Rund jedes dritte Kind hat einen oder auch mehrere Fantasiefreunde, die meist im Alter zwischen drei und sieben Jahren auftauchen. Dabei kann es sich um einen Menschen, aber auch um Tiere, Geister oder andere Kreaturen handeln. Imaginäre Freunde können aber auch noch bei älteren Kindern und Teenagern vorkommen. Ein sehr bekanntes Beispiel ist Anne Frank, die ihre Tagebucheinträge an Kitty adressiert hat.
Fantasiefreunde bei Kindern sind kein Hinweis auf eine Erkrankung
Wurden in den 70er-Jahren noch Erkrankungen wie Schizophrenie oder Halluzinationen als Ursache für imaginäre Freunde bei Kindern vermutet, geben Wissenschaftler, Ärzte und Pädagogen heutzutage Entwarnung. Für Eltern besteht also kein Grund zur Sorge, wenn Kinder plötzlich einen imaginären menschlichen, tierischen oder sogar magischen Freund haben, mit dem sie sprechen und spielen. Erst, wenn euer Nachwuchs von Geschöpfen berichtet, die er als bedrohlich oder beängstigend empfindet oder davon überzeugt ist, dass der unsichtbare Freund oder die unsichtbare Freundin wirklich existiert, ist ein Gespräch mit einem Kinderarzt oder Kinderpsychologen sinnvoll.
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Wann haben Kinder imaginäre Freunde?
Bestimmte Veränderungen im Leben eines Kindes können zu imaginären Freundschaften führen. Dazu zählt beispielsweise die Geburt von Geschwistern. Denn das bedeutet, dass euch euer erstgeborenes Kind ab jetzt mit einem weiteren Kind teilen muss. Auch eine Trennung der Eltern, die erste Zeit in der Kita oder Schule oder generelle Einsamkeit, können eure Kinder dazu veranlassen, für eine Weile einen Fantasiefreund an ihrer Seite zu haben.
Ich glaube auch, dass gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, eine ganze Menge neuer imaginärer Freunde geschaffen werden, meint die Psychologin der York St. John University (Großbritannien) Paige Davis.*
Daher ist es umso wichtiger, dass ihr für eure Kinder da seid. Nichtsdestotrotz können sie ihren imaginären Freund natürlich behalten, solange er ihnen guttut!
Fantasiefreunde sagen außerdem etwas über die charakterlichen Eigenschaften eurer Kinder aus:
Besonders häufig haben Kinder mit viel Fantasie solche Freunde. Sie sind oft intelligent, kreativ und sprachlich sehr weit. Studien zeigen, dass sie sich ausgesprochen gut in andere Menschen hineinversetzen können, so Prof. Dr. Hellgard Rauh, emeritierte Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Potsdam. (Quelle: Apothekenmagazin „Baby und Familie“)
Übrigens kommen bei Kindern, die regelmäßigem Medienkonsum ausgesetzt werden, imaginäre Freunde seltener vor. Computer, Fernseher und Co. scheinen die Kreativität und Fantasie von Kindern also eher einzuschränken.
Was ist positiv an Fantasiefreunden bei Kindern?
Im Fall von Elisa und ihrer Fantasiefreundin Bella zeigt sich deutlich, dass sie ihre Gefährtin als Heldin versteht, die Dinge kann und macht, die Elisa imponieren und ihr dabei behilflich sind, ihre Ängste zu verlieren. Imaginäre Freunde haben also meist positive Charaktereigenschaften. Zudem sind sie rund um die Uhr zur Stelle.
Wie können imaginäre Freunde die kindliche Entwicklung fördern?
Laut der Kinder- und Jugendpsychologin Katharina Ostermann helfen Fantasiefreunde Kindern dabei, sich in ihnen zu spiegeln und so eine Identität zu entwickeln: „Dadurch dass ein Gegenüber konstruiert wird, werden sich Kinder klarer über sich selbst." (Quelle: t-online.de/dpa)
Wie sollten sich Eltern im Falle von Fantasiefreunden bei ihren Kindern verhalten?
So wie bei anderen Spielen auch, könnt ihr ganz unbedarft und interessiert ins Spiel mit einsteigen. Hört euren Kindern zu, wenn sie von ihren imaginären Freunden berichten oder mit ihnen sprechen, und stellt ihnen Fragen. Natürlich könnt ihr auch mal direkt mit ihren Gefährten Kontakt aufnehmen. So zeigt ihr euren Kindern, dass ihr an ihrem Leben teilhabt, sie ernst nehmt und ihr erfahrt, was eure Kinder aktuell beschäftigt und unterstützt sie spielerisch in ihrer kindlichen Entwicklung!