Kleinkind sitzt in einem Spielzeugkorb und beschäftigt sich konzentriert mit einem Spielzeug, während die Mutter vor ihm sitzt.

Autismus-Spektrum-Störungen: Frühkindlichen Autismus erkennen und behandeln

Am 2. April ist Welt-Autismus-Tag: Schätzungsweise weisen 150 von 10.000 Menschen eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) auf. Wenn sich die Entwicklungsstörung bereits im Babyalter bemerkbar macht, handelt es sich um frühkindlichen Autismus (Kanner-Autismus), an dem zwei- bis dreimal mehr Jungen als Mädchen erkranken. Wir erklären euch, woran ihr ihn erkennt, wie er behandelt wird und welche Autismus-Spektrum-Störungen es außerdem gibt.

Was ist Autismus?

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Menschen, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung leiden, sind in ihrer Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung eingeschränkt. Je nachdem, um welche Art es sich handelt und wie stark diese ausgeprägt ist, wirkt sich die Entwicklungsstörung auf ihre sozialen Interaktionen, ihr Verhalten, ihre Sprache und meist auch auf ihren Intellekt aus.

Welche Autismus-Spektrum-Störungen gibt es?

  • Frühkindlicher Autismus – stark ausgeprägter Autismus, der ungefähr ab dem 18. Lebensmonat diagnostiziert werden kann.
  • Asperger-Syndrom (Hochfunktionaler Autismus/High-Functioning-Autismus) – schwächere Form von Autismus, wird oft erst nach dem dritten Lebensjahr festgestellt.
  • Atypischer Autismus – manifestiert sich erst nach dem dritten Lebensjahr, hierbei fehlen Symptome, die für eine vollständige Autismus-Diagnose relevant sind.

Frühkindlichen Autismus erkennen und behandeln

Frühkindlicher Autismus – auch nach seinem Erstbeschreiber als Leo „Kanner-Autismus“ oder „Kanner-Syndrom“ benannt – macht sich bereits vor dem dritten Lebensjahr eines Kindes bemerkbar und gilt als schwerwiegende Autismus-Form.

Symptome des frühkindlichen Autismus

Gestörte soziale Interaktion

Babys mit ASS lehnen körperliche Nähe ab, weichen Blickkontakt aus und zeigen auch auf Gestik und Mimik wie winken, rufen oder lachen keine Reaktionen. Auch sind Menschen mit Kanner-Autismus nicht in der Lage, spontan Gefühle zu zeigen oder die Gefühle anderer zu verstehen beziehungsweise deuten diese häufig falsch, weil sie versuchen, die Emotionen durch erlernte Erkennungsmerkmale wie Muskelbewegungen herzuleiten. Zudem sind autistische Kinder stark in sich gekehrt und beschäftigen sich lieber alleine und mit einem ganz bestimmten Gegenstand als mit Menschen. Nehmen sie doch mal Kontakt zu ihren Mitmenschen auf, dann in der Regel nur, um ihr jeweiliges Bedürfnis zu erfüllen.

Beeinträchtigung der Sprache/Kommunikation

Auch die Sprache kann beim frühkindlichen Autismus stark beeinträchtigt sein. Während manche Kinder gar nicht sprechen können, lernen andere es zumindest zum Teil. Allerdings sprechen sie dann eher mit sich selbst, reden dabei sehr monoton, betonen ihr Gesagtes emotionslos (ohne Mimik und Gestik) und erfinden Wörter oder sagen „du“, obwohl sie „ich“ meinen (pronominale Umkehr).

Echolalie

Menschen mit Kanner-Syndrom neigen dazu, Wörter zu wiederholen. Dies kann für sie allerdings hilfreich und wichtig sein, da sie sich die Wörter so besser einprägen und ihre sprachlichen Fähigkeiten dadurch verbessern können.

Stereotypes Verhalten und spezielle Interessen

Nicht nur das Sprechen, sondern auch das Verhalten bei Kindern mit frühkindlichem Autismus läuft nach Stereotypien ab. So spielen sie beispielsweise immer mit dem gleichen Spielzeug wie etwa einem Auto, dessen Reifen sie stundenlang drehen, oder picken sich ein anderes Detail heraus, sammeln bestimmte Objekte und ordnen diese nach Größe oder tragen nur Kleidung in ihrer Lieblingsfarbe. Sobald ihre Rituale durch andere unterbunden werden oder sie aus einem anderen Grund nicht durchgeführt werden können, leiden die betroffenen Kinder häufig unter starker Angst und Unruhe. Veränderungen sollten daher immer therapeutisch begleitet und nur langsam vorgenommen werden.

Verminderte Intelligenz

Rund 70 Prozent der Kinder mit Kanner-Autismus leiden unter einer geistigen Behinderung und Intelligenzminderung.

Eine Ausnahme bildet der hochfunktionale Autismus (Asperger-Syndrom). Hier besteht bei den Betroffenen keine verminderte Intelligenz, weshalb sich ihre sprachlichen Fähigkeiten meist besser entwickeln. Die restlichen Symptome sind allerdings identisch. Zudem haben Menschen mit Asperger-Syndrom oft eine spezielle außergewöhnliche Begabung.

Weitere mögliche Symptome

  • Unterschätzung von Gefahren
  • Selbstverletzung
  • Schlaf- und Essstörungen bei Babys
  • Mimik und Gestik wie zum Beispiel lachen/kichern aus unersichtlichem Grund
  • epileptische Anfälle

Bis zu 50 Prozent der Menschen, die ADHS haben, leiden auch unter ASS. Daher geht man von einem Zusammenhang beider Erkrankungen aus. 

Ursachen von Autismus

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Ursachen von Autismus. Zum einen sollen biologische Ursachen eine große Rolle spielen. Hat ein Elternteil Autismus, ist das Risiko größer, dass auch das Kind darunter leidet. Studien mit ein- und zweieiigen Zwillingen zeigen zudem, dass Autismus bei eineiigen Zwillingen häufiger gemeinsam vorkommt als bei zweieiigen. Des Weiteren zeigt eine Studie, dass eine bestimmte Genvariante für Autismus verantwortlich sein kann. Zudem konnten Störungen während der Hirnentwicklung und ein überdurchschnittlich großes Hirnwachstum in Mutterleib und in den ersten Lebensjahren sowie ein vergrößertes Hirnvolumen bei Menschen mit Autismus nachgewiesen werden.

Weitere mögliche Ursachen

  • hohes Alter der Eltern
  • Virusinfektionen der Schwangerschaft (z. B. Röteln) - besonders im ersten Trimenon
  • bakterielle Infektionen in der Schwangerschaft - besonders im zweiten Trimenon
  • mütterliche Diabetes
  • Antiepileptika in der Schwangerschaft
  • postpartale Hypoglykämie (Blutunterzuckerung) und Lungenfunktionsprobleme beim Kind

Diagnose

Die Diagnose Frühkindlicher Autismus wird in der Regel nicht vor dem 18. Lebensmonat gestellt. Vermutet ihr Autismus bei eurem Kind, solltet ihr dies zuerst mit eurer kinderärztlichen Praxis besprechen. Bestätigt sie euren Verdacht, sind Fachärzt*innen die nächsten Anlaufstellen. Neben speziellen körperlichen Untersuchungen wird unter anderem das "Diagnostische Interview für Autismus" (ADI-R) mit euch geführt. Der Autismustest "Autism Diagnostic Observation Schedule" (ADOS) dient dazu, das Verhalten eures Kindes in bestimmten Situationen zu beobachten und einzuordnen. Je nach Art und Ausprägung erfolgt eine Diagnose erst nach einem langen Beobachtungszeitraum. Zudem können weitere Untersuchungen wie Intelligenz-, Sprach-, Hör- und Sehtests notwendig sein.

Wie wird Autismus behandelt?

Leider ist Autismus nicht heilbar. Beginnt man allerdings so früh wie möglich mit einer individuellen Therapie, kann man die Symptome meist lindern.

Genau heißt das, dass durch die Mithilfe verschiedener Ärzt*innen, Therapeut*innen und der engsten Familienmitglieder das Kind darin unterstützt wird, seine ...

  • Lernfähigkeit zu fördern
  • sozialen Fähigkeiten zu trainieren
  • festgefahrenen Verhaltensmuster aufzubrechen
  • sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern

Hierfür kommen verschiedene Therapieformen, die auch Elemente der Verhaltenstherapie enthalten, zum Einsatz.

Dazu zählen unter anderem:

  • das Programm der "Applied Behaviour Analysis" (ABA) und des "Verbal Behaviour" (VB)
  • das Konzept TEACCH – Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children
  • Programme zur Selbstkontrolle und Theory of Mind
  • Sprachtraining
  • Beratung der Eltern
  • Kunst- und Bewegungstherapien
  • medikamentöse Therapien beispielsweise bei Epilepsie, Selbstverletzung, Wutanfällen oder großen Ängsten

Weitere Infos bekommt ihr zum Beispiel beim Bundesverband autismus Deutschland e. V.

Schwangere Frau sitzt auf dem Bett und schaut auf ein Ultraschallbild.

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