Paar geht im Streit auseinander - das Ende einer toxischen Beziehung

Toxische Beziehung – wie sie entsteht und wie Sie sich daraus befreien

In eine toxische Beziehung kann grundsätzlich jeder Mensch geraten. Gut ist es daher, die ersten Warnzeichen und Ursachen für die gefährliche Dynamik zu kennen.

Eben noch auf Wolke Sieben und plötzlich ganz unten – was als schönste Liebesgeschichte beginnt, kann sich schnell ins Gegenteil wandeln. Toxische Beziehungen lassen Betroffene oft verzweifeln. Sie fühlen sich wertlos, ungeliebt und leben im dauerhaften Stresszustand. Doch woran erkennen Sie, ob Ihre Beziehung toxisch ist oder Sie normale Streitigkeiten austragen? Wir erklären, bei welchen Anzeichen Vorsicht geboten ist.

Was eine toxische Beziehung ausmacht

Der Begriff toxische Beziehung geistert in letzter Zeit immer öfter durch Medien und Beziehungsratgeber. Doch was bedeutet er eigentlich? Grundsätzlich lässt sich toxisch mit „giftig” oder „schädlich” gleichsetzen. Man verwendet es für eine Partnerschaft, die einem oder beiden Beteiligten schadet und Kraft und Energie raubt. Eine toxische Person würdigt die andere oft herab – und versucht gleichzeitig Macht und Kontrolle über sie auszuüben. Wissenschaftlich ist das Konzept nicht genau definiert. 

Grundsätzlich ist eine toxische Beziehung mehr als nur übliche Beziehungsstreitereien – vielmehr kommt es hier zu einer Form von psychischer Gewalt. Diese kann grundsätzlich jeden treffen, egal welches Geschlecht oder Hintergrund Sie haben. Häufiger als Männer leiden jedoch Frauen darunter. Das Problem: Psychische Gewalt ist für einen selbst und andere oft nicht sichtbar.  Betroffene halten die belastende Situation oft lange Zeit aus, da sie sie nicht als gewaltsamen Akt einschätzen. 

Bei einer toxischen Beziehung gibt es von Anfang an Warnsignale

Bei schädlichen Beziehungen gleichen sich die Verhaltensmuster oft. Das tückische dabei: Oft beginnt die Partnerschaft ganz anders. Lernen Sie eine toxische Person kennen, überschüttet sie diese zunächst mit Liebe und Aufmerksamkeit. Man spricht hier auch von sogenanntem „Love Bombing”. Tatsächlich geht es bei den Werbungsversuchen aber weniger um Liebe, sondern darum, die Person für sich zu vereinnahmen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas „fast zu schön ist, um wahr zu sein” und sich die Beziehung rasant schnell entwickelt, sollten Sie zumindest hellhörig werden.

Checkliste: Anzeichen einer toxischen Beziehung

Sie vermuten, in einer toxischen Beziehung zu stecken? Es gibt einige Warnsignale, an denen Sie die schädliche Dynamik erkennen:

  • Kontrolle: Ihr Partner oder Ihre Partnerin isoliert Sie zunehmend und macht Sie von sich abhängig. Treffen mit Freunden und Freundinnen oder der Familie sind oft nicht mehr möglich, da es zu Eifersuchtsattacken kommt. Häufig werden Ihnen nahestehende Personen schlecht gemacht. Eigene Entscheidungen können Sie kaum noch treffen – ob im Privaten oder in Bezug auf Ihre Arbeit. Manchmal kontrollieren Sie selbst Ihre eigenen Finanzen nicht mehr.
  • Emotionale Manipulation: Ihr Gegenüber hat einen Fehler gemacht: Sie konfrontieren ihn oder sie damit und fühlen sich am Ende selbst schuldig. Kommt Ihnen die Situation bekannt vor? Toxische Personen verdrehen die Realität so geschickt, dass Sie es oft gar nicht bemerken. Oftmals tun Sie deshalb auch Dinge nur, weil Sie sich unter Druck gesetzt werden.
  • Drohungen und Beleidigungen: In einer toxischen Beziehung fühlen Sie sich oft ganz klein. Schließlich werden Sie in einer Tour kritisiert und bekommen den Eindruck vermittelt, dass Sie nichts richtig machen können. Manchmal werden Sie selbst vor anderen Leuten erniedrigt und lächerlich gemacht. Im Extremfall kommt es auch zu Drohungen Ihnen gegenüber oder in Bezug auf Ihre Liebsten.
  • Egoismus: Toxische Personen weisen oft narzisstische Wesenszüge auf. In einer Beziehung mit ihnen geht es grundsätzlich nur um ihre Bedürfnisse – Sie selbst und Ihre Wünsche bleiben außen vor. Auch bei Gesprächen kommen Sie kaum zu Wort.

Grundsätzlich gilt: Eine toxische Beziehung fühlt sich einfach nicht gut an. Sie selbst und andere bemerken, dass Sie ständig traurig und nervös sind und sich immer mehr zurückziehen. Ihr Selbstbewusstsein ist in dieser Zeit kaum vorhanden.

Toxische Beziehung: Welche Ursachen gibt es?

In eine toxische Beziehung zu geraten, kann prinzipiell jedem passieren. Wer einmal in die emotionale Abhängigkeit gerutscht ist, steckt schon mittendrin. Doch warum verhalten sich manche Menschen verletzend gegenüber anderen? Toxische Personen genießen oft die Macht, die sie über ihr Gegenüber ausüben. In vielen Fällen haben sie selbst psychische Gewalt erfahren und reproduzieren dieses Verhaltensmuster nun. Sie empfinden häufig selbst kaum Emotionen und können sich nicht in andere hineinversetzen. Für ihr Verhalten gibt es jedoch keine Rechtfertigung – Sie sollten nicht in der Beziehung bleiben, um zu versuchen, Ihrem Partner oder Partnerin zu „helfen” oder sie zu verändern. 

Hilfe holen ist bei psychischer Gewalt wichtig

Aus einer toxischen Beziehung heraus gibt es nur einen Weg – die Trennung. Doch wer darin steckt, findet es oft schwierig bis unmöglich, sich von der kontrollierenden Person zu lösen.

  • Reflektieren Sie sich selbst: Was läuft gut, was läuft schlecht in der Beziehung? Werden Ihre Bedürfnisse erfüllt? Betrachten Sie die gemeinsame Zeit und überlegen Sie, wie oft Sie glücklich oder unglücklich waren. Dabei erkennen Sie oft bereits, dass die schlechten Momente überwiegen. Der erste Schritt ist, Ihren eigenen Schmerz zu bemerken und anzunehmen.
  • Auch, wenn Sie sich möglicherweise schämen: Familie, Freunde und Freundinnen werden mit einem offenen Ohr für Sie da sein. Sie helfen auch dabei, Ihr angekratztes Selbstbewusstsein zu stärken und Ihnen die Situation klar vor Augen zu führen. Hilfe bekommen Sie zudem bei der Telefonseelsorge unter: 0800/1110111.
  • Machen Sie einen klaren Cut: Eine Freundschaft nach der Beziehung führt oft zu Rückfällen und dazu, dass die toxische Person ihre Macht über Sie beibehält. Besser ist ein vollständiger Kontaktabbruch.

Wichtig ist auch die Aufarbeitung der Beziehung: Überlegen Sie genau, was Sie von einer Beziehung erwarten, damit Sie nicht wieder in alte Muster abrutschen. Dabei kann auch eine Psychotherapie helfen.

Spezielle Formen toxischer Beziehungen

Toxische Beziehungen beschränken sich nicht nur auf romantische Partnerschaften. Auch in anderen Lebensbereichen können solche destruktiven Verbindungen entstehen und erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Hier sind vier häufige Formen toxischer Beziehungen:

Toxische Eltern-Kind-Beziehungen

Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern sollte von Liebe, Unterstützung und Vertrauen geprägt sein. Doch in toxischen Eltern-Kind-Dynamiken kann es zu übermäßiger Kontrolle, emotionaler Erpressung oder fehlender Wertschätzung kommen. Oft fühlen sich Betroffene nie gut genug oder tragen eine übersteigerte Verantwortung für das Wohlergehen der Eltern. Dies kann langfristig zu einem geringen Selbstwertgefühl und Schwierigkeiten in anderen Beziehungen führen.

Was hilft?

  • Grenzen setzen, auch gegenüber Eltern
  • Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen (z. B. Familientherapie)
  • Sich ein stabiles soziales Umfeld außerhalb der Familie aufbauen

Toxische Freundschaften

Freunde sollten eine positive Bereicherung sein – doch manche Freundschaften können belastend und einseitig sein. Toxische Freunde manipulieren, nutzen aus oder ziehen ihr Umfeld emotional herunter. Sie respektieren keine Grenzen und fordern ständig Aufmerksamkeit, ohne selbst Unterstützung zu bieten.

Was hilft?

  • Die eigene Rolle in der Freundschaft reflektieren
  • Offene Gespräche führen und Bedürfnisse klar äußern
  • Falls keine Veränderung möglich ist: Kontakt reduzieren oder beenden

Toxische Arbeitsbeziehungen (Kollegen & Vorgesetzte)

Ein schlechtes Arbeitsklima kann nicht nur die Karriere belasten, sondern auch die psychische Gesundheit. Toxische Kollegen oder Vorgesetzte manipulieren, verbreiten Gerüchte oder setzen andere unter Druck. Mobbing, fehlende Anerkennung und überzogene Anforderungen sind Anzeichen für eine destruktive Arbeitsbeziehung.

Was hilft?

  • Klare Kommunikation und Abgrenzung
  • Unterstützung bei vertrauenswürdigen Kollegen oder der Personalabteilung suchen
  • Falls nötig, rechtliche Schritte oder einen Arbeitsplatzwechsel in Betracht ziehen

Narzisstische Beziehungen

Personen mit narzisstischen Tendenzen manipulieren, kontrollieren und stellen ihre eigenen Bedürfnisse über die anderer. In Beziehungen können sie zunächst charmant wirken, doch langfristig schwächen sie das Selbstbewusstsein ihres Gegenübers durch Gaslighting, Kritik oder emotionale Manipulation.

Was hilft?

  • Die Manipulationsmuster erkennen und sich bewusst machen
  • Eigene Grenzen setzen und Selbstwert stärken
  • Unterstützung durch Therapeuten oder Selbsthilfegruppen suchen

Toxische Beziehungen können in vielen Bereichen des Lebens vorkommen und erhebliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben. Der erste Schritt ist, die Muster zu erkennen und aktiv für das eigene Wohlergehen einzustehen. Hilfe von außen – sei es durch Freunde, Beratungsstellen oder therapeutische Unterstützung – kann dabei eine große Unterstützung sein.

Quellen

FAQ zu toxischen Beziehungen

Mann sitzt sorgenvoll auf einer Couch.

Seelische Gesundheit

Psychische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen oder Zwänge belasten die Lebensqualität enorm. Die Ausprägungen sind dabei je nach persönlicher Situation und Krankheitsbild sehr verschieden und erfordern individuelle Lösungen. Die BIG unterstützt Sie mit verschiedenen Therapiemöglichkeiten.
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