Viele Eltern denken beim Begriff Medienkompetenz schnell an Verbote, Strafen und daran, Kindern zu erklären, wie sie Medien bedienen. Zwar spielen diese Punkte dabei eine Rolle, Medienkompetenz bedeutet aber grundlegend, dass eure Kinder lernen, wie sie Medien sinnvoll nutzen können, davon profitieren und ihr sie dabei je nach Alter und Entwicklungsstand begleitet.
Eltern sind Vorbilder
Grundlegend stellt sich also nicht mehr die Frage, ob eure Kinder Medien nutzen dürfen, sondern in welchem Maße und wie. Bevor ihr eure Kinder bei der Mediennutzung begleitet, könnt ihr euch an folgenden Empfehlungen orientieren, ab wann Kinder welche Medien kompensieren und nutzen sollten:
- Bildschirmmedien ab drei Jahren
- Spielekonsolen ab sechs Jahren
- Handy/Smartphone ab acht Jahren
- Unbeaufsichtigte Computer-/Internetnutzung ab zwölf Jahren
Sieben Tipps, wie ihr Medienkompetenz bei euren Kindern fördern könnt
1. Medienkompetenz der Eltern und älteren Geschwister
Bevor ihr bei euren Kindern mit der Medienerziehung beginnt, ist es wichtig, dass ihr selbst über Medienkompetenz verfügt. Wie in allen anderen Bereichen auch, nehmen euch eure Kinder als Vorbild und orientieren sich an eurem Verhalten. Ihr schaut laufend aufs Handy, der Fernseher ist viel an, ihr seid häufig auf Social-Media-Plattformen unterwegs oder spielt regelmäßig Computerspiele? Dann liegt es nah, dass es eure Kinder ebenfalls einfordern. Geht es um nicht kindgerechte Inhalte, konsumiert diese besser dann, wenn eure Kinder nicht dabei sind. Hinterfragt daher euren Medienkonsum immer mal wieder kritisch. Gleiches gilt für ältere Geschwister.
2. Elterliche Begleitung
Wie in allen anderen Bereichen auch, befinden sich eure Kinder in einem Lernprozess, der Zeit benötigt. Erwachsenen ist oft nicht bewusst, dass bei Kindern alle Reize und Informationen wie Lichter, Geräusche, Nachrichten, Computerspiele, Werbung, Social Media und so weiter ungefiltert ankommen. Das kann euren Nachwuchs überfordern und zu Unkonzentriertheit, Aggressionen und ernsthaften Erkrankungen führen. Dementsprechend sind eure Kinder darauf angewiesen, dass ihr sie je nach Alter und Entwicklungsstand bei der Mediennutzung begleitet und sie vor Überforderung und Reizüberflutung schützt.
3. Regeln festlegen und einhalten
Neben der Begleitung ist es natürlich unerlässlich, dass ihr Regeln aufstellt. Nicht nur, um euren Kindern darüber Sicherheit und Schutz zu bieten, sondern auch, um ihr eigenes Gespür für Grenzen zu schulen und sie, je älter sie sind, in die folgenden Punkte immer mehr mit einzubeziehen:
- Welche Medien dürfen eure Kind nutzen?
- Wann und wie lange dürfen sie sich damit beschäftigen?
- Welche Spiele/Sendungen/Social-Media-Plattformen dürfen sie anschauen/nutzen?
4. Seid offen für Neues
Kinder wissen meist schon ganz genau, was gerade angesagt ist und worauf sie Lust haben. Für Eltern ist es da schon mal schwierig, noch durchzublicken. Um euren Kindern dann die bestmögliche Unterstützung zu bieten und sie in ihren Interessen und ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen, entdeckt gemeinsam neue Apps, Computerspiele und Co. oder lasst sie euch von euren kleinen Expert*innen erklären. Somit habt ihr immer einen guten Überblick über die Interessen eures Kindes und euer Nachwuchs fühlt sich von euch ernstgenommen und wertgeschätzt. Natürlich gibt es auch hier Grenzen. Sind gewisse Medien (noch) nicht für eure Kinder geeignet oder bergen Risiken, erklärt ihnen, warum ihr ihrem Wunsch nicht nachkommt. Dann fällt es euren Kindern auch leichter, diese Grenzen zu akzeptieren und die Medien ebenfalls kritisch zu bewerten. Im Gegenzug heißt das aber auch – akzeptiert Serien, Spiele und Co. in Maßen, auch wenn sie euch persönlich nicht zusagen, sofern sie altersgerecht und vertretbar sind. Tipps zu geeigneten beziehungsweise ungeeigneten Formaten bekommt ihr beispielsweise von der Initiative SCHAU HIN!.
5. Risiken und Gefahren
Wo wir schon bei Risiken und Grenzen sind, könnt ihr digitale Medien für eure Kinder noch sicherer machen. Durch spezielle Kindersuchmaschinen, Sicherheitsapps, Privatsphäre-Einstellungen, Passwörter, die nur für euch zugänglich sind und Ähnliches könnt ihr das Surfen im Netz für eure Kinder noch sicherer machen. Beachtet bei all dem aber zwei Punkte: Respektiert auch die Privatsphäre eurer Kinder (gilt beispielsweise für Apps, die den Standort eurer Kinder anzeigen) und bedenkt, dass diese Sicherheitseinstellungen die Begleitung durch Eltern nicht ersetzen, sondern nur zusätzlich sicherer machen.
Klärt eure Kinder auch über folgende Punkte auf:
In-App-Käufe – welche Kosten fallen an (gerade bei Premium-Apps, Jahresabos usw.)? Werbung bzw. Werbefallen – schult sie darin, Werbung kritisch zu hinterfragen und ihr widerstehen zu können. Sensibilisiert sie dafür, ihre Daten und Privatsphäre zu schützen (Standortabfragen, öffentliches Hochladen von Bildern, Videos, Cybergrooming etc.).
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6. Aktiver statt passiver Medienkonsum
Computerspiele, Social Media, Serien anschauen – das alles macht Kindern viel Spaß. Noch viel interessanter und lehrreicher gestaltet ihr aber ihre Medienzeit, wenn eure Kinder Medien aktiv nutzen beziehungsweise kreieren. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an (Online-)Kursen, sogenannte Code-Classes (hier lernen Kinder das Programmieren) oder Programmen (wie Bild- und Videobearbeitung), um Medien aktiv zu gestalten. Kurzum: Eure Kids werden selbst zu Mediengestalter*innen, anstatt diese nur passiv zu konsumieren. Eine WIN WIN Situation, würden wir sagen.
7. Real-Life-Aktivitäten
Regeln wie etwa tägliche oder wöchentliche Medienzeiten sind wichtig, genauso wichtig ist es aber auch, dass ihr eure Kinder darin unterstützt und ihnen vormacht, dass schöne Aktivitäten im „Real Life“ ebenfalls wichtig sind. Freunde treffen, Aktivitäten planen, in die Natur gehen, Offline-Hobbys, Kuscheln und mit gewöhnlichem Spielzeug spielen, diese und andere Dinge sind essenziell für die kindliche Entwicklung und essenziell, um der Mediennutzung auch mal widerstehen zu können.