Was sind funktionelle Bauchschmerzen?
Funktionelle Bauchschmerzen haben ihren Namen daher, dass der Bauchschmerz nicht durch eine akute Erkrankung oder Organschädigungen entsteht, sondern durch eine Funktionsstörung. Wichtig ist allerdings: Auch wenn die Ursache für die Bauchschmerzen nicht gefährlich ist, bilden sich eure Kinder den Schmerz nicht ein. Der Schmerz sowie weitere Symptome, die mit funktionellen Bauchschmerzen einhergehen, sind real.
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Es gibt vier Arten von funktionellen Bauchschmerzen
Reizdarmsyndrom
Beim Reizdarmsyndrom liegt eine Funktionsstörung sowie eine Reizung des Darmtraktes vor.
Symptome:
- Bauchschmerzen kurz vor und beim Stuhlgang, lassen danach wieder nach
- unterschiedliche Stuhlkonsistenz von hart, normal bis breiig und wässrig (Duchfall)
- wechselnde Stuhlfrequenz von selten bis häufig
Funktionelle Dyspepsie (Reizmagen)
Hier hat euer Kind Schmerzen im Oberbauch (Magen), weshalb die funktionelle Dyspepsie auch Reizmagen genannt wird.
Symptome:
- (brennende) Bauchschmerzen - entstehen meist nach den Mahlzeiten mittig unter den Rippen
- schnelle Sättigung/Blähbauch/Völlegefühl
- häufiges Aufstoßen
- Übelkeit/Erbrechen nach dem Essen
Funktioneller Bauchschmerz
Hierzu zählen alle funktionellen Bauchschmerzarten, die weder zu den Symptomen einer funktionellen Dyspepsie noch zu den Reizdarmsymptomen passen.
Symptome:
- Bauchschmerzen (unabhängig von Mahlzeiten, Stuhlgang und Menstruation)
- Schmerzen treten dauernd oder episodisch auf
Abdominelle Migräne (Bauchmigräne)
Die abdominelle Migräne (Abdomen bedeutet Bauch) ist vergleichbar mit der Kopfschmerz-Migräne.
Symptome:
- Attacken treten alle paar Wochen oder Monate auf und dauern Stunden und bis mehrere Tage
- zwischen den Attacken symptomfrei
- Neben starken Bauchschmerzen bestehen mindestens zwei der folgenden Symptome:
• Übelkeit/Erbrechen/Appetitlosigkeit
• Blässe
• Kopfschmerzen
• Lichtempfindlichkeit
• Schwäche/Erschöpfung
Was ist die Ursache funktioneller Bauschmerzen?
Allen vier Arten liegt die gleiche Ursache zugrunde: eine Funktionsstörung beziehungsweise eine Veränderung der Abläufe im Körper zwischen Darm und Gehirn (Darm-Hirn-Achse). Daher wird die Bezeichnung funktionelle Bauchschmerzen auch häufig als Überbegriff verwendet.
Wodurch entsteht die Funktionsstörung der Darm-Hirn-Achse?
Jeder Mensch hat zwei Nervensysteme:
- Zentrales Nervensystem (ZNS) ist für eine Vielzahl menschlicher Prozesse unseres Körpers wie unserer Motorik, des logischen Denkens, der Informationsweitergabe und für unsere Emotionen zuständig.
- Enterisches Nervensystem (ENS) ist quasi unser zweites Gehirn, das für unsere Magen-Darm-Funktionen wie etwa die Verarbeitung, den Transport und die Verdauung unserer Nahrung verantwortlich ist.
Gemeinsam bilden das ZNS und ENS die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Sie kommunizieren also untereinander, indem sie neuronale Signale (z. B. über den Vagusnerv) zum jeweils anderen Organ senden. Ist das Gehirn also beispielsweise gestresst, sendet es auch dementsprechende Signale an unseren Darm und umgekehrt.
Mögliche Ursachen der Funktionsstörung
Genetische Veranlagung
Manche Menschen haben von Geburt an einen empfindlicheren Magen-Darm-Trakt als andere. Habt ihr als Elternteil also ebenfalls Magen-Darm-Beschwerden (gehabt), hat euer Nachwuchs sie vielleicht auch. Möglicherweise spielt hier bereits das Mikrobiom – also unsere ganz individuelle Darmflora mit rein. Das Mikrobiom steht für Trillionen von Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln und großen Einfluss auf Stoffwechselvorgänge, Immunabwehr und Verdauung haben. Es ist somit der Fingerabdruck unseres Darms.
Verändertes Mikrobiom
Erste Studien zeigen, dass sich das Mikrobiom bei Kindern mit funktionellen Bauchschmerzen von dem Mikrobiom bei Kindern ohne Bauchschmerzen unterscheidet. Zudem vermuten Forscher*innen, dass es am Informationsaustausch zwischen Darm und Gehirn beteiligt ist und unsere Psyche beeinflusst.
Infekte und Antibiotika
Ein vorausgegangener Infekt beziehungsweise eine Entzündung und beispielsweise eine Antibiotikabehandlung können zu funktionellen Bauchschmerzen und speziell zum Reizdarmsyndrom führen, da sie erwiesenermaßen das Mikrobiom verändern. So zerstört eine Antibiotikabehandlung in Teilen auch die guten Bakterien in unserem Darm. Umwelteinflüsse können ebenfalls dafür verantwortlich sein.
Falsche Ernährung
Zu viele Ballaststoffe (z. B. häufige Rohkost und Körner) oder eine stark zuckerreiche Ernährung können eine Ursache für funktionelle Bauchschmerzen sein. Hier kommt das Mikrobiom auch wieder mit ins Spiel.
Stress, Ängste und Sorgen
Ein dauerhaft vollgepackter Terminkalender, Leistungsdruck, familiäre Probleme, Streit mit Freund*innen, Mobbing sowie die Angst vor funktionellen Bauchschmerzen beeinflussen das Gehirn beziehungsweise die Psyche und damit auch den Darm negativ.
So lindert oder heilt ihr funktionelle Bauchschmerzen bei euren Kindern!
- Kinderärztliche Untersuchung Klärt zuerst kinderärztlich ab, ob eine medizinische Ursache für die Bauchschmerzen vorliegt.
- Schmerztagebuch Liegt keine medizinische Ursache vor, handelt es sich um funktionelle Bauchschmerzen. Um herauszufinden, unter welcher Art euer Kind leidet, wird euch der/die Kinderärzt*in Fragen stellen. Dazu kann ein Schmerztagebuch hilfreich sein, indem ihr festhaltet, wann genau euer Kind Schmerzen hat (z. B. vor einer Prüfung, nach einem Streit, oder weil es Angst wegen der Bauchschmerzen hat), was es gegessen hat, wie der Stuhlgang aussieht, wie häufig euer Kind Verdauung hat und Ähnliches.
- Stresssoren reduzierenDann seid ihr auch schon den Stressoren auf der Spur. Im Alltag muss alles schnell gehen. Hinzu kommen Leistungsdruck, Hobbys und das digitale Leben. Und natürlich gibt es in der Familie, im Freundeskreis und in der Schule auch immer mal wieder Probleme, die eure Kinder sorgen und ängstigen. Findet gemeinsam die Stresssoren eurer Kinder heraus und reduziert sie.
- Ernährung und ProbiotikaHat euer Kind einen Reizdarm, können Lebensmittelunverträglichkeiten, zu viele Ballaststoffe wie Rohkost und/oder zu viel Vollkorn oder eine zuckerreiche Ernährung (wie Süßigkeiten und zu viele Weißmehlprodukte) dahinterstecken. Auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen etc. führen häufiger zu Verdauungsbeschwerden. Besonders wenn euer Kind eine Lebensmittelunverträglichkeit wie Laktose-, Fruktose- oder eine Histaminintoleranz oder eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) hat, benötigt ihr ärztliche und ernährungstherapeutische Hilfe. Bestehen die Beschwerden nach einem Infekt und speziell nach einer Antibiotikaeinnahme, kann möglicherweise eine Therapie mit Probiotika erfolgen, um das Mikrobiom eures Kindes wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
- Ablenkung und EntspannungStatt euer Kind laufend zu fragen, ob es Bauchschmerzen hat, sorgt dafür, dass es sich positiv ablenkt und entspannt. Lest ihm etwas vor, kuschelt euch mit einer Wärmflasche zusammen oder geht spazieren. Zudem können bestimmte Entspannungsverfahren wie Kinderyoga, Traumreisen (statt Meditation), Naturgeräusche, entspannende Musik oder auch ein professioneller Entspannungskurs hilfreich sein.
Schlaf- und Entspannungs-App Aumio für Kinder - Psychologische HilfeBei akuten und anhaltenden Problemen ist es sinnvoll, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
mentalis CareNow: Soforthilfe für psychisch belastete Kinder und Jugendliche