Vasektomie: Sterilisation beim Mann ist sicherste Verhütungsmethode

Eine Vasektomie ist mit einer Erfolgsquote von 99,5 Prozent die sicherste Verhütungsmethode, wenn ein Mann keine Kinder (mehr) zeugen möchte. Obwohl Eingriff und Risiken gering sind, entscheiden sich trotzdem nur wenige Männer für eine Sterilisation. Wir haben die wichtigsten Infos für Sie!

Was ist eine Vasektomie?

Bei der Vasektomie werden in einem einfachen ambulanten Eingriff meist unter örtlicher Betäubung beide Samenleiter durchtrennt, damit keine Spermien mehr ins Ejakulat übergehen können. Der rund 30-minütige Eingriff kann auf Wunsch mithilfe einer Spinalanästhesie oder unter Vollnarkose durchgeführt werden.

Es gibt zwei Vasektomie-Methoden, um an die Samenleiter zu gelangen:

  • Skalpell-Methode:zwei kleine Schnitte in die Hodensackhaut
  • Non-Skalpell-Methode:leichtes Anritzen und Spreizen der Hodensackhaut
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Übersicht

Wie sicher ist die Vasektomie und kann sie rückgängig gemacht werden?

Die Vasektomie ist für Männer ohne (weiteren) Kinderwunsch mit einem Pearl Index von 0,1 beziehungsweise einer Erfolgsquote von 99,5 Prozent die sicherste Verhütungsmethode. 

Es ist möglich, eine Sterilisation beim Mann rückgängig zu machen. Bei der Vaso-Vasostomie (Refertilisierung) werden die Samenleiterenden in einer rund zweistündigen OP unter Vollnarkose wieder zusammengenäht. Danach liegt die Schwangerschaftsrate allerdings nur noch zwischen 46 und 70 Prozent. Die Kosten liegen im vierstelligen Bereich.

Wie lange beträgt die Erholungszeit?

Nehmen Sie sich am Tag der Operation und weitere zwei bis drei Tage danach frei. Leichte Schmerzen sind in den ersten Tagen aufgrund der Wundheilung normal und sollten nach etwa drei Tagen abgeklungen sein. Kühlende Tücher und Schmerzmittel können Linderung verschaffen. Duschen können Sie nach zwei Tagen wieder. Halten sie dabei aber den direkten Duschstrahl von der Wunde fern. Ein Bad ist nach etwa zehn Tagen wieder möglich. Auf Sport sollten Sie mindestens zwei Wochen verzichten. Sex können Sie nach etwa vier bis fünf Tagen wieder haben. Achten Sie dabei auf Ihr Befinden. Ihr Körper und Ihre Psyche werden Ihnen mitteilen, wann Sie wieder bereit dazu sind. Aber: Klären Sie die genauen Maßnahmen immer ärztlich ab.

Ist man nach dem Eingriff sofort zeugungsunfähig?

Nach der Vasektomie ist der Mann immer noch fruchtbar, da sich immer noch Spermien in den Nebenhoden und den Samenleitern befinden. Um den langfristigen Erfolg der OP und die Menge der Samenzellen im Ejakulat festzustellen, muss nach sechs und nach 12 Wochen nach der OP die Samenflüssigkeit untersucht werden. Erst wenn die Anzahl unter 100.000 unbeweglichen Spermien pro Milliliter liegt, ist der Mann unfruchtbar und muss nicht mehr verhüten. Je nach Ergebnis sind weitere Untersuchungen notwendig.

Schützen Sie sich vor Geschlechtskrankheiten!

Eine Sterilisation schützt zwar vor einer Schwangerschaft, aber nicht vor Geschlechtskrankheiten. Zu ihnen zählen unter anderem Herpes Genitalis, Pilzinfektionen der Genitalien, Feigwarzen, Syphilis, Tripper (auch bekannt als „Gonorrhoe“) sowie Chlamydien-Infektionen. Und nicht zu vergessen wären da auch noch HIV und AIDS.

Infos und Tipps

Rekanalisierung

In ganz selten Fällen kann es passieren, dass die beiden durchtrennten Stümpfe des Samenleiters wieder zusammenwachsen (Rekanalisierung), wodurch nach Monaten bis Jahren der Mann wieder fruchtbar sein kann. Daher liegt der Pearl-Index nicht bei 0, sondern bei 0,1 Prozent. 

Der Pearl Index zeigt die Sicherheit von verschiedenen Verhütungsmethoden. 

Zum Vergleich: Die Antibabypille hat einen Pearl-Index zwischen 0,5 und 0,9, die weibliche Sterilisation zwischen 0,2 und 0,3 und ein Kondom zwischen 2 und 12. 

 

Wo sollte man die Vasektomie durchführen lassen und wie läuft ein ärztliches Aufklärungsgespräch ab?

Um die Risiken so gering wie möglich zu halten, sollte der/die Ärzt*in mindestens 50 Vasektomien jährlich oder ausschließlich Vasektomien durchführen. 

Im Aufklärungsgespräch können und sollten alle Fragen geklärt sowie über den Eingriff und mögliche Risiken aufgeklärt werden. Das Beratungsgespräch muss mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff erfolgen, damit der Mann ausreichend Bedenkzeit hat. Außerdem erfolgt eine körperliche Untersuchung, um festzustellen, ob eine Vasektomie durchgeführt und krankhafte Veränderungen ausgeschlossen werden können. 

Wie viele Männer lassen sich sterilisieren?

Bislang gibt es keine genauen Erhebungen, da die Sterilisation in der Regel ambulant durchgeführt und selbst bezahlt wird. Aus einer Befragung von 705 Personen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2018 ging hervor, dass drei Prozent der Männer zwischen 18 und 49 Jahren sterilisiert sind. Frauen liegen mit zwei Prozent nur knapp darunter.

Für welche Männer eignet sich die Sterilisation?

Prinzipiell kann sich jeder volljährige Mann für eine Vasektomie entscheiden. Die meisten Männer, die sich bislang sterilisieren lassen, sind über 30 Jahre alt und haben bereits Kinder. Wichtig ist, dass sich jeder Mann vor einer Sterilisation intensiv mit der Frage befasst, ob er Kinder haben möchte oder nicht. So kann es passieren, dass sich die Meinung beispielsweise aufgrund einer neuen Partnerschaft oder weil ein Kind verstorben ist, wieder ändert. Zudem ist es wichtig, dass in einer Partnerschaft beide Teile offen über ihre Wünsche sprechen, bevor man eine Entscheidung dafür oder dagegen fällt. Gehen Sie daher am besten gemeinsam zum Aufklärungsgespräch. 

Gibt es Risiken?

Die Risiken nach einer Vasektomie sind laut einer neuen britischen Studie, die 2023 auf der European Association of Urology präsentiert wurde, sehr gering.

Mögliche Risiken in den ersten Wochen nach der OP

  • Schmerzen und/oder Druckgefühl in den Nebenhoden - traten bei ein bis zwei Prozent der Männer auf.
  • Blutergüsse (Hämatome) - bilden sich wieder zurück und traten bei 1,9 Prozent der Befragten auf.
  • Wundinfektionen/Entzündungen (Epididymis) – können leicht behandelt werden und sind mit 1,6 Prozent ebenfalls selten.

Gibt es Spätfolgen?

  • Chronische Hodenschmerzen (Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom) können eine Spätfolge der Sterilisation beim Mann sein. Sie ist jedoch mit 0,2 Prozent noch seltener als die kurzzeitigen Risiken.

Erhöht eine Vasektomie das Prostatakrebsrisiko?

Viele Männer befürchten, dass die Vasektomie das Prostatakrebsrisiko erhöht. Laut mancher Studien stimmt es, dass es ein statistisch erhöhtes Risiko für Prostatatkrebs nach der Sterilisation gibt. Allerdings sei dies laut einer Meta-Analyse aus dem Jahr 2017 so minimal, dass es höchstwahrscheinlich keine klinische Bedeutung habe.

Eine weitere große Studie aus dem Jahr 2016, erschienen im Journal of Clinical Oncology, kam zu dem Schluss, dass eine Vasektomie das Prostatarisko nicht erhöht.

Was zahlen gesetzliche Krankenkassen?

Gesetzliche Krankenkassen wie BIG direkt gesund zahlen das Aufklärungsgespräch zahlen. Die OP-Kosten belaufen sich je nach Praxis und Betäubungsart auf etwa 400 bis 750 Euro und sind eine Privatleistung. Welche Kosten auf Sie zukommen, können Sie in der Regel bereits vor oder während des Aufklärungsgespräches klären. Erkundigen Sie sich auch, ob die Kontrolluntersuchungen nach dem Eingriff im Preis mit inbegriffen sind oder separat berechnet werden.

Männer können Frau durch Sterilisation entlasten

Besteht bei einem Mann oder einem Paar kein (weiterer) Kinderwunsch, ist die Vasektomie gerade in einer festen Partnerschaft die sicherste, einfachste, risikoärmste und kostengünstigste Verhütungsmethode. Bei Frauen ist die Sterilisation weitaus unsicherer, risikoreicher, aufwendiger und teurer, trotzdem lassen sich Frauen fast so häufig sterilisieren wie Männer. Hinzu kommen die Risiken, denen eine Frau stattdessen mit hormonellen Verhütungsmitteln ausgesetzt wird. Warum ist das so? Zum einen, weil mehrheitlich immer noch Frauen für die Verhütung verantwortlich gemacht werden und zum anderen, weil sich einige Mythen um die Vasektomie ranken. Wir klären Sie gerne auf!

Vasektomie führt angeblich zu ...

  • Narben Nur ganz selten bleiben leichte Narben sichtbar. In den meisten Fällen sieht man später gar nichts mehr.
  • Errektionsproblemen und Impotenz Sie führt weder zu Errektionsproblemen noch zu Impotenz.
  • reduzierter Ejakulation/Ausbleiben der Ejakulation Das Ejakulat bleibt erhalten. Die Spermamenge nimmt aufgrund der fehlenden Samenzellen um maximal fünf Prozent ab.

  • Samenstau Spermien werden weiterhin produziert, fließen jedoch nicht mehr ab und lagern sich in den Nebenhoden an. Dort sterben sie ab und werden von den körpereigenen Zellen abgebaut. Ein Stau entsteht dadurch nicht!
  • Abnahme der Männlichkeit/Abbau des Testosterons Die Vasektomie wirkt sich nicht auf die Testosteron-Produktion beziehungsweise den Hormonhaushalt aus.

  • sexueller Unlust Die Lust auf Sex wird nicht beeinflusst.
  • Kastration Die Vasektomie ist eine Sterilisation und keine Kastration.
Patientin und Ärztin im Gespräch

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