Anthroposophie: Ursprung, Prinzipien und ihre Anwendung in Medizin, Schule und Landwirtschaft

Letzte Aktualisierung: 10. September 2025Lesezeit: 4 Minuten
Die Lehre der Anthroposophie wird in verschiedenen Lebensbereichen angewandt – von der Medizin über die Pädagogik bis zur Landwirtschaft. Befürworter schätzen ihren ganzheitlichen Ansatz, doch viele ihrer Konzepte sind wissenschaftlich umstritten. Lest hier, warum, welche Bereiche sie u. a. umfasst und ob euch die BIG anthroposophische Mittel erstattet.
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Inhalt

Was ist Anthroposophie und wie ist sie entstanden?

Die Anthroposophie ist eine spirituelle Weltanschauung, die Anfang des 20. Jahrhunderts von dem österreichischen Philosophen Rudolf Steiner (1861–1925) begründet wurde. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Weisheit vom Menschen“. Ziel der Anthroposophie ist es, das Geistige im Menschen und in der Welt durch bewusstes Denken erfahrbar zu machen, Körper, Geist und Seele als Ganzes zu betrachten und durch die anthroposophische Medizin die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Was sind die Grundprinzipien der Anthroposophie?

Die Anthroposophie geht davon aus, dass die sichtbare Welt nur ein Teil der Realität ist. Dahinter existieren geistige Dimensionen, die durch bewusstes inneres Üben und meditative Schulung erschlossen werden können.

Zentrale Prinzipien sind

  • Mensch als viergliedriges Wesen mit physischem, ätherischem (Ätherleib), seelischem (Astralleib) und geistigem Anteil (Ich)
  • Glaube an Reinkarnation und karmische Entwicklung
  • freier Wille und die Möglichkeit bewusster Selbsterziehung
  • Kosmos als mit dem Menschen verbundenes, lebendiges Ganzes

Welche praktischen Bereiche umfasst die Anthroposophie?

Die Anthroposophie ist keine abstrakte Philosophie, sondern wird in unterschiedlichen Lebensbereichen angewandt. Hier die drei Wichtigsten.

Medizinische Anthroposophie

Die anthroposophische Medizin betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist. Krankheit gilt nicht nur als biologische Störung, sondern als Ausdruck eines Ungleichgewichts zwischen diesen Ebenen. Die Therapie zielt daher auf eine Wiederherstellung der inneren Balance und der Aktivierung der Selbstheilungskräfte.

Anthroposophische Medizin nur ergänzend

Im Zentrum der Therapie steht eine enge Arzt-Patienten-Beziehung, bei der der Mensch als aktiv mitgestaltendes Wesen gesehen wird. Die anthroposophische Medizin selbst versteht sich als komplementär zur Schulmedizin, nicht als deren Ersatz. Zudem ist der positive Nutzen der anthroposophischen Medizin wissenschaftlich nicht bewiesen.

Der Behandlung sollte daher gerade bei schweren und chronischen Erkrankungen unbedingt eine schulmedizinische Diagnose und falls notwendig Behandlung vorausgehen. Anschließend oder begleitend kann durch die medizinische Anthroposophie die Behandlung ergänzt oder allein weitergeführt werden, sollte keine schulmedizinische Behandlung mehr notwendig sein.

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Welche anthroposophischen Therapieformen gibt es?

  • Arzneimittel (mit homöopathischen und phytotherapeutischen Elementen) aus pflanzlichen, mineralischen und tierischen Substanzen (z. B. Arnika, Mistel, Kamille, Lavendel, Quarz, Eisen, Schwefel, Tintenfisch, Bienenprodukte)
  • Künstlerische Therapien (z. B. Malen, Musik, Sprachgestaltung)
  • Bewegungstherapien wie Heileurythmie
  • Gesprächstherapie und biografische Begleitung
  • Individuell abgestimmte Ernährung

Pädagogische Anthroposophie

Die bekannteste Umsetzung in der Pädagogik ist die Waldorfpädagogik, die 1919 von Steiner mit der ersten Waldorfschule in Stuttgart ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, Kinder altersgemäß und ganzheitlich zu fördern – intellektuell, künstlerisch, handwerklich und sozial.

Der Unterricht folgt einem entwicklungspsychologischen Stufenmodell. Kreativität, Eigenverantwortung und individuelles Lernen stehen im Vordergrund. Noten, Prüfungen und Frontalunterricht treten in den Hintergrund, besonders in den ersten Schuljahren.

Heute gibt es weltweit über 1.000 Waldorfschulen und zahlreiche Kindergärten, die diesen Ansatz verfolgen.

Biodynamische Landwirtschaft

Die biodynamische Landwirtschaft ist eine von Steiner entwickelte Form ökologischen Landbaus. Sie sieht den Hof als lebendigen Organismus und fördert geschlossene Kreisläufe von Tierhaltung, Pflanzenbau und Kompostwirtschaft.

Besonders charakteristisch sind biodynamische Präparate aus Heilpflanzen, Mineralien und tierischen Stoffen, die in homöopathischen Mengen zur Boden- und Pflanzenpflege eingesetzt werden. Außerdem orientiert sich biodynamische Landwirtschaft häufig an kosmischen Rhythmen wie Mondphasen.

Produkte aus biodynamischem Anbau tragen oft das Demeter-Siegel, das für hohe ökologische und spirituelle Qualitätsstandards steht.

Welche Kritik gibt es?

Aus wissenschaftlicher Sicht werden zentrale Konzepte wie Reinkarnation, Ätherleib oder kosmische Einflüsse als nicht empirisch belegbar kritisiert. Besonders in der Medizin wird auf die fehlende Evidenz vieler Präparate und Behandlungsmethoden hingewiesen.

Auch die Waldorfpädagogik gerät gelegentlich in die Kritik – etwa wegen esoterischer Inhalte im Unterricht oder mangelnder Transparenz in Bezug auf weltanschauliche Einflüsse. Zudem wurde einzelnen Einrichtungen eine zu starke Autoritätsstruktur oder Kritikschwäche vorgeworfen.

Mehr Infos zu anthroposophischen Arzneimitteln bekommt ihr beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

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