Grundschulkind steht an der Tafel und addiert falsch

Dyskalkulie bei Kindern: Rechenstörung erkennen und behandeln

Bestimmt habt ihr schon häufiger von Dyskalkulie bei Kindern gehört, aber ab wann spricht man eigentlich offiziell von einer Rechenstörung und wie könnt ihr dann euer Kind unterstützen?

Was ist Dyskalkulie bei Kindern?

Die Dyskalkulie zählt zu den Lernstörungen und ist eine veranlagte Beeinträchtigung des arithmetischen Denkens. Zwischen drei und sieben Prozent der Menschen in Deutschland sind von Dyskalkulie betroffen. Zwar haben weitaus mehr Kinder und Erwachsene Probleme mit dem Rechnen, aber bei Menschen mit Dyskalkulie besteht die Störung bereits bei einfachsten Rechenaufgaben und macht sich meist schon vor der Einschulung bemerkbar. Ganz wichtig dabei: Die Rechenschwäche steht nicht für eine verminderte Intelligenz oder Faulheit, sondern ist ein kompensierbares Verständnisproblem im arithmetischen Grundlagenbereich. Mädchen sind ungefähr gleichhäufig bis minimal häufiger betroffen als Jungen. Die Rechenschwäche wirkt sich oft auch auf andere Schulfächer wie Chemie und Physik aus.

Häufige Anzeichen für eine Rechenstörung

Bei der Rechenstörung treten sehr häufig folgende Symptome auf:

Kinder haben große Probleme …

 

  • beim Umgang mit Zahlen – beispielsweise beim Lesen der Uhr und beim Umgang mit Geld.
  • mit Mengenverhältnissen wie „wenig“ und „viel“.
  • beim Abzählen.
  • beim Rückwärtszählen.
  • beim Umgang mit Einheiten wie Gewicht.
  • diktierte bzw. gehörte Zahlen und Aufgaben niederzuschreiben und umgekehrt.
  • Grundrechenarten und Rechenvorgänge zu verstehen.
  • mit ihrem visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis.
  • die Aufgaben zu verstehen und in einem bestimmten Zeitrahmen zu lösen, sofern sie es überhaupt ohne zusätzliche Hilfe schaffen.

Weitere mögliche Anzeichen

  • Frustration und Demotivation
  • Angst vor dem Unterricht und Prüfungen
  • große psychische Belastung/Depressionen
  • Mobbing und Ausgrenzung
  • schlechte Noten
zwei Personen am Laptop

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Dyskalkulie und weitere Störungen

Untersuchungen zeigen, dass Dyskalkulie häufig in Verbindung mit weiteren Störungen steht. 

Dazu zählen:

  • Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie)
  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS)
  • Ängste (u. a. vor Prüfungen)
  • Depressionen
  • Störungen des Sozialverhaltens (z. B. Aggressionen)

Was ist die Ursache für Dyskalkulie?

Bislang ist nicht klar, wie genau die Dyskalkulie entsteht. Allerdings zeigen Studien, dass bei betroffenen Menschen die Hirnregion, die fürs Rechnen zuständig ist, weniger aktiv ist. Zudem wird ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren vermutet.

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren

  • Entwicklungs- und Aktivitätsstörung der fürs mathematische Verständnis zuständigen Hirnregion
  • Gene – bei 45 Prozent sind Angehörige ebenfalls betroffen.
  • Genetische Erkrankungen (Turner-Syndrom, Phenylketonurie)
  • frühkindliche Hirnstörungen/Epilepsien
  • psychosoziale und schuldidaktische Schwierigkeiten
  • Lese- und Rechtschreibstörung (da Mathe auch Sprache beinhaltet)
  • ADHS

Wie wird Dyskalkulie diagnostiziert?

Habt ihr die Vermutung, dass euer Kind von Dyskalkulie betroffen ist, wendet euch zuerst an das Lehrpersonal eures Kindes - denn für eine Diagnosestellung ist ein schulischer Bericht unabdingbar.

Sofern ihr keine Diagnose und Betreuung durch eine*n Schultherapeut*in bekommt, besprecht mit eurer/eurem behandelnden Kinderärzt*in das weitere Vorgehen. 

Mithilfe eines ausführlichen diagnostischen Gesprächs (Anamnese), einer körperlichen Untersuchung und speziellen psychometrischen Tests wird dann eine Diagnose gestellt.

Mögliche Dyskalkulie-Tests

  • Heidelberger Rechentest
  • spielerische Dyskalkulie-Tests
  • DEMAT
  • BADYS
  • BASI MATH
  • ZAREKI-K
  • TEDI-MATH

Weitere Tests

  • IQ-Diskrepanzkriterium-Tests* wie Wechsler-Intelligenztest (WI), Hamburg-Wechsler-Intelligenztest (HAWIK), Kaufmann-Assessment Battery for Children, oder Intelligenztest-Struktur-Test
  • ADHS-Tests
  • Legasthenie-Tests

*Der Intelligenzquotient sollte bei einer Dyskalkulie mindestens 70 oder höher sein. Grundlegend liegt also eine Dyskalkulie vor, wenn die mathematischen Fähigkeiten deutlich unter der Intelligenzleistung liegt.

Wie wird eine Rechenstörung behandelt?

Wird die Dyskalkulie bereits im Grundschulalter behandelt, stehen die Chancen gut, sie zu mindern. Zwar ist sie nicht komplett heilbar, aber bei vielen Kindern ist bei einer intensiven und auf sie zugeschnittenen individuellen Therapie die bislang starke Schwäche „nur“ noch eine kleine. Dies klappt aber nur, wenn die Therapiemaßnahmen durch erfahrene Therapeut*innen und auch die alltägliche Unterstützung durch Familie, Schule und Freund*innen gegeben sind.

Behandlungsbausteine bei Dyskalkulie

Rechentraining

Das Dyskalkulie-Rechentraining sollte nur von erfahrenen Therapeut*innen durchgeführt werden und beinhaltet altersgerechte Rechenübungen. Wie oft ihr beispielsweise zusätzlich mit eurem Kind üben solltet, erfahrt ihr durch den/die Therapeut*in.

Verhaltenstherapie

Mithilfe einer Verhaltenstherapie lernt euer Kind, individuelle Strategien für seine Probleme zu entwickeln und anzuwenden. Zudem können neuropsychologische Übungen ergänzt werden, um bestimmte Hirnfunktionen wie Sprache, Aufmerksamkeit usw. zu verbessern.

Grundlegend stehen bei beiden Therapiearten immer die individuellen Stärken und Schwächen eures Kindes im Fokus und damit auch eine individuelle Zielsetzung, um dem Unterricht besser folgen und damit auch die schulische und berufliche Zukunft sowie den persönlichen Leidensdruck positiv zu beeinflussen. Begleitend werdet auch ihr als Eltern und möglicherweise auch Geschwister darin geschult, das betroffene Kind zu unterstützen und liebevoll zu fördern. Denn natürlich steht und fällt die Motivation eures Kindes mit der Unterstützung, die es von euch bekommt. Besonders im Hinblick auf Ängste, soziale Schwierigkeiten, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit ist euer Kind auf eure Hilfe angewiesen.

Verständnis und Förderung

Durch Eltern

Das bedeutet, dass die restlichen Familienmitglieder aufgerufen sind, dem betroffenen Kind so gut wie möglich beizustehen. Beispielsweise, indem ihr Verständnis und Geduld habt und es motiviert, indem ihr ihm seine Stärken aufzeigt und ein offenes Ohr habt. 
Auch alltägliche Übungen, wie das Uhrablesen oder der Umgang mit Geld helfen eurem Kind. Allerdings ohne dabei zu viel Druck auszuüben oder zu große Ziele zu setzen. Sprecht mit eurem Kind auch darüber, wozu die Therapie gut ist – um die bestehenden Schwierigkeiten zu verbessern, aber auch, damit es für euer Kind in Zukunft einfacher wird.

Neben der Therapie sind Auszeiten und beispielsweise Hobbys, bei denen euer Kind seine Stärken ausleben kann, genauso wichtig. So kann sich euer Kind entspannen und mit Leichtigkeit Erfolge verbuchen, die es ablenken und motivieren, am Ball zu bleiben.
 

Durch Schule

Auch das Lehrpersonal sollte in die Therapiemaßnahmen eingebunden werden und euer Kind unterstützen. Mögliche zusätzliche Hilfen können beispielsweise sein: Beantragung eines Nachteilsausgleichs (in einigen Bundesländern möglich), dadurch kann die Benotung in Mathematik entfallen und/oder euer Kind bekommt für Prüfungen beispielsweise mehr Zeit, weniger Aufgaben, darf weitere Hilfsmittel benutzen etc.

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