Baldrian Blüte und Zweige mit einer Tinktur-Ampulle

Baldrian: Heilkraut für einen gesunden Schlaf und starke Nerven

Baldrian gilt als natürliches Beruhigungsmittel, das zum Beispiel bei Schlafstörungen und Prüfungsangst hilft. Wie das Heilkraut seine medizinische Wirkung entfaltet – und welche Effekte wissenschaftlich belegt sind?

Echter Baldrian, auch Großer Baldrian genannt, wächst am Rand von Waldwegen, an Flussufern und auf moorigen Wiesen. Seine aufrechten Stiele wachsen bis zu einem Meter in die Höhe. Von Mai bis Mitte August sprießen die vielen, kleinen Blüten in den Farben Rosa bis Weiß. Sie verströmen den charakteristischen, süßlichen Baldrian-Duft. Er ist nicht jedermanns Sache – Katzen lockt der Geruch aber reihenweise an, denn er erinnert an deren Sexualpheromone. Für medizinische Zwecke werden nur die Wurzeln der Pflanze verwendet.

Pflanzen-Lexikon: Welche Wirkstoffe stecken im Baldrian?

Die Wurzeln des Baldrians enthalten ätherische Öle. Diese bestehen aus verschiedenen Pflanzenstoffen; darunter Valepotriaten, die Krämpfe lösen sollen und den einzigartigen Duft des Heilkrauts verströmen.

Doch welcher Stoff ist für die beruhigende Wirkung von Baldrian verantwortlich? Das ist noch nicht eindeutig geklärt. Vermutlich ist es ein Zusammenspiel verschiedener Pflanzenstoffe. Sie interagieren mit bestimmten Botenstoffen und schlaffördernden Substanzen im Gehirn. Wenn Sie Baldrian regelmäßig einnehmen, wird unter anderem der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) vermehrt ausgeschüttet, aber nur in geringen Mengen wieder aufgenommen. Dadurch wird die Reizleitung in überaktiven Nervenzellen gehemmt, was wiederum beruhigt und entspannt.

Kräuterapotheke: Hilft Baldrian wirklich?

Viele Menschen leiden unter Schlafstörungen. Eine Untersuchung der Universität Freiburg zeigt, dass diese in über 80 Prozent der Fälle chronisch sind; das heißt, sie halten seit mindestens einem Jahr an. Baldrian ist ein beliebtes pflanzliches Arzneimittel, um leichten Schlafstörungen entgegenzuwirken. Zum einen hilft er, schneller einzuschlafen; zum anderen verbessert er die Qualität des Schlafs. Baldrian wird oft zusammen mit anderen Heilkräutern eingenommen, zum Beispiel mit Melisse oder Johanniskraut, die ebenfalls eine beruhigende Wirkung haben. 

Verschiedene Studien belegen außerdem, dass das Heilkraut Baldrian bei nervöser Unruhe hilft. So nehmen es viele vor Prüfungen oder in anderen stressigen Situationen.

Im Gegensatz zu synthetischen Beruhigungsmitteln gibt es bei Baldrian keine Belege, dass er abhängig oder benommen macht. Aufgrund fehlender Langzeitstudien sollten Sie das Heilkraut allerdings nicht länger als sechs Wochen am Stück einnehmen.

Wichtig

Baldrian ersetzt keine schulmedizinische Therapie. Das Kraut unterstützt lediglich eine Behandlung oder wird vorsorglich eingenommen. Nebenwirkungen treten normalerweise nicht auf – in seltenen Fällen kann es zu Magen-Darm-Problemen, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen kommen. Wenn Sie andere Beruhigungsmittel oder Medikamente nehmen, entstehen möglicherweise Wechselwirkungen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie das Heilkraut zu sich nehmen.

Wege zum Baldrian: Selbst sammeln oder kaufen?

Baldrian gibt es als Tee, Dragee, Tinktur oder Tropfen aus der Apotheke. Oder Sie sammeln selbst:

Baldrianwurzeln sammeln:

  • Am besten nutzen Sie Baldrian, den Sie selbst im Garten gepflanzt haben.
  • Gut geeignet sind zweijährige Pflanzen. Sie enthalten ausreichend Wirkstoffe.
  • Ernten Sie die Baldrianwurzeln im Herbst, am besten zwischen Ende September und Mitte Oktober.
  • Dafür graben Sie die Wurzeln mit einem Spaten aus.
  • Waschen Sie anschließend den Baldrian und entfernen sie kleinere Wurzeln.
  • Legen Sie den Baldrian zum Trocknen auf einen Rost, am besten an einen warmen und schattigen Ort.
  • Schneller geht’s im Ofen: Dafür die Wurzeln bei 45 Grad Celsius trocknen und die Ofentür mit einem Kochlöffel offenhalten, damit Feuchtigkeit entweichen kann.
  • Frische Triebe und Blüten passen übrigens hervorragend zu Salaten, auch als Dekoration.

Baldrian-Tee selbst zubereiten

  • Zwei Teelöffel getrocknete Baldrianwurzel mit 150 Millilitern heißem Wasser aufgießen.
  • Zehn Minuten ziehen lassen und anschließend abseihen.
  • Kalt angesetzter Tee ist weniger geschmacksintensiv: die Baldrianwurzel etwa 12 Stunden im Wasser ziehen lassen, vor dem Trinken kurz erhitzen und abseihen.
  • Tipp: Der Tee soll nicht nur bei Nervosität helfen, sondern auch bei Magen-Darm-Beschwerden.

Baldrian-Tinktur herstellen – so funktioniert‘s

  • Etwa 50 Gramm Baldrianwurzeln mit 250 Millilitern hochprozentigem Alkohol (zum Beispiel Doppelkorn oder Weingeist) in ein Schraubglas geben.
  • Gut verschließen und etwa sechs Wochen stehen lassen.
  • Anschließend Wurzelreste entfernen und die Tinktur in eine Flasche geben.

Heilkräuter und Heilpflanzen

Heilkräuter und Heilpflanzen sind Arzneimittel aus der Natur. Deren Blüten, Blätter, Wurzeln, Sprossteile, Früchte oder Beeren lindern Krankheiten und Beschwerden. Und das bereits seit der Antike. Heute kennen wir etwa 3.000 Heilpflanzen – aus etwa 500 von ihnen werden pflanzliche Arzneimittel hergestellt.
Viele Arzneimittel aus der Schulmedizin basieren auf Pflanzenextrakten. Und auch dort kommen rein pflanzliche Arzneimittel nach wie vor zum Einsatz: zum Beispiel Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen oder Mönchspfeffer bei Regelschmerzen. Daneben gibt es auch Heilpflanzen, deren Wirksamkeit nicht eindeutig bewiesen ist.
Was viele nicht wissen: Pflanzliche Medikamente können Wechselwirkungen mit chemischen Arzneimitteln haben – deshalb sollten Sie die Einnahme immer mit Ihrem behandelnden Arzt abklären.