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Wer im Internet Begriffe wie ‚Stress‘ oder ‚Schlafstörungen‘ eingibt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch schnell das Wort Ashwagandha lesen. Die Hersteller der Präparate versprechen häufig eine beruhigende Wirkung, besseren Schlaf und mehr Energie – teils eine spürbare Stressreduktion innerhalb weniger Wochen. Gleichzeitig warnt das BfR, eine wissenschaftliche Einrichtung, die sich mit dem gesundheitlichen Verbraucherschutz beschäftigt, vor der Verwendung der freiverkäuflichen Produkte. Warum das so ist und was du Wissen solltest.
Was ist Ashwagandha und wofür soll es gut sein?
Ashwaghanda gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und gilt vor allem in Indien und Afrika als Heilpflanze. Vielleicht kennst du die Pflanze auch unter einem anderen Namen, zum Beispiel Schlafbeere, indischer Ginseng oder Winterkirsche. Der botanische Name lautet: Withania somnifera. In der traditionellen ayurvedischen Medizin werden vor allem die Wurzeln genutzt.
Warum gibt es eine Warnung vor der Einnahme von Ashwagandha?
Das BfR rät von der Einnahme von Ashwagandha ab. Besonders Kinder, Schwangere und Stillende sowie Menschen mit Lebererkrankungen sollen auf Produkte mit Ashwagandha verzichten. Hintergrund ist, dass die Sicherheit der Präparate nicht ausreichend belegt ist und es wiederholt Meldungen über Nebenwirkungen gibt. Zudem sind positive Effekte, die im Marketing versprochen werden – etwa bessere Stressbewältigung, leichteres Einschlafen oder mehr Leistungsfähigkeit – aus Sicht des BfR nicht ausreichend wissenschaftlich gesichert. Der Grund: Einzelne Studien untersuchen zwar Effekte auf Stress oder Schlaf, aber die Ergebnisse sind nicht einheitlich, oft mit kleinen Teilnehmerzahlen und unterschiedlicher Qualität. Das BfR sowie andere europäische Stellen stufen die Evidenz, also die gesicherten Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien, derzeit nicht als ausreichend ein, um allgemeine Gesundheitsversprechen zu stützen. Deshalb raten sie davon ab, Ashwagandha als Mittel zur Leistungssteigerung, zur Stressreduktion oder als Schlafhilfe einzunehmen.
Welche Nebenwirkungen bei der Nutzung von Ashwagandha sind aufgetreten?
In Berichten tauchen akute Beschwerden auf wie:
• Übelkeit
• Erbrechen
• Durchfall
• Benommenheit
• Kopfschmerzen
• Schwindel
• Schläfrigkeit
• Hautausschläge
Besonders ernst zu nehmen sind Fallberichte über mögliche Leberschäden im zeitlichen Zusammenhang mit Ashwagandha-Präparaten. Solche Berichte bedeuten nicht automatisch, dass Ashwagandha in jedem Fall die Ursache war, sie zeigen aber ein Sicherheitsrisiko, das sorgfältig geprüft werden muss.
Ashwagandha kann außerdem in den Hormonhaushalt und den Zuckerstoffwechsel eingreifen und hat Einflüsse auf Cortisol, Schilddrüsenhormone und den Blutzuckerspiegel. Für dich heißt das: Wenn du Medikamente nimmst, zum Beispiel gegen Diabetes (Antidiabetika), gegen Bluthochdruck oder zur Dämpfung des Immunsystems (Immunsuppressiva), können Wechselwirkungen auftreten. Möglich ist, dass die Präparate die Wirkung deiner Medikamente verstärken oder abschwächen und damit unerwünschte Folgen haben.
Was bedeutet das konkret für mich?
• Wenn du zu einer der oben genannten Risikogruppen gehörst (Kind, schwanger, stillend oder mit Leberproblemen), verzichte auf Ashwagandha.
• Nimmst du regelmäßig Medikamente, sprich vor jeder Nutzung mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und mit der Apotheke. Prüfe auf mögliche Wechselwirkungen.
• Verlasse dich nicht auf gesundheitsbezogene Werbeaussagen. Offizielle Stellen stufen positive Effekte aktuell nicht als gesichert ein.
• Solltest du nach der Einnahme von Ashwagandha Beschwerden wie starke Müdigkeit, Gelbfärbung der Haut oder Augen, dunklen Urin, Übelkeit oder Oberbauchschmerzen bemerken, suche umgehend ärztliche Hilfe. Das können Zeichen einer Leberschädigung sein.
• Aufgrund mangelnder Daten und Kenntnislücken rät das BfR auch anderen Teilen der Allgemeinbevölkerung zur Zurückhaltung bei der Einnahme dieser Mittel.
Wie kann ich meine Beschwerden alternativ lindern?
Wenn du Stress hast, unter Schlafproblemen leidest oder dich erschöpft fühlst, setze zuerst auf bewährte Maßnahmen. Zu ihnen zählen Schlafhygiene, Bewegung, Tageslicht, regelmäßige Pausen und Entspannungsverfahren. Bei anhaltenden Problemen ist medizinischer Rat sinnvoll.
Kurz gesagt: Ashwagandha ist trotz seines natürlichen Ursprungs nicht automatisch unbedenklich. Die Studienlage zu positiven Wirkungen ist begrenzt, die Sicherheit nicht abschließend geklärt, und es gibt relevante Berichte über Nebenwirkungen, einschließlich möglicher Leberschäden. Daher kommt die BfR-Empfehlung, Ashwagandha-Präparate nicht einzunehmen – vor allem, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst oder Medikamente nutzt.
Quellen
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR):https://www.bfr.bund.de/
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA):Health Claims – Anforderungen an wissenschaftliche Belege