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Lest hier, wie Blutkrebs bei jungen Menschen diagnostiziert und behandelt wird und welche Krebsformen bei ihnen außerdem häufiger vorkommen.
Eine gute Nachricht vorweg: Eine Krebserkrankung kann bei Kindern und Jugendlichen meist besser behandelt und geheilt werden als bei Erwachsenen. Vorausgesetzt, der Krebs wird rechtzeitig entdeckt. Doch bei der akuten lymphoblastischen Leukämie ist das gar nicht so einfach.
Was ist die akute lymphoblastische Leukämie (ALL)?
Die akute lymphoblastische Leukämie entsteht im Knochenmark und ist eine bösartige (maligne) Multisystemerkrankung des blutbildendes Systems. Bei ALL werden unreife weiße Blutzellen (Leukozyten) überproduziert (Entartung), wodurch die gesunde Blutbildung mit weißen ausgereiften Blutzellen, roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) nur noch unzureichend funktioniert. Da im Knochenmark das gesamte Blut gebildet wird und die Erkrankung dort entsteht, ist auch das gesamte Lymph- und Organsystem von Leukämie betroffen. Unbehandelt verläuft ALL in den meisten Fällen tödlich.

Kinder- und Jugendvorsorge
Was sind typische ALL-Symptome?
ALL ist deshalb tückisch, weil erste äußere Symptome schwer zu erkennen sind beziehungsweise die Symptome für sich eher harmlos wirken. In der Regel wird daher ALL erst in einem bereits fortgeschrittenen Stadium durch eine ärztliche Diagnostik entdeckt.
ALL-Symptome
- Blässe und Erschöpfung:da zu wenig rote Blutkörperchen gebildet werden
- Blaue Flecken:Blutgerinnung funktioniert nicht mehr richtig
- Gehäufte Infekte:durch den Mangel an gesunden Abwehrzellen
Wie wird ALL bei Kindern diagnostiziert?
Oft erfolgt zuerst ein Blutbild, durch das eine Blutarmut (Anämie) oder ein Mangel an Blutplättchen nachgewiesen wird. Das Blutbild kann aber bezüglich der Leukämiezellen trotzdem unauffällig sein, da sich die entarteten Zellen selbst oft nur im Knochenmark befinden. Eine Gewebeuntersuchung des Knochenmarks ist daher die einzige Möglichkeit, eine lymphoblastische Leukämie zu diagnostizieren.
Wie wird Leukämie bei Kindern behandelt?
Die Behandlung der lymphoblastischen Leukämie erfolgt bei Kindern wie bei Erwachsenen durch eine Chemotherapie (Medikamente) – beispielsweise mit dem Medikament Imatinib Mesilat. Dieses kann die Krebszellen gezielt bekämpfen und wurde zuerst nur bei Erwachsenen, mittlerweile aber auch erfolgreich bei Kindern angewandt. In Deutschland liegt die Erfolgsquote einer vollständigen Heilung bei Kindern bei etwa 70 Prozent. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland damit sehr gut ab. Warum die Therapie nicht bei allen Erkrankten anschlägt, muss weiter erforscht werden. Außerdem ist bislang nicht geklärt, ob eine Chemotherapie bei Kindern Langzeitfolgen mit sich bringt, die sich vielleicht erst Jahrzehnte später zeigen. Zudem werden weitere Medikamente entwickelt, die die Krebszellen gezielter besiegen als ältere Medikamente.
Was sind die Ursachen für ALL?
Dazu gibt es bislang nur Vermutungen. Umweltfaktoren sollen nicht daran beteiligt sein. Fest steht, dass bereits ungeborene Babys an Leukämie erkranken können. Allerdings geht man hierbei weniger von einer Veranlagung und mehr von einem reinen Zufall aus. Im Knochenmark kommt es zu einer schnellen Bildung neuer Zellen, wodurch das Erbgut ebenfalls schnell fehlerhaft sein und schlussendlich zur Zellentartung führen kann.
Außerdem haben Expert*innen festgestellt, dass Kinder mit häufigen Infekten, geimpfte Kinder, Kindergartenkinder und Kinder mit Geschwistern seltener an Leukämie erkranken. Ein trainiertes Immunsystem (Antikörper) scheint also möglicherweise eine wichtige Rolle zu spielen.
Wie geht es nach der Heilung weiter?
Nach der Heilung kann wie bei allen anderen Krebsarten nicht ausgeschlossen werden, dass sich wieder neue Krebszellen bilden. Ist das Kind allerdings die ersten drei Jahre krebsfrei, ist das Risiko einer erneuten ALL bereits sehr gering. Dennoch besteht gerade in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Therapie immer noch eine höhere Infektanfälligkeit und es kann auch zehn Jahre später immer noch zu einem Rückfall kommen. Wichtig ist daher, das Kind und mögliche Symptome gut im Blick zu haben und mögliche Anzeichen gerade in den ersten Jahren nach der Krebstherapie sofort ärztlich abklären zu lassen.
Was sind die häufigsten Krebsformen bei Kindern und Jugendlichen?
- Leukämien:ca. 30 Prozent
- Tumore des zentralen Nervensystem (ZNS) :also des Gehirns/Rückenmarks ca. 24 Prozent
- Lymphdrüsenkrebs (Lymphome) :ca. 15 Prozent
- Weichteilsarkome:im Fett-, Binde-, Knorpel oder im Nervengewebe ca. 5,7 Prozent
- Knochentumore:ca. 5,1 Prozent
- Nierentumore (Nephroblastome/Wilms-Tumor) :ca. 4,5 Prozent
Mehr Infos findet ihr zum Beispiel bei der

Kinderdemenz: Diagnose erfolgt oft zu spät
