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Verträumtes Kind in einem winterlichen Wald

Verträumte Kinder: Wie ihr sie erreicht und im Schulalltag unterstützt

Vielleicht kommen euch folgende Situationen bekannt vor: Das Kind soll Zähne putzen und spielt stattdessen gedankenverloren mit der Zahnpasta oder bestaunt minutenlang den Deckel des Marmeladenglases, anstatt es zuzuschrauben. Wenn Kinder verträumt sind, kann das bei Eltern schon mal zu Irritationen und Sorgen führen. Wir verraten euch, wie ihr verträumte Kinder in diesen Situationen trotzdem erreichen und im Schulalltag unterstützen könnt.

Laut Erziehungsexperten ist es ganz normal, dass Kleinkinder immer mal wieder ganz plötzlich in ihre eigene kleine Welt abtauchen und die Realität wie durch einen Filter wahrnehmen. Sie machen dabei viele Erfahrungen und konzentrieren sich auf für sie spannende und relevante Dinge, während sie andere Dinge wie beispielsweise eure Bitte, sich auf die eigentliche Sache zu konzentrieren, eher ausblenden. Verträumte Kinder sind meist sehr kreativ, kommen mit wenig Spielzeug aus und beschäftigen sich gern allein.

So könnt ihr verträumte Kinder erreichen und unterstützen

Natürlich müsst ihr euch deshalb nicht gleich Sorgen machen. Selbst wenn eure Kinder durch die Träumerei immer mal wieder etwas langsamer sind als normal, könnt ihr sie eine Weile in ihrer Traumwelt verweilen lassen. Dennoch ist es ratsam zu trainieren, sie sanft zurück in die Realität zu holen. Hier empfehlen Experten, dass ihr eure Kinder auf Augenhöhe anschaut. Wenn ihr Augenkontakt aufgenommen habt, sprecht eure Kinder in kurzen und klaren Sätzen an. Seid dabei ruhig, aber ernst.

Wieso ist es ratsam, Kinder sanft aus ihrer Traumwelt zu holen?

Während es bei Kleinkindern noch kein Problem ist, wenn sie häufiger träumen, kann es ab dem Schulalter problematisch werden. In der Schule gilt ein straffes Lerntempo und die schulische Leistung steht und fällt mit der mentalen Anwesenheit des Kindes. Gleiches gilt für das Sozialleben und das Freundefinden. Zu verträumte Kinder haben es in beiden Bereichen eher schwer, sind häufiger überfordert und verlieren deshalb schnell den Anschluss.

5 Tipps, wie ihr verträumten Schulkindern den Alltag erleichtern könnt

Bevor ihr die Tipps umsetzt, ist es wichtig, dass ihr die Persönlichkeit eurer Kinder akzeptiert. Es soll nicht darum gehen, sie ständig zu ermahnen und ihnen zu suggerieren, dass sie mit ihrer verträumten Art nicht in Ordnung sind. Mit ein wenig Struktur und Ordnung könnt ihr ihnen ihren Schulalltag allerdings erleichtern.

1. Struktur

Besprecht mit eurem Kind am besten täglich, welche Termine und Ereignisse anliegen, damit ihr nicht in Zeitnot geratet und euer Nachwuchs genug Vorlauf hat, sich auf diese Termine mental vorzubereiten.

2. Eigenständigkeit

Auch wenn euer Kind häufig ins Träumen gerät, solltet ihr seine Eigenständigkeit trainieren. Nehmt ihm also keine Aufgaben ab, weil es damit vielleicht zu spät dran ist oder länger dafür braucht. Übernehmt ihr die Aufgaben, wird sich euer Kind nämlich einprägen: Je länger ich für eine Aufgabe brauche, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie meine Eltern für mich erledigen.

3. Hausaufgaben ohne Ablenkung

Der Ort für die Hausaufgaben sollte möglichst ruhig und ordentlich sein, damit euer Kind nicht unnötig abgelenkt wird. Besprecht am besten gemeinsam, wie sich euer Kind am besten konzentrieren kann. Zudem sollte sich kein Spielzeug in der Nähe befinden und auch Haustiere oder Geschwister können zur Ablenkung beitragen.

4. Hausaufgabenheft führen

Lasst euer Kind unbedingt ein Hausaufgabenheft führen, damit es alle zu erledigen Hausaufgaben und auch Termine für Tests und Arbeiten immer im Blick hat. Da verträumte Kinder schnell mal die Notizen vergessen, vereinbart mit Schulkameraden oder Lehrern, dass sie nach jeder Stunde die Notizen kurz abgleichen.

5. Unterstützung bei den Hausaufgaben

Setzt euch zu Beginn der Hausaufgaben zu eurem Kind und lasst euch zeigen, welche Aufgaben zu erledigen sind. Legt dann gemeinsam fest, mit welchen es anfängt und fragt zwischendurch, ob es konzentriert arbeitet und vorankommt.

6. Keine Vergleiche

Egal ob Geschwister, Freunde oder die Nachbarskinder – vergleicht euer Kind nicht mit anderen Kindern. Das führt nur zu Stress, Druck und Enttäuschung. Möglicherweise verstärkt sich dadurch das verträumte Verhalten eures Kindes sogar. Unterstützt es stattdessen, indem ihr ihm für erledigte Aufgaben und für seine Stärken wie zum Beispiel seine Kreativität lobt.

Ursachen verträumter Kinder

In der Regel besteht wie gesagt kein Grund zur Sorge, wenn euer Kind verträumt ist. Manchmal können regelmäßigen Tagträumen aber auch ernste Ursachen zugrunde liegen.

Überforderung und Druck

Je gestresster und überforderter eure Kinder sind, umso stärker können sie auch ins Träumen verfallen beziehungsweise kann ein zu vollgepackter Alltag dafür verantwortlich sein. Sucht also gerade bei Schulkindern regelmäßig das Gespräch, um mögliche Stressquellen ausfindig zu machen, und ermöglicht euren Kindern ausreichend Pausen und Freiräume. Übrigens ist ein Burnout bei Kindern keine Seltenheit mehr.

Familiäre Probleme

Gibt es bei euch häufig Streit oder Stress oder hab ihr für euer Kind nur sehr wenig Zeit, kann die verträumte Art eures Kindes auch ein Hilfeschrei nach mehr Aufmerksamkeit sein. Dann liegt es natürlich an euch, häufiger für euren Nachwuchs da zu sein.

Seh- oder Hörprobleme

Euer Kind muss nicht immer verträumt sein, wenn es auf eure Stimme und die Anweisungen des Lehrers nicht reagiert. Gleiches gilt für die mündliche Mitarbeit, wenn es beispielsweise Dinge von der Tafel ablesen soll. Zieht in diesen Fällen auch Seh- oder Hörprobleme in Betracht und macht vorsichtshalber einen Termin beim HNO- oder Augenarzt.

Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS)

Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) kann auch ohne Hyperaktivität (ADHS) auftreten und sollte ebenfalls bei eurem Kind ausgeschlossen werden. Kann sich euer Kind bei Freizeitaktivitäten problemlos konzentrieren, handelt es sich in der Regel nicht um ADS. Stellt ihr allerdings fest, dass euer Kind generell schnell müde und verträumt ist, sich langweilt und zum Beispiel seine Füße und Hände oft unruhig sind und es dadurch seine Feinmotorik (beispielsweise beim Schreiben oder Zeichnen) nicht unter Kontrolle hat, klärt die Anzeichen mit dem Kinderarzt.