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Bannbotschaften und Liebesentzug: 7 Sätze, die ihr niemals zu euren Kindern sagen solltet

Als Eltern erlebt ihr oft Situationen, in denen eure Kinder ihre Grenzen so stark ausreizen oder sich angeblich so “blöd anstellen”, dass ihr ihnen Dinge sagt, die euch später meist wieder leidtun. Durch die Corona-Krise kommen diese Situationen noch häufiger vor als sonst. Leider kann so ein aus dem Affekt und der Hilflosigkeit herausgerutschter Satz in einem Kind großen Schaden anrichten. Wir wollen euch heute sieben negative Sätze – dazu zählen vor allem Bannbotschaften – nennen, die Eltern zu ihren Kindern niemals sagen sollten, und erklären, warum und was diese Aussagen mit ihrem eigenen inneren Schattenkind zu tun haben können!

Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen und Vorbilder ihrer Kinder. Eure Kinder zählen also nicht nur auf eure Unterstützung und bedingungslose Liebe, sondern schauen sich auch viel von eurem Verhalten ab. Zudem vergisst eine Kinderseele nicht so schnell, weshalb wir alle mal mehr und mal weniger unser gesamtes Leben lang mit negativen Glaubenssätzen aus unserer Kindheit und Jugend (meist unbewusst) konfrontiert werden. Darauf gehen wir am Ende des Beitrags noch mal genauer ein. Für eine schöne und unbeschwerte Kindheit und ein gesundes Selbstwertgefühl ist es daher wichtig, dass ihr trotz schwieriger familiärer Situationen körperliche sowie psychische beziehungsweise verbale Gewalt gegen Kinder immer vermeidet. Zu diesen verbalen Bestrafungen zählen auch die sogenannten Bannbotschaften und Liebesentzug. Den Begriff Bannbotschaft hat die Psychotherapeutin Sabine Unger geprägt und bezeichnet negative Aussagen, die verletzen, entmutigen und sich dadurch negativ auf das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein auswirken können.

7 Bannbotschaften und verletzende Aussagen, die ihr niemals zu eurem Kind sagen solltet!

  • 1. Du Heulsuse! Wenn Kinder weinen, geht es ihnen nicht gut. Fordern wir dann auch noch das Kind auf, damit aufzuhören, sprechen wir ihm erstens seine Gefühle ab und zweitens ist doch klar, dass es dem Kind dadurch noch schlechter gehen wird und es sich für seinen Gefühlsausbruch schämt.

    Fragt euer Kind stattdessen, warum es sich gerade so fühlt, zeigt Verständnis und fragt es, ob ihr es beispielsweise in die Arme nehmen/trösten sollt.
  • 2. Wie kann man sich nur so blöd anstellen/ wie kann man nur so ungeschickt sein?/ Du kannst das eh nicht! Wenn ihr eurem Kind immer wieder sagt, dass es sich blöd anstellt, ungeschickt ist oder etwas eh nicht kann, dann kann es auch nicht lernen, auf seine Fähigkeiten zu vertrauen, sondern geht bereits davon aus, dass es scheitern wird (Selbsterfüllende Prophezeiung). Wie soll es da noch zu einem selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen?

    Sagt ihm stattdessen, dass es gar nicht schlimm ist, wenn eine Sache noch nicht auf Anhieb klappt und motiviert es, nicht aufzugeben: „Mit etwas Übung schaffst du das! Ich glaub an dich!“ Natürlich könnt ihr in bestimmten Situationen auch eure Hilfe anbieten und eine Hürde gemeinsam meistern. Indem ihr außerdem sagt, was euer Kind bereits gut kann, stärkt ihr sein Selbstwertgefühl zusätzlich und motiviert es, am Ball zu bleiben.
  • 3. Wegen dir geht es mir so schlecht! Diese Aussage kann in eurem Kind genauso tiefe Wunden hinterlassen wie der Satz: „Ich hab dich nicht mehr lieb!“ Macht euer Kind niemals für eure Lebens- oder Gefühlslage verantwortlich und lernt eure Kinder so anzunehmen und zu lieben, wie sie sind. Mit solch einem Satz bewirkt ihr, dass sich euer Kind wertlos, ungeliebt, schuldig und verantwortlich für euch fühlt. Diese Situation sollte bei einem Kind und auch bei einem Jugendlichen niemals eintreten.
  • 4. Ein Indianer kennt keinen Schmerz/stell dich nicht so an! Die Aussage trifft euer Kind ähnlich hart wie die, nicht “heulen“ zu dürfen. Wenn sich ein Kind wehgetan hat, sorgen Schmerz und Schock dafür, dass es weint. Diese körperlichen Signale und Gefühle unterdrücken zu müssen, lehrt euer Kind, dass es nicht okay ist, auf seine Gefühle und seinen Körper zu hören und dass Emotionen wie Schmerz und Traurigkeit schwach sind. Also wird es ab jetzt versuchen, sich diese Gefühle zu verbieten und die eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen. Vermeidet auch Sätze wie: „Das war doch gar nicht so schlimm!“ Auch damit drückt ihr aus, dass euer Kind überreagiert und ihr seine Gefühle und Bedürfnisse nicht ernst nehmt.

    Fragt euer Kind stattdessen, ob es sich wehgetan hat, erlaubt ihm seine Gefühle, fragt es, ob ihr es trösten dürft und klebt zum Beispiel gemeinsam ein tolles Pflaster auf die Wunde. Übrigens: Damit verweichlicht euer Kind nicht. Es lernt, dass es seine Gefühle äußern darf, es gehört wird, dass ihr da seid und dass Schmerz und Schock dadurch schnell wieder vorbei sind.
  • 5. Das macht dir Angst? Du bist echt ein Angsthase/Schisser! Kinderängste, wie etwa die Angst vor Dunkelheit, Tieren oder Monstern unter dem Bett, sind total normal und irgendwann wieder vorbei. Auch hier gilt es, die Gefühle und Bedürfnisse eurer Kinder ernst zu nehmen, Verständnis zu zeigen, sie zu beruhigen und dabei zu unterstützen, die jeweilige Angst zu mindern.
  • 6. Nie räumst du dein Zimmer auf! Außerdem solltet ihr Aussagen vermeiden, die “immer” oder “nie” enthalten wie zum Beispiel: “Nie räumst du dein Zimmer auf!” Erstens stimmen diese Aussagen nicht und zweitens sind sie nicht zielführend, da sie euer Kind eher demotivieren und es dadurch denken wird, dass es eine Sache noch nie gut gemacht hat und auch niemals gut machen wird.

    Versucht stattdessen eine positive und motivierende Bitte zu formulieren: „Du hast doch am letzten Wochenende dein Zimmer ganz toll aufgeräumt. Das hat mir sehr geholfen. Kannst du das jetzt auch wieder machen?“
  • 7. Ich hab dich nicht mehr lieb! Einer der wohl schlimmsten Sätze, die man einem Kind sagen kann. Droht eurem Kind niemals Liebesentzug an. Auch dann nicht, wenn es euch bis zum Äußersten reizt und wütend macht.

    Sagt eurem Kind stattdessen, dass und wieso ihr gerade sehr wütend, enttäuscht oder traurig seid und sofern es ganz schlimm ist, eine kurze Auszeit (in einem anderen Zimmer oder Ähnliches) benötigt. Oder ihr bittet euer Kind, in sein Zimmer zu gehen, bis es sich beruhigt hat. Wichtig ist außerdem, dass ihr eurem Kind sagt, dass ihr es immer liebt. Egal, wie wütend ihr seid.

Konfrontation mit dem eigenen Schattenkind

Dem eigentlichen Grund auf die Schliche zu kommen, wieso ihr eurem Kind solche verletzenden Sätze überhaupt sagt, erfordert eine emotionale Reise in eure Vergangenheit: Denn hier geht es häufig um euer eigenes inneres Schattenkind, das sich plötzlich Gehör verschafft. Genau wie es durch eure Reaktionen bei euren Kindern passiert, haben sich durch negative Erfahrungen wie zum Beispiel durch verletzende Aussagen eurer Eltern oder Liebesentzug in eurer eigenen Kindheit und Jugend negative Glaubenssätze verankert, die immer wieder dann ausbrechen können, wenn diese Glaubenssätze getriggert werden. Wut, Traurigkeit und Ohnmacht können dann, ohne dass es euch bewusst ist und ohne dass euer Kind etwas dafür kann, demütigende Aussagen oder sogar körperliche Gewalt zur Folge haben.

Die häufigsten Kinderängste: Wie Eltern helfen können

Kinder erleben jeden Tag Situationen, die ihnen Angst machen. Und Angst ist nicht unbedingt schlecht, denn sie signalisiert uns, dass wir uns vor etwas oder jemandem schützen oder vorsichtig sein sollten, damit uns nichts passiert. Doch manchmal sind Ängste auch unbegründet oder übertrieben.

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Kinder trösten: Warum elterlicher Trost so wichtig ist!

Egal ob Junge oder Mädchen: Wenn Kinder weinen, machen sie das aus einem ganz bestimmten Grund. Allerdings ist dieser für Erwachsene nicht immer nachvollziehbar. Doch ganz egal, aus welchem Grund die Tränen kullern oder eure Kinder traurig sind: Kinder zu trösten, ist sehr wichtig!

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