Junge Frau blickt aufs Meer und streckt ihre Arme aus

People Pleaser: So finden Sie wieder raus aus dem Überlebensmodus

People Pleaser wollen es anderen Menschen immer recht machen. Und eigentlich ist es ja erstmal eine schöne Sache, wenn eine Person andere unterstützt und nicht nur an sich selbst denkt. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem die Selbstaufgabe beginnt. Und genau das ist das Problem von People Pleasern.

Was sind die Merkmale von People Pleasern?

People Pleaser zeigen einige typische Merkmalen beziehungsweise Charaktereigenschaften:

  • wollen stets die Bedürfnisse, Erwartungen und Anforderungen anderer Menschen erfüllen
  • fühlen sich für das Wohlergehen anderer verantwortlich
  • vernachlässigen/ignorieren ihre eigenen Ansichten, Bedürfnisse, Wünsche, Grenzen bzw. kennen sie erst gar nicht
  • sind Konfliktscheu und gefällig, um ihr Gegenüber zufrieden bzw. die Bindung zu der Person sicherzustellen
  • haben Schwierigkeiten nein bzw. das Gegenteil von dem zu sagen, was sich ihr Gegenüber wünscht
  • entschuldigen sich viel und oft sogar für Dinge, für die sie nicht verantwortlich sind
  • bitten selten bis nie um Hilfe oder haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie um Hilfe bitten
  • denken, sie müssen immer etwas leisten, um Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen
  • verzeihen schnell – auch wenn sie immer wieder von einer Person verletzt/ausgenutzt werden
  • geben schnell klein bei und trösten andere
  • Kritik, Ablehnung und Verlust nagen schwer an ihnen

Was ist die Ursache von People Pleasing?

People Pleasing ist keine Erkrankung, sondern eine Charaktereigenschaft beziehungsweise eine Überlebenstrategie, die sich häufig traumatisierte Menschen angeeignet haben, um Bedrohungen rechtzeitig entgegensteuern und so weitere traumatische Erfahrungen verhindern zu können. Diese durch das Trauma erworbene und erhöhte Wachsamkeit wird Hypervigilanz genannt. Sie ist weder ein Synonym für angeborene Hochsensibilität noch für Empathie. Stattdessen steht sie für einen permanenten Überlebens- und Fluchtmodus, der den Kontakt zu den eigenen Gefühlen und dem Körper blockiert.

Kindheitstrauma

Es bis zur Selbstaufgabe ständig anderen recht machen zu wollen rührt meist daher, dass Betroffene in ihrer Kindheit und/oder Jugend traumatische Erfahrungen gemacht haben. In der Regel mussten die Personen immer etwas leisten, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. Durch ihre Selbstaufgabe und das Einfühlen in andere Personen stellen sie ihr Überleben sicher und verhindern, dass sich das Trauma wiederholt. 

Manchmal kann People Pleasing auch erst im späteren Leben durch extreme Trennungserfahrungen entstehen, bei der sich die betroffene Person im Nachhinein plötzlich schuldig fühlt.

Einige Beispiele:

  • Kind durfte nicht anecken, weil es sonst verbale/körperliche Gewalt erfahren hat
  • Elternteil drohte vor dem Kind, die Familie zu verlassen
  • Kind musste sich regelmäßig extreme Probleme/Sorgen der Eltern anhören und Verständnis haben
  • Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen des Kindes wurden übergangen (emotionale Verwahrlosung).
  • Kind bekam nur Liebe und Anerkennung, wenn es lieb/brav und fleißig war (z. B. gute Noten schrieb, im Haushalt half etc.)
  • Kind wurde bei elterlicher Trennung dazu genötigt, sich für Vater oder Mutter zu entscheiden
  • extremes Mobbing (in der Schule sowie im privaten Umfeld)
  • Scheitern eigener Paar- und Freundesbeziehungen: Das Gefühl/die Gewissheit etwas falsch gemacht zu haben und es von da an besser machen zu wollen.
mental abwesende Mutter sitzt auf der Couch und wird von ihrer Tochter getröstet

Parentifizierung: Wenn Kinder Eltern sein müssen

Wenn Eltern ihrer Elternrolle nicht gerecht werden und die Verantwortung stattdessen auf ihre Kinder übertragen, kann es zu einer Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind kommen.
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Sozialisierung

Frauen sind häufiger von People Pleasing betroffen als Männer. Das ist zum Teil immer noch auf unsere Sozialisierung zurückzuführen. Früher und in vielen Teilen auch noch heute wurde bzw. wird Mädchen/Frauen beigebracht, dass sie lieb, brav und angepasst sein müssen und sich um ihre Mitmenschen kümmern müssen, um Liebe und Anerkennung zu bekommen. 

Auch zeigen Studien, dass eine Frau, die in einem Bewerbungsgespräch selbstbewusst auftritt, den Job trotz hoher Qualifikation oft nicht bekommt.

Extremer Perfektionismus

Manche Expert*innen vermuten zudem, dass People Pleasing auch durch einen extremen Perfektionismus entstehen kann. Dieser ist tatsächlich eine häufige Eigenschaft hochsensibler Menschen. Dennoch kann der Perfektionismus ebenfalls auch wieder durch die Sozialisierung/Erziehung entstanden bzw. gefördert worden sein.

Gefahren und Risiken von People Pleasing

Ständige Gefälligkeit erschöpft und kann zu psychischen und körperlichen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, Ängsten (z. B. Verlustangst), Übergewicht/Essstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Auch die chronische Schmerzerkrankung Fibromyalgie kann möglicherweise ein Resultat dieser Selbstaufgabe sein, da das Nervensystem in dauerhafter Alarmbereitschaft ist.

Ein weiteres Problem ist, dass es People Pleasern schwerfällt, echte Beziehungen auf Augenhöhe zu führen. Da sie sich ihrem Gegenüber unterordnen, ist ein aufrichtiges und gleichberechtigtes Miteinander nicht möglich. Wenn die andere Person weiß, dass sie es mit einem People Pleaser zu tun hat, zweifelt sie die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit ihres Gegenübers wahrscheinlich sogar an. Das macht die Beziehung noch komplizierter, aber es ist auch eine sehr gute Chance, den People Pleaser dann darin zu unterstützen, aus dem Muster auszubrechen!  

Wie kann man sich People Pleasing abgewöhnen?

  1. Sich dem People Pleasing bewusst werden: Raus aus dem Überlebensmodus und rein in die Selbstfürsorge! Es ist wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt, sich als People Pleaser seinem Muster überhaupt bewusst zu werden. Die einzige Möglichkeit, aus diesem Hamsterrad auszubrechen ist aber, seine eigenen Bedürfnisse, Ansichten und Grenzen zu erspüren und dann auch zu kommunizieren. Das klappt allerdings nicht von heute auf morgen, sondern braucht viel Training und Mut.
  2. Entspannungstechniken und Achtsamkeitstraining Eine gute Methode, sich des People Pleasings bewusst zu werden und es sich abzugewöhnen, kann ein professioneller Achtsamkeitskurs sein. Darin lernen die Teilnehmer*innen durch unterschiedliche Techniken im Hier und Jetzt zu leben, weniger auf äußere Reize zu reagieren und sich stattdessen mehr mit dem eigenen Körper, dem Nervensystem und der Psyche zu verbinden. Weitere mögliche Entspannungs- und Bewusstseinstechniken: Meditation (auch Teil des Achtsamkeitskurses), autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Sport etc. Diese Präventionskurse unterstützt die BIG
  3. Psychotherapie Traumatische Erlebnisse erfordern oft psychotherapeutische Unterstützung beispielsweise in Form einer tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen oder einer körperorientierten Therapie. Auch dabei ist die BIG an Ihrer Seite!
  4. Liebenswert ohne Leistung Jeder Mensch ist grundlegend liebenswert – mit all seinen Bedürfnissen, Ansichten und Grenzen. Wir müssen also rein gar nichts dafür leisten. Die nächste Hürde, die es dabei zu überwinden gilt: Als Individuum ecken wir auch an. Weil wir Fehler machen und manchmal einfach unterschiedliche Lebensansichten, Bedürfnisse usw. haben und dadurch Enttäuschungen erleben. Auch das ist total normal. Dennoch ist es gerade für einen People Pleaser eine große Herausforderung, mit Kritik, Ablehnung, Trennung und Verlustängsten umzugehen. Daher sind professionelle Hilfe und ein unterstützendes Umfeld besonders wichtig.

Hat People Pleasing auch Vorteile?

Natürlich nicht im direkten Sinn. Aber da viele People Pleaser auch ein hohes Maß an Empathie besitzen, ist dies eine wichtige und positive Eigenschaft, auf die sie stolz sein können und die sie beibehalten dürfen. Die Kunst, Selbstfürsorge zu betreiben und dabei immer noch empathisch und hilfsbereit zu sein, haben viele Menschen nämlich unter dem Deckmantel der mittlerweile stark kultivierten „Selbstliebe“ verlernt oder sogar noch nie gelernt. Es geht also um dieses wertvolle Mittelmaß, das uns zu einer gesunden Selbstfürsorge ermächtigt und gleichzeitig zu empathischen und umsichtigen Menschen macht, denn: Wir sind zwar Individuen mit ganz eigenen Bedürfnissen, aber eben auch soziale Wesen, die die Gemeinschaft brauchen.

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