BIG direkt gesund
Eine möglichst stressfreie letzte Lebensphase möchte das Projekt Avenue-Pal sterbenden Menschen ermöglichen. (Agentur stock.adobe.com, Abdruck honorarfrei)

Dank Leitlinien Sterbenden Verlegungsstress ersparen

DORTMUND. Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, wie schnell sich unsere persönliche gesundheitliche Situation bedrohlich verändern kann. Das Ende Mai auslaufende Innovationsfondsprojekts "Avenue-Pal", an dem BIG direkt gesund beteiligt ist, hat die bestmögliche Versorgung Sterbender in ihren letzten Tagen und Wochen zum Ziel. Insbesondere unnötige Verlegungen sollen ihnen erspart bleiben. Dies betrifft deutschlandweit pro Jahr rund 150.000 Menschen. Bei einem digitalen Abschluss-Symposium, zu dem die Technische Hochschule Mittelhessen am 6. Mai 2021 einlädt, ziehen alle Beteiligten Resümee. Ihre Empfehlung steht bereits fest: Durch geeignete Prävention kann Sterbenden die sehr belastende Verlegung erspart bleiben. Die im Projekt entwickelten Leitlinien für Krankenhäuser wie auch für Pflegeheime sollten daher bundesweit ausgerollt werden.

Eine Vielzahl von Beteiligten entwickelten in dem Projekt „Analyse und Verbesserung des sektor- und bereichsübergreifenden Schnittstellen- und Verlegungsmanagements in der Palliativversorgung“ (Avenue-Pal) mit wissenschaftlicher Methodik die Leitlinien, die auf 13 Risikofaktoren basieren. In einer großen Pflegeeinrichtung und einem Universitätskrankenhaus wurden diese erprobt, eingeführt und gegebenenfalls verbessert. Ein technologisches Assistenzsystem unterstützt die Umsetzung in den jeweiligen Institutionen. Die neu entwickelte App „Freddy“ bietet pflegenden Angehörigen Hilfestellung.

Lösungen für alle Betroffenen gefragt

„Das Projekt hat gezeigt, dass Betroffene, Angehörige, Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, im Prinzip alle Beteiligten von den Leitlinien profitieren. Jetzt ist es wichtig, dass die Projektergebnisse tatsächlich in den Transfer gebracht werden, um Versorgungsprozesse langfristig zu optimieren“, sagt Christiane Heidrich, die als Teamleiterin Managed Care bei der BIG in dem Projekt mitgearbeitet hat. Verträge zur besonderen Versorgung (§ 140a SGB V) sind aus ihrer Sicht nur vorübergehende Ergebnisse. „Wir brauchen Lösungen, die allen Betroffenen zugutekommen und nicht nur Versicherten einzelner Kostenträger“, so Christiane Heidrich. Für die BIG steht bereits fest: Die Erkenntnisse werden künftig genutzt, beispielsweise im Fachbereich Case Management und der geplante Transfer wird unterstützt.

Instrumente und Verfahren neu entwickelt

Prof. Wolfgang George, Leiter des TransMIT-Projektbereichs für Versorgungsforschung und verantwortlich für die fachliche und wissenschaftliche Projektkoordination, sagt: „Wie so oft bei resistenten Problemlagen im deutschen Gesundheitswesen ist es weniger ein Erkenntnisproblem, also warum so viele Sterbende ohne hierfür bestehende Indikation nochmals in deren letzten Lebenstagen verlegt werden, als eines der nicht hinreichenden Umsetzung. Wir sind sehr zuversichtlich, dass unsere, zum Teil auch neu entwickelten Instrumente und Verfahren jedes Krankenhaus und jede Pflegeeinrichtung dazu befähigen, dass sich eine menschenwürdige Versorgung von Sterbenden realistisch erreichen lässt.“

Die Projektpartner

Die Gesamtprojektsteuerung hat die TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer mbH mit Sitz in Gießen übernommen. Zu den Konsortialpartnern gehören neben der BIG das Universitätsklinikum Gießen und Marburg, die Gemeinnützige Gesellschaft für Soziale Dienste der AWO Stadtkreis Gießen mbH, das Deutsche Krankenhausinstitut e.V. sowie die Technische Hochschule Mittelhessen. Um die hohe Qualität der Forschung und den Praxistransfer sicherzustellen, sind weitere Akteure wie beispielsweise der Hessische Städte- und Gemeindebund als Kooperationspartner ergänzend eingebunden. Mit knapp zwei Millionen Euro wird das Projekt vom Innovationsfonds für drei Jahre gefördert.