Das Mobbingverhalten des eigenen Kindes zu analysieren, ist für Eltern keine angenehme Angelegenheit und meist mit schmerzlichen Einsichten verbunden. So besagt eine Studie der Washington und der Arizona State University, dass Eltern für das verletzende Verhalten ihrer Kinder mit verantwortlich sind. Laut den Forschern werden Kinder häufig dann zu kleinen Tyrannen, wenn sie sehr streng oder zu nachlässig erzogen werden. Während die Mädchen meist aufgrund von körperlicher Gewalt durch die Eltern andere Kinder mobben, wirkt sich bei Jungen eher psychischer Druck negativ auf ihr Sozialverhalten aus (Quelle: Scientific American). Zudem wechseln Mobber häufig nur die Seiten und waren zuvor selbst ein Mobbing-Opfer. Auch hier zeigte sich: Je größer der psychische Druck durch die Eltern war, umso häufiger wurden Kinder gemobbt. Wie lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen?
Mit diesen 5 Erziehungstipps!
1. Ursachenfindung statt Bestrafung
Wenn Eltern durch das Lehrpersonal oder andere Eltern erfahren, dass das eigene Kind ein Mobber ist, folgt nach dem ersten Schock meist der Gedanke, dass man den Nachwuchs nur über eine Bestrafung wieder auf die richtige Spur bringt. Natürlich sollte das Kind für sein Verhalten nicht gelobt werden. Allerdings sollten sich Eltern dann mit dem Sohn oder der Tochter zusammensetzen und den Ursachen auf den Grund gehen, statt das Kind einfach nur mit Hausarrest, Verboten und Beschimpfungen zu bestrafen. Dies würde das Mobbingverhalten eher verschlimmern, als es in den Griff zu bekommen.
2. Mobber: Der Wunsch nach Anerkennung
Ein Kind, das andere Kinder mobbt, kompensiert mit seinem Verhalten eigene negative Gefühle. Diese rühren meist aus zu wenig beziehungsweise negativer Aufmerksamkeit. Wird ein Kind zu streng erzogen oder ist es die meiste Zeit sich selbst überlassen, leiden Kinder auf ihre ganz eigene Art und Weise. Vor den Eltern zeigen sie ihren Schmerz meist nicht. Stattdessen werten sie ihr Selbstbewusstsein anders auf, indem sie zum Beispiel schwächere Mitschüler schikanieren, und bekommen dabei häufig auch durch Mitläufer Unterstützung. Zudem kann auch ein ungerechtes Verhalten vonseiten der Lehrer dazu führen, dass ein Kind zum Mobber wird. Die Mobbing-Tat ist somit eine Art Hilferuf, den Eltern sowie Lehrer ernst nehmen und ihr eigenes Verhalten überdenken sollten.
3. Es geht nicht um Schuldzuweisungen!
Wird den Eltern erst mal bewusst, dass eine strenge oder zu lockere Erziehung Schuld am Verhalten des eigenen Kindes ist, folgen meist Versagensgefühle, Unsicherheit und Scham dem eigenen Kind und sich selbst gegenüber. Dann ist es wichtig, sich zu verzeihen, die eigenen ‘Fehler’ anzunehmen und daraus zu lernen, statt diese zu leugnen oder sich als Erziehungsberechtigter infrage zu stellen. Stattdessen sollte das Kind im Mittelpunkt stehen und ihm Schritt für Schritt die Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt werden, die es benötigt, um ein gesundes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein entwickeln zu können.
4. Liebe und Regeln statt Strenge
In der Erziehung die perfekte Mischung aus Liebe und Strenge zu finden, ist eine große Herausforderung und kann gar nicht immer gelingen. In jedem Fall ist es hilfreich, das Wort Strenge durch Regeln beziehungsweise eine autoritäre durch die autoritative Erziehung zu ersetzen. Halten Eltern diese ihrem Kind gegenüber konsequent ein, weiß es, wo seine Grenzen sind und lernt, welche Dinge es darf und welche nicht. Neben diesen Regeln ist die positive Aufmerksamkeit und die Liebe allerdings die Voraussetzung dafür, dass ein Kind gar nicht erst den Wunsch danach entwickelt, andere Kinder mobben zu wollen. Eltern sollten ihr Kind daher täglich loben, in den Arm nehmen und ihm häufig sagen, dass man es bedingungslos liebt. Bei einer strengen Erziehung bleibt dieser Punkt häufig auf der Strecke und der Nachwuchs bekommt das Gefühl, dass er nur liebenswert ist, wenn er gute Noten schreibt, sein Zimmer aufräumt und ordentliche Kleidung trägt.
„Wenn du nicht möchtest, dass dein Kind andere mobbt, dann solltest du es selbst nicht mobben“, so Julie A. Patock-Peckham, Professorin an der Arizona State University.
5. Aufmerksamkeit statt Geschenke
Kinder, die häufig sich selbst überlassen werden, leiden ebenfalls unter dieser Situation. Ob Eltern viel arbeiten oder sich schlichtweg nicht kümmern wollen, es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihr Verhalten zu hinterfragen. Häufig wird dann versucht, die fehlende gemeinsame Zeit durch materielle Dinge auszugleichen. Natürlich freuen sich Kids über ihr erstes eigenes Smartphone, einen Fernseher im Kinderzimmer oder coole Sneakers. ABER: Kein Geschenk der Welt – und sei es auch noch so ein großer Herzenswunsch – kann gemeinsame Zeit und Aufmerksamkeit der Eltern ersetzen!
Im schlimmsten Fall wird dann auch noch dem Kind vorgeworfen, es sei undankbar, weil man ihm ja schließlich jeden (materiellen!) Wunsch erfülle und es deshalb keinen Grund habe, andere Kinder zu mobben. Zudem sollten sich Eltern nicht darauf verlassen, dass das Kind ihnen ehrlich ins Gesicht sagt, was ihm fehlt. Zum einen, weil es sich vielleicht nicht traut und Angst vor einer Bestrafung und noch mehr Liebes- und Aufmerksamkeitsentzug hat und zum anderen, weil es häufig eine unterbewusste Kompensierung dessen ist. Eltern stehen also selbst in der Pflicht, den Ursachen des Mobbingverhaltens auf den Grund zu gehen und sollten sich dabei auch nicht scheuen, professionelle Hilfe, wie zum Beispiel eine Familientherapie, in Anspruch zu nehmen.