Die Möglichkeiten von Krankenkassen, Kindesmissbrauch zu verhindern oder aufzuklären, sind sehr eingeschränkt. „Uns liegen bei einem Arzt- oder Krankenhausbesuch unserer Versicherten nur die Abrechnungskennziffern und Diagnosen vor. Wir haben jedoch im Gegensatz zu Ärztinnen und Ärzten sowie Kliniken keine Anamnesedaten. Das heißt, wir wissen, dass ein Kind einen Armbruch erlitten hat. Aber ob dieser durch einen Sturz von einem Spielgerät oder durch eine Misshandlung hervorgerufen wurde, wissen wir nicht“, so Peter Kaetsch.
Nutzung von GKV-Routinedaten klären
Die zentrale Frage ist, wie mit den GKV-Routinedaten zur Aufklärung von Kindesmissbrauch beigetragen werden kann. Dabei sind datenschutzrechtliche Fragestellungen zu klären, zum Beispiel inwiefern die Auswertung und Weitergabe solcher Daten auf welcher Ebene der Datenverdichtung möglich ist oder möglich gemacht werden muss. „Dazu muss auf politischer Ebene geklärt werden, welches Gut höher zu bewerten ist: der Daten- oder der Kinderschutz“, so Peter Kaetsch.
Unterstützung für das Projekt MeKidS.best
Die BIG ist selbstverständlich dazu bereit, bei Kooperationen mit allen Akteurinnen und Akteuren rund um das Thema Kinderschutz mitzuwirken und tut dies bereits. Seit März 2021 unterstützt die BIG das Konsortium des Innovationsfondsprojektes MeKidS.best – Medizinischer Kinderschutz im Ruhrgebiet. Gemeinsam wurde in dem Projekt eine neue Versorgungsform entwickelt, die auf das gesamte Bundesgebiet ausgerollt werden soll. Dabei soll erstmalig medizinischer Kinderschutz standardisiert, sektorenübergreifend und in lokalen sowie regionalen Netzwerken aufgebaut, erprobt und evaluiert werden. „Bei der BIG sind auch viele Kinder versichert. Wir möchten diese so gut wir können vor jeglicher Form von Missbrauch schützen“, bekräftigt Peter Kaetsch.
Versicherte und Mitarbeitende für das Thema sensibilisieren
Zudem wird die BIG die eigenen 512.000 Versicherten und 940 Mitarbeitenden für das Thema weiter sensibilisieren. „Wir appellieren an unsere Mitarbeitenden wie auch an unsere Versicherten, nicht wegzuschauen, wenn möglicherweise im eigenen Umfeld ein Kind missbraucht wird. Wir werden dafür auch auf die Aufklärungs- und Hilfeseite der Kampagne hinweisen, die gestern vorgestellt wurde“, so Peter Kaetsch.