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Junge schaut traurig drei Kerzen an

Trennung kurz vor Weihnachten

Das Fest der Liebe steht kurz bevor. In vielen Familien bleibt Kindern allerdings ein besinnliches und familiäres Weihnachtsfest verwehrt. Laut Statista* waren im Jahr 2016 in Deutschland rund 131.955 minderjährige Kinder von einer juristischen Ehescheidung der Eltern betroffen. Hinzu kommen die Trennungen, die bislang nicht formell, aber räumlich vollzogen wurden. Nach einer Trennung vor Weihnachten ist auch bei den Eltern der emotionale Schmerz groß. Wie geht es dann weiter?

Trennung: Kinder schützen!

Leider schaffen es Eltern nicht immer, ihre Wut und Enttäuschung ihren Ex-Partnern gegenüber vor ihren Kindern zu kontrollieren. Je nachdem wie alt der Nachwuchs ist, hat er einige Streitereien zwischen Vater und Mutter mitbekommen und fühlt sich gerade kurz vor dem Fest der Liebe und Besinnlichkeit gleich doppelt im Stich gelassen. Wichtig ist, dass sich Trennungskinder ihren Gefühlen Luft machen und sich jemandem anvertrauen können. Und genauso wichtig ist, die Jüngsten nicht in die partnerschaftlichen Querelen mit einzubeziehen. Abgesehen davon, dass es Kinder als Vertrauensbruch ansehen, wenn sie sich zwischen zwei Elternteilen entscheiden müssen, fühlen sie sich auch für ihren Gemütszustand verantwortlich und empfinden Schuldgefühle, wenn sie Mama oder Papa in den Rücken fallen. Denkt daran, dass eine Trennung vor Weihnachten diese Gefühle noch mal verstärken kann.

Geborgenheit trotz Auseinandersetzungen

Während einer Trennung ist es ganz normal, dass die Emotionen überkochen. Man ist verletzt, enttäuscht und traurig darüber, dass der gemeinsame Traum einer glücklichen Familie geplatzt ist. Doch aus welchen Gründen auch immer die Partnerschaft oder Ehe nicht mehr funktioniert: Die gemeinsamen Kinder können nichts dafür und benötigen trotz Auseinandersetzungen und im schlimmsten Fall auch trotz Sorgerechtsstreit umso mehr Zuwendung, Liebe und Geborgenheit. Während der akuten Trennungsphase ist es ratsam, noch häufiger als sonst auf den psychischen und physischen Zustand eines Kindes zu achten. Die einen Verhaltensveränderungen geschehen schnell, andere schleichen sich fast unbemerkt ein. Hat der Nachwuchs schon seit Tagen keinen Appetit mehr? Weint er viel? Ist er plötzlich ohne Grund aggressiv oder einfach “nur” still? Weihnachten und die Frage, wie die Feiertage organisiert werden können, damit es den Kleinen gut geht, macht die Problematik noch komplexer. Wichtig ist, dass das Kind weiß, dass es zu jedem Zeitpunkt einen Ansprechpartner hat und ernst genommen wird. In jedem Fall schadet es nicht, wenn der behandelnde Kinderarzt informiert ist und man gemeinsam den gesundheitlichen Zustand des Kindes im Blick hat.

Trennung vor Weihnachten: Trotzdem feiern!

Eine Trennung vor Weihnachten bedeutet, dass sich Eltern lieber die Decke über den Kopf ziehen möchten, statt eine heile Welt vorzutäuschen. Das ist verständlich. Nicht nur weil ein Elternteil fehlt, sondern weil die Kinder wahrscheinlich für die Hälfte der Festtage entbehrt werden müssen. Dafür können diese freien Stunden allerdings auch dazu genutzt werden, den eigenen Gefühlen Luft zu machen. Solange die Kinder da sind, sollte die Zeit aber so innig wie möglich verlaufen. Das Fest ganz abzusagen oder die Kinder zu den Großeltern oder Bekannten zu geben, könnte die Beziehung zueinander auf eine noch härtere Probe stellen. Im besten Fall werden zuerst die Kinder gefragt, wo sie die Festtage verbringen möchten und auf welche Rituale sie nicht verzichten möchten. Selbst wenn ihr bereits aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen seid und nun weniger Platz habt. Wenn sich euer Nachwuchs einen Weihnachtsbaum wünscht, ermöglicht ihnen diesen und verkneift euch dabei negative Aussagen.

Professionelle Hilfe suchen

So vorbildlich Eltern auch sein wollen, werden in schweren Zeiten wie diesen ‘Fehler’ passieren. Dann ist es wichtig, sich und dem anderen Elternteil verzeihen zu können. Schuldgefühle wie etwa als Eltern versagt zu haben, machen die Situation nur noch schlimmer. Hält sich der Gedanke hartnäckig, ohne psychologische Hilfe nicht mehr auf die Beine zu kommen, ist der Haus- oder Kinderarzt oder auch die Krankenkasse bei der Suche behilflich.

Spielen häusliche Gewalt und/oder sexuelle Übergriffe eine Rolle, ist es gewiss nicht so einfach möglich, seinen Kindern ein unbeschwertes Weihnachtsfest zu bescheren, geschweige denn dieses mit beiden Elternteilen zu verbringen. Zudem ist eine Psychotherapie für alle Beteiligten sehr wichtig.

Dennoch solltet ihr wissen: Ihr habt nach einer Trennung (oder währenddessen) immer das Recht darauf, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen! Eine erste Anlaufstelle, die ihr schnell telefonisch oder online kontaktieren könnt: pro familia. Zudem findet ihr beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter Bundesverband e.V. wichtige Infos.

*Quelle: Statista