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Junge beim Brustschwimmen

Leistungssport: Viele Pflichten, wenig Spaß?

Euer Kind betreibt regelmäßigen Sport im Sportverein? Ist genug Talent vorhanden, sind damit auch die ersten Weichen für den Leistungssport gelegt. Doch welche Vor- und Nachteile hat es eigentlich, wenn sich ein Kind dafür entscheidet, für seine große Leidenschaft alles zu geben? Das erfahrt ihr in unserem dritten Beitrag zum Thema Sport für Kinder!

Der Wandel vom regelmäßigen Ausüben einer Sportart hin zum Leistungssport geschieht meist schleichend. Üblicherweise beginnt er damit, dass der Nachwuchs immer häufiger an Wettkämpfen teilnimmt und aus Trainersicht ausbaufähiges Talent vorhanden ist. Entscheidet sich das Kind dann ganz bewusst für den Leistungssport, wird sich sein bisheriger Alltag sehr stark von dem anderer Kinder unterscheiden.

Ausschlaggebend für diesen großen Schritt ist daher nicht nur das Talent eures Kindes. Vor allem sollte es Spaß an der Sportart, dem Training und den Wettbewerben haben und dazu bereit sein, für den Sport einen Großteil seiner Freizeit aufzugeben.

Damit euch bewusst wird, was auf euer Kind und euch zukommt, hier die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:

Vorteile des Leistungssports

Lernen fürs Leben

Die ersten Fähigkeiten, die sich ein Kind durch den Leistungssport aneignen wird, sind Durchhaltevermögen und Disziplin. Beide Eigenschaften sind unerlässlich, um sich immer wieder aufs Neue zu motivieren, sich von Niederlagen nicht abschrecken zu lassen und seine Ziele zu verfolgen. Euer Kind profitiert aber auch in allen anderen Lebensbereichen davon, wenn es lernt, dass man mit dem eigenen Einsatz vieles erreichen kann.

Der Weg ist das Ziel

Das Ziel des Leistungssports besteht nicht nur darin, beim nächsten Wettkampf als Sieger auf dem Treppchen zu stehen. Jedes einzelne Training bedeutet auch, dass sich Kinder ihren Ängsten und Unsicherheiten stellen, dass sie kleine Leistungsverbesserungen erzielen und sich damit Schritt für Schritt ihren Zielen nähern.

Umgang mit Niederlagen

Jedes Kind will irgendwann endlich die Lorbeeren für all seine Mühen ernten und eine Medaille oder einen Pokal in den Händen halten. Doch selbst die größten Sporttalente müssen mit Niederlagen klarkommen, daraus lernen und weitermachen. Und genau dieser Kreislauf wird euer Kind stärken und es wird in der Lage sein, diesen Prozess auch in anderen Lebensbereichen anzuwenden.

Freunde mit gleichen Interessen

Leistungssport führt häufig zu intensiven Freundschaften, die auf viel Verständnis beruhen. Ist euer Kind mal wegen eines verlorenen Wettkampfes, zu viel Druck oder einer Verletzung traurig, sind Freunde, die sich der gleichen Sportart verschrieben haben, Gold wert. Außerdem ist es wesentlich einfacher für euer Kind, den Kontakt zu seinen Sportsfreunden zu pflegen als zu Kindern, die es nur in der Schule sieht.

Respekt und Toleranz

Ob es der Respekt vor den eigenen Leistungen, den Vereinskollegen oder dem Gegner ist – im Leistungssport werden Fairness, Respekt und Toleranz großgeschrieben. Diese positive Haltung wirkt sich natürlich ebenfalls auf andere Lebensbereiche aus.

Reisen und Sprachen

Leistungssport ist außerdem dabei behilflich, bereits als Kind „über den Tellerrand“ zu schauen – denn Wettkämpfe finden international statt. Reisen in andere Länder machen nicht nur Spaß, sondern schulen euren Nachwuchs darin, keine Berührungsängste mit anderen Kulturen zu haben – und ihre Fremdsprachenkenntnisse werden ebenfalls trainiert. Der Spruch „Sport überwindet Grenzen“ kommt also keinesfalls von ungefähr. 🙂

Nachteile des Leistungssports

Hoher Leistungsdruck

Wie es der Name bereits erahnen lässt, bedeutet Leistungssport, dass euer Kind grundlegend über seine Leistung definiert wird und sich auch selbst darüber definiert. Diesem Druck muss euer Kind gewachsen sein.

Tägliches Training

Je älter euer Kind ist, umso intensiver und länger werden auch meist die Trainingseinheiten. In der Regel beginnt der Tag bei Kindern und Jugendlichen, die im Leistungssport aktiv sind, nicht mit der ersten Schulstunde, sondern bereits davor mit der ersten Trainingseinheit. Zudem erfolgt gewöhnlich noch eine zweite Einheit nach der Schule. Für Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen ist dementsprechend erst am Abend Zeit.

Wochenende ist Wettkampfzeit

Neben intensivem Training in der Woche stehen die Wochenenden meist im Zeichen der Wettkämpfe. Diese finden häufig in anderen Städten oder sogar Ländern statt und nehmen somit schnell mehrere Tage in Beschlag.

Wenig Freizeit

Dieser Punkt erklärt sich natürlich schon von selbst. Der Tag hat nun mal nur 24 Stunden und neben Schule, Sport, Wettkämpfen und ausreichend Schlaf bleibt für Leistungssportler schlichtweg kaum noch Zeit, sich mit Freunden zu treffen oder einfach mal gar nichts zu tun.

Wenige Freunde außerhalb des Sports

Wenig Freizeit bedeutet gleichermaßen, dass euer Kind es schwer haben wird, Freundschaften außerhalb des Sports zu pflegen. Außenstehenden Kindern fällt es zudem oft schwer, Verständnis für den Alltag eines Kindes, das sich dem Leistungssport verschrieben hat, aufzubringen. Aber auch Freundschaften, die durch den Sport entstehen, können durch Konkurrenzdenken und Neid auf die Probe gestellt werden.

Erhöhte Verletzungsgefahr

Sport hält in erster Linie fit und gesund. Betreibt euer Kind allerdings Leistungssport, gehören Verletzungen bis hin zu chronischen Leiden zu den möglichen Risiken und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass eine Sportlerkarriere frühzeitig beendet werden muss.

Zusätzlicher Leistungsdruck

Kinder, die Leistungssport betreiben, sind durch Leistungssport und schulische Pflichten doppeltem Druck ausgesetzt. Ob euer Kind diesen Anforderungen gewachsen ist, könnt ihr eigentlich nur austesten und die Notbremse ziehen, sofern es eurem Nachwuchs damit über eine längere Zeit nicht gut geht. 

Die Rolle der Eltern

Doch nicht nur eure Kinder, sondern auch ihr werdet durch den Leistungssport mit einigen Veränderungen konfrontiert. Denn euer Nachwuchs wird nicht nur weniger Zeit für Freundschaften haben. Auch die Eltern-Kind-Phasen sind seltener, beziehungsweise beziehen sich diese häufig darauf, euren Nachwuchs von A nach B zu fahren und seine Anwesenheit eher aus der Ferne – genau genommen von der Zuschauerbank – genießen zu können. Zudem seid ihr auch in puncto Disziplin gefragt. Denn es wird sicherlich Tage geben, an denen eurem Kind Schule und Sport zu viel werden. Dann gilt es, euren Nachwuchs auf liebenswerte Art und Weise zu motivieren.

Hat euer Kind die Möglichkeit, auf ein Sportinternat zu gehen, werden eure gemeinsamen Phasen noch seltener. Allerdings fällt es den jungen Sportlern dort oft leichter, Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen. Denn zum einen nimmt das Lehrpersonal mehr Rücksicht auf die Doppelbelastung und zum anderen müssen die Kids nicht mehr so weite Fahrtwege in Kauf nehmen, um zwischen Schule und Training zu switchen. Zu guter Letzt habt auch ihr damit wieder die Möglichkeit, euren Alltag etwas freier zu gestalten.