Alles Schlechte kommt von oben
Nocebo stammt aus dem lateinischen und bedeutet „ich werde Schaden“. Wie auch bei einem Placebo-Effekt liegt die Ursache für die, in diesem Fall negativen Wirkungen, nicht beim Medikament, sondern an unserer Psyche. Die Warnung vor möglichen Nebenwirkungen reicht also bereits aus, um die besagten negativen Wirkungen zu verursachen. Oft lassen wir uns von anderen Menschen und ihren Krankheitszeichen anstecken und leiden dann plötzlich auch an Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Nocebo ist also reine Kopfsache.
Der Nocebo-Effekt existiert bereits seit vielen Jahren. Er wird z. B. seit über 2000 Jahren in der Voodoo-Zauberei verwendet. Voodoo macht sich die Sorgen und Ängste der Menschen zunutze, um ihnen Leid zuzufügen.
Wieso kann sich der Krankheitszustand trotz Medikament verschlechtern?
Diese berechtigte Frage, kann wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt werden. Ärzte und Forscher vermuten, dass negative Erwartungen und Gedanken den Spiegel an Endorphinen senken. Endorphin wird umgangssprachlich oft als Glückshormon bezeichnet. Sinkt der Gehalt des Glückshormons, kann dies dazu führen, dass sich der Patient trotz entsprechender Medikamente schlechter fühlt. Zusätzlich werden bei negativen Erwartungen Botenstoffe im Gehirn freigesetzt, die für das Gefühl von Angst und Panik mitverantwortlich sind.
Der Forschung sind die Hände gebunden
Der Nocebo-Effekt lässt sich nur sehr schwer erforschen. Studien würden bedeuten, dass man den Testpersonen körperliche Schmerzen zumuten würde, oder gar die Entwicklung einer Krankheit unterstützt. Dies ist ethisch nicht vertretbar, weshalb die genauen Ursachen für den Nocebo-Effekt vorerst unbekannt bleiben.
Auch eine Studie mit bereits erkrankten Teilnehmern ist ethisch eher fragwürdig, da ein Arzt seinem Patienten kein wirksames Medikament verschreiben kann und hierbei dem Patienten gleichzeitig deutlich machen müsste, dass das Medikament nicht helfen, sondern den Zustand verschlechtern wird.
Ängstliche Menschen leiden öfter am Nocebo-Effekt
Angstsituationen rufen den Nocebo-Effekt hervor. Besonders bei eher ängstlichen Menschen lässt sich der Nocebo-Effekt deutlich häufiger feststellen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Jeder, der glaubt krank zu werden auch wirklich krank wird.
Einige Faktoren können den Nocebo-Effekt bei ängstlichen Menschen besonders begünstigen:
Beipackzettel und Behandlungen von Ärzten
Bei einem Nocebo-Effekt kann oftmals schon das Wissen über mögliche Risiken ausreichen, um Krankheitssymptome hervorzurufen. Der Beipackzettel kann also ein gesundheitliches Risiko darstellen und Ärzte sollten bei besonders ängstlichen Patienten ihre Worte sorgfältig wählen. Um Nocebo-Effekte weitestgehend zu vermeiden, muss das Bewusstsein für diesen Effekt unter Ärzten und Apothekern geschärft werden. Besonders in stressigen Situationen können ängstliche Patienten das Gesagte schnell fehlinterpretieren.
Dr. Google’s Diagnose: Nocebo
Jeder kennt es: Im rechten Arm zieht es leicht, fragen wir doch mal Dr. Google, was er zu diesen Symptomen meint. Und eh man sich versieht, ist man todkrank, zumindest laut dem Internet. Im Internet finden Sie zu Medikamenten, Behandlungen und Symptomen tausende von Informationen. Die ungefilterte Mischung aus Fachbeiträgen und Meinungen unserer Mitmenschen lassen so ziemlich jede Diagnose, Wirkung und Risiko zu. Grundsätzlich sollten Sie alle Informationen, die Sie im Internet finden, mit Vorsicht betrachten. Fragen Sie lieber Ihren Hausarzt, bevor Sie dem Nocebo-Effekt zum Opfer fallen.
Stressfrei ist einfach gesünder
Das Dauerstress nicht unbedingt die Gesundheit fördert ist kein Geheimnis. Negative Gedanken und schlimme Erwartungen können diesen Stress weiter verstärken und Ihr Immunsystem schwächen.
Eine positive Einstellung wirkt sich grundsätzlich positiv auf Ihren Körper und Ihre Gesundheit aus. Lassen Sie sich von Beipackzetteln, Internet Diagnosen und vermeintlichen Expertentipps aus dem Bekanntenkreis nicht verunsichern. Wer sich zu viele Gedanken macht, kann sich nämlich krank denken.