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Schwangere umfasst ihren Bauch mit den Händen

Fruchtblase geplatzt! Und jetzt?

Platzt eure Fruchtblase rechtzeitig, befindet ihr euch bereits in den Geburtswehen. Allerdings verläuft bekanntlich nicht immer alles nach Plan. Je früher der Blasensprung eintritt, umso länger muss euer ungeborenes Baby ohne den Schutz der Fruchtwasser-Hülle in eurem Bauch auskommen. Doch wie bemerkt ihr überhaupt, dass die Fruchtblase geplatzt ist, was ist dann zu tun und welche Risiken bestehen?

Die Fruchtblase sowie das Fruchtwasser schützen euer Baby vor Erschütterungen und Infektionen. Dieser Schutz besteht so lange, bis die Fruchtblase einreißt beziehungsweise platzt. Schmerzen verspürt ihr dabei nicht, da sie keine Nerven besitzt. Zum Ende der Schwangerschaft können sich in eurem Bauch bis zu 800 Milliliter Fruchtwasser angesammelt haben, die sich spätestens während der Geburt meist schwallartig den Weg nach draußen bahnen.

Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt die Fruchtblase platzt, unterscheidet man wie folgt:

Rechtzeitiger Blasensprung

Die Blase platzt, nachdem die ersten Geburtswehen eingetreten sind und somit zum Ende der Eröffnungsphase. Der Muttermund ist vollständig geöffnet.

Frühzeitiger Blasensprung

Von einem frühzeitigen Blasensprung spricht man dann, wenn die Schwangere das Fruchtwasser bereits während der Eröffnungsphase der Geburt verliert.

Vorzeitiger Blasensprung

Bei rund jeder zehnten Schwangeren geschieht der Blasensprung gegen Ende der Schwangerschaft, aber vor dem Eintreten der Wehen. Dieser Zeitpunkt wird vorzeitiger Blasensprung (PROM) genannt.

Früher vorzeitiger Blasensprung

Bei zwei Prozent der schwangeren Frauen platzt die Fruchtblase sogar schon vor der 37. SSW (PPROM).

Fruchtblasensprengung

Manchmal wird die Fruchtblase von der Hebamme oder dem Arzt gesprengt (Fruchtblasensprengung). Dies geschieht allerdings sehr selten und nur dann, wenn die Geburt nicht weiter voranschreitet.

Hoher und zweizeitiger Blasensprung

Es kann passieren, dass die Fruchtblase an einer Stelle im oberen Bereich nur leicht reißt und das Fruchtwasser nur tröpfchenweise austritt. Dann ist von einem ‘hohen Blasensprung’ die Rede. Bei einem zweizeitigen Blasenprung liegt ein hoher Blasensprung sowie eine geplatzte Vorblase vor.

Egal ob ihr Wehen habt oder nicht, ob ihr nur Tröpfchen oder einen ganzen Schwall an Fruchtwasser verliert: Bleibt ruhig, legt euch sicherheitshalber hin und verständigt eure Hebamme sowie das Krankenhaus, in dem ihr entbinden wollt. Je nachdem wie euer Kind liegt und in welcher SSW ihr seid, ist das Hinlegen mal mehr und mal weniger wichtig.

Welche Risiken bestehen bei einem Blasensprung?

Die Risiken sind in erster Linie vom Entwicklungsstand eures Babys abhängig. Je nach SSW und Infektanfälligkeit müssen mal früher und mal später medizinische Schritte eingeleitet werden:

Das Platzen der Fruchtblase bis zur 24. SSW bedeutet häufig, dass das Ungeborene keine Chance hat zu überleben.

Geschieht der Blasensprung zwischen der 24. und 28. SSW, werden durch Medikamente mögliche Geburtswehen gehemmt, die Entwicklung des Babys unterstützt und ihr sowie euer Kind vor Infektionen geschützt. Gerade die Lungenreifung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.

Von der 28. bis zur 32. SSW besteht bereits die Möglichkeit, statt einer Medikation, das Kind zu entbinden. Ab der 32. SSW ist die Lunge des Kindes meist weit genug entwickelt, weshalb die Geburt zwischen der 32. und 35. SSW in der Regel spätestens 12 bis 24 Stunden nachdem die Fruchtblase geplatzt ist eingeleitet wird. Wird bei euch allerdings eine Infektion festgestellt, kommt ihr um ein Antibiotikum meist nicht herum und die Geburt muss möglicherweise sofort (durch einen Kaiserschnitt) eingeleitet werden.

Worauf ist bei einem Blasensprung während der Wartezeit zu achten?

Sofern ihr innerhalb der 12 bis 24 Stunden Wartezeit wieder nach Hause gehen könnt, gilt es aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr folgende Dinge im Blick zu haben:

  • Verzichtet auf Sex (erhöht die Infektionsgefahr).
  • Horcht regelmäßig in euch hinein und achtet darauf, ob es eurem Baby gut geht. Ist es eurer Ansicht nach zu lange zu ruhig oder spürt ihr andere Auffälligkeiten, fahrt lieber früher als geplant zurück ins Krankenhaus.
  • Messt regelmäßig Fieber (ungefähr alle vier Stunden). Habt ihr plötzlich Temperatur, Fieber oder friert, kann dies auf eine Infektion hindeuten.
  • Da das Fruchtwasser nachproduziert wird, werdet ihr es weiterhin verlieren. Nehmt daher pro Tag mindestens drei bis vier Liter Flüssigkeit zu euch.
  • Achtet darauf, ob das Fruchtwasser auffällig riecht oder eine andere Farbe annimmt.

Nabelschnurvorfälle sind selten!

Erwartet ihr mehr als ein Kind oder ist das Baby noch nicht ins Becken gerutscht, besteht speziell zwischen der 26. und 32. SSW die Gefahr, dass sich die Nabelschnur durch das Platzen der Fruchtblase zwischen dem Geburtskanal und dem ungeborenen Kind platziert. Dies kann zu akutem Sauerstoffmangel führen, da das Baby aufgrund des fehlenden und schützenden Fruchtwassers nach unten rutscht und somit auf die Nabelschnur drücken kann. In Deutschland liegt der sogenannte Nabelschnurvorfall allerdings nur bei rund 0,3 Prozent der Schwangeren vor und ist damit sehr selten. Platzt eure Fruchtblase also früher als gedacht und erwartet ihr mehre Kinder oder liegt euer Baby noch nicht tief genug im Becken, solltet ihr euch nach dem Blasensprung hinlegen und werdet in der Regel im Krankenwagen liegend ins Krankenhaus transportiert. Allerdings kann der liegende Transport einen Nabelschnurvorfall auch nicht zu 100 Prozent verhindern. Zudem sind Frauen, die nicht zum ersten Mal ein Kind gebären gefährdeter als Erstgebärende. Da Gebärmutter und Becken bereits gedehnt sind, liegt das Kind häufig noch nicht so tief im Becken, wodurch die Nabelschnur schneller am Kind vorbeirutschen und dadurch eingequetscht werden kann.