Was ist Schröpfen?
Beim Schröpfen werden glockenförmige Gläser (aus Glas oder Kunststoff) mit einer kreisrunden Öffnung auf die Haut gesetzt, in denen durch Erhitzen (Feuerquelle – wird vor dem Auflegen wieder entfernt) oder Absaugen (mit einem Blasebalg) der Luft ein Unterdruck erzeugt wird. Dieses Vakuum sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße weiten und die geschröpfte Stelle stärker durchblutet wird.
Bei welchen Beschwerden soll Schröpfen helfen?
Das Schröpfen wird unter anderem bei diesen Beschwerden angewandt:
Verspannungen, Muskelverhärtungen (Myogelosen), Hexenschuss, Kniegelenksarthrose, Karpaltunnelsyndrom (Einklemmung des Mittelhandnervs im Handgelenkstunnel), Durchblutungsstörungen, Müdigkeit, Stress, Nerven- und Kopfschmerzen, Leber- und Gallen-Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Bluthochdruck, Asthma, Wechseljahresbeschwerden und depressiven Verstimmungen.
Schröpfen ist keine Kassenleistung
Das Schröpfen gehört nicht zum gesetzlichen Leistungskatalog und wird daher nicht von den Krankenkassen übernommen. Besprechen Sie sich vor der Behandlung mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt, ob schröpfen für Sie geeignet ist.
Wer bietet Schröpfen an?
Die Schröpftherapie wird vornehmlich von Arzt- oder Heilpraktikerpraxen, die auf Naturheilverfahren spezialisiert sind, angeboten. Auch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Masseure können das Schröpfen anbieten. Beim blutigen Schröpfen empfiehlt es sich, dieses nur von gut ausgebildeten Ärzten oder Heilpraktikern durchführen zu lassen. Grundsätzlich sollte die Behandlung vorher mit dem behandelndem Arzt oder Ärztin besprochen werden.
Information der DÄGf
Ein spezielles Zertifikat für das Schröpfen gibt es nicht. Schröpfen ist zum einen Teil der Grundausbildung der DÄGfA (Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V.), die Ärzte absolvieren müssen, um die Zusatzbezeichnung Akupunktur tragen zu können. Zum anderen ist Schröpfen in Theorie und Praxis auch Teil der Meisterausbildung. In acht Unterrichtseinheiten á 45 Minuten werden dabei Reiztechniken (Ci Fa) vermittelt. Dazu gehören traditionelle Stichtechniken, Schröpfen und Moxibustion, denn Schröpfen, Stechen und Brennen sind Teil der TCM-Therapie. Die Ausbildung richtet sich hauptsächlich an Ärzte. Aber auch medizinisches Personal kann in diesem besonderen Fall vertiefende Grundlagen der TCM erwerben.
Welche Körperbereiche kann man schröpfen?
In der Regel werden vor allem der Rückenbereich, Arme und Beine geschröpft. Da die Schröpfmethode durchblutungs- und stoffwechselanregend ist, wird sie auch zu kosmetischen Zwecken zur Verbesserung der Hautstruktur beispielsweise bei Cellulite oder zur Hautstraffung angewandt.
Gründliche Voruntersuchung
Vor dem Schröpfen sollte eine gründliche körperliche Untersuchung hinsichtlich der Beschwerden wie Verspannungen, Muskelverhärtungen und z. B. Durchblutung der Haut erfolgen. Dabei sollte auch der Allgemeinzustand und bestehende Erkrankungen mit berücksichtig werden. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird dann entschieden, ob Schröpfen geeignet und welche Schröpfmethode an welchen Stellen angewandt werden soll. In der TCM werden gezielte Akupunkturpunkte geschröpft. Die wichtigsten Schröpfzonen befinden sich auf dem Rücken. Auch die Länge der einzelnen Schröpfanwendungen und die Gesamtdauer werden individuell entschieden.
Welche Schröpfmethoden gibt es?
Das Schröpfen wird in drei Methoden unterteilt:
- Trockenes beziehungsweise unblutiges Schröpfen Das trockene beziehungsweise unblutige Schröpfen wird vor allem bei chronischen Beschwerden und vorbeugend eingesetzt. Hierbei wird das Schröpfglas für maximal 15 Minuten beispielsweise exakt auf die verspannte oder verhärtete Stelle am Rücken aufgesetzt. Durch Unterdruck saugt sich die Haut in das Schröpfglas, die Durchblutung wird angeregt und die Haut erwärmt sich. Rötungen, blaue Flecken (Hämatome) und Schwellungen können die Folge sein, die nach mehreren Stunden oder Tagen wieder abgeklungen sein sollten. Falls sich schon während des Schröpfens blaue Flecken bilden oder die Schröpfgläser von selbst abfallen, ist die Anwendung beendet. Trockenes Schröpfen kann auch zu Hause angewandt werden. Allerdings sollte dies nur nach ärztlicher Absprache und zur Sicherheit nur mit Schröpfgläsern erfolgen, bei denen der Unterdruck nicht durch eine Feuerquelle, sondern durch einen Blasebalg erzeugt wird.
- Blutiges Schröpfen Das blutige Schröpfen wird bei akuten Schmerzen angewandt. Hier wird die Haut der Schröpfstelle mit einer Nadel minimal eingeritzt. Durch den Unterdruck saugt das Schröpfglas Blut und Gewebeflüssigkeit aus den kleinen Schnittwunden. Dies soll die Ausleitung schädlicher Stoffe aus dem Körper ermöglichen und den Fluss von Blut und Lymphe verbessern. Zudem sollen durch den Schmerz des Anritzens innere Organe über Reflexe stärker beeinflusst werden. Der Nachteil ist, dass sich die Hautverletzungen infizieren beziehungsweise entzünden können. Strikte Hygienemaßnahmen sind bei dieser Methode daher Pflicht. Die Anwendung beträgt ebenfalls maximal eine viertel Stunde. Tritt bereits vorher kein Blut mehr aus, kann das Schröpfen vorher beendet werden.
- Schröpfmassage mit Creme oder Öl Bei der Schröpfmassage werden bestimmte Hautpartien zuerst eingeölt oder eingecremt und die Gläser im Anschluss über diese Stellen hin und her bewegt, um den klassischen Massageeffekt zu verstärken. Auch hierbei können blaurote Verfärbungen entstehen.
Ist Schröpfen gefährlich?
Beim Schröpfen entstehen in der Regel blaue Flecken, die allerdings Teil der Behandlung und somit erwünscht sind. Man sollte daher in den ersten Stunden nach der Behandlung nicht duschen oder baden. Starke Schmerzen sind mit dem Schröpfen nicht verbunden. Vorsicht ist beim blutigen Schröpfen geboten, da sich die eingeritzte Haut infizieren und entzünden kann. Da die Gesichtshaut sehr empfindlich ist, muss hier mit höchster Präzision und Vorsicht behandelt werden. Zudem sind die Schröpfgläser für das Gesicht wesentlich kleiner.
Wer sollte sich nicht beziehungsweise nur nach medizinischer Beratung schröpfen lassen?
Bei bestimmten Erkrankungen, Therapien oder in der Schwangerschaft sollte eine mögliche Behandlung nur durch einen speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt oder gegebenenfalls auf eine Behandlung verzichtet werden. Besprechen Sie dies unbedingt vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt:
- Einnahme von Blutverdünnern
- Entzündungen oder Verletzungen der Haut
- erhöhte Blutungsneigung
- Ödeme
- allergische Veränderungen der Haut
- schwere Herzerkrankungen
- nach einer Strahlentherapie
- Hautveränderungen nach Kortisonbehandlung
- Schwangerschaft
Über das Ärzteportal der DÄGf finden Sie qualifizierte Ärzte in Ihrer Nähe.