krankheitsbild sehr verschieden und erfordern individuelle Lösungen. Die BIG unterstützt euch mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten.

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Mann sitzt sorgenvoll auf einer Couch.