Junge Frau sitzt im Pyjama auf dem Bett und hat den Kopf auf die Knie gebeugt

Regelschmerzen: Dysmenorrhö ist nicht normal!

Viele Mädchen und Frauen leiden unter mittel- bis starken Regelschmerzen – medizinisch Dysmenorrhö. Stark bedeutet, dass viele Mädchen und Frauen gerade in den ersten Tagen ihrer Menstruation ihrem Alltag nicht nachgehen können. Leider werden vielen Betroffenen ihre Symptome abgesprochen beziehungsweise wird ihnen eingebläut, dass sie nun mal zum Frausein dazugehören. Lest hier, wodurch Periodenschmerzen entstehen, warum ihr sie ärztlich abklären solltet, welche Beschwerden auftreten können und wie ihr sie lindern könnt.

Was bedeutet Menstruation?

Innerhalb eines Monats (Zyklus) baut sich die Gebärmutterschleimhaut immer wieder neu auf, damit sich dort eine befruchtete Eizelle einnisten kann. Kommt es nicht dazu, wird ein Teil der Schleimhaut wieder abgestoßen – dadurch kommt es zur Menstruation.

Was ist die Ursache für Regelschmerzen?

Da nicht alle Frauen unter Regelschmerzen leiden, muss es eine Ursache für die Schmerzen und Krämpfe geben. 

Hierbei wird zwischen zwei Arten unterschieden: 

Primäre Dysmenorrhö

Von der primären Dysmenorrhö sind meist Mädchen und junge Frauen bis 25 Jahren betroffen. Hierbei liegt den Regelschmerzen keine Erkrankung zugrunde, sondern vermutlich führt eine Überproduktion von Botenstoffen (Prostaglandine) zu den Beschwerden. Prostaglandine werden von der Gebärmutterschleimhaut gebildet, damit die Gebärmutter die Schleimhaut durchs Zusammenziehen wieder abstoßen kann. Oft nehmen die Regelschmerzen dann mit den Jahren ab.

Sekundäre Dysmenorrhö

Die sekundäre Dysmenorrhö steht für Regelschmerzen, die vornehmlich bei Frauen über 25 Jahren plötzlich auftreten. Die Regelschmerzen entstehen hierbei meist durch bestimmte Erkrankungen wie …

  • Myome oder Polypen – gutartige Wucherungen der Gebärmutter
  • Endometriose – hier bildet sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter z. B. an den Eierstöcken, Darm und Blase. Der gesamte Unterbauch kann schmerzen. Generell bereitet sie eher in den fruchtbaren Jahren einer Frau Beschwerden.
  • Entzündungen der Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter
  • Spirale
Frau sitzt auf dem Bett und krümmt sich vor Bauchschmerzen

Endometriose: Diagnose oft erst nach Jahren

Laut Schätzungen ist etwa jede zehnte Frau von Endometriose betroffen. Endometriose zählt damit zu den häufigsten chronischen Unterleibserkrankungen bei Frauen. Dennoch bleibt sie häufig unerkannt oder wird erst Jahre bis Jahrzehnte später diagnostiziert.
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Auch wurde festgestellt, dass Frauen mit starker Regelblutung häufig starke Beschwerden haben. Etwa bei einer von zehn Frauen sind die Beschwerden so extrem, dass sie ein bis drei Tage pro Monat ihren Alltag nicht bewältigen können – also krank sind. 

Gibt es bald „Menstruationsurlaub“?

Deshalb setzen sich auch immer mehr Länder für einen „Menstruationsurlaub“ (so lautet derzeit die offizielle deutsche Bezeichnung) ein. Während er in Asien bereits seit den 1970er-Jahren gesetzlich verankert ist, gehen in Deutschland bislang erste Start-ups mit einem „Period Leave/Menstrual Leave“ (derzeit noch über Krankentage verbucht) voran. In Südkorea bekommen Frauen, die ihren Menstruationsurlaub nicht nehmen, sogar eine Ausgleichszahlung. Dennoch hat jede Frau, die aufgrund von Regelschmerzen nicht arbeiten oder zu Schule/Universität gehen kann, das Recht, sich krankschreiben zu lassen.

Was sind Regelschmerzen-Symptome?

  • Unterleibsschmerzen und Krämpfe
  • Rückenschmerzen, die auch in die Beine ausstrahlen können.
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Darmkrämpfe
  • Blähungen und Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Allg. Krankheitsgefühl
  • Starke Regelblutung

Wie werden Regelschmerzen behandelt?

Starke Regelschmerzen sollten immer ärztlich abklärt werden, um frühzeitig Erkrankungen erkennen und eine individuelle Behandlung beginnen zu können. Euer/eure Ärzt*in nimmt eure Symptome nicht ernst? Dann wechselt die Praxis oder holt euch eine Zweitmeinung ein. Für den Familien-und Bekanntenkreis gilt: Ihr müsst euch für eure Symptome, Arbeits- oder Lernunfähigkeit und die Einnahme von Schmerzmitteln nicht rechtfertigen. Und für Eltern von menstruierenden Töchtern gilt: Nehmt die Beschwerden ernst und überlegt nach ärztlicher Abklärung gemeinsam, welche Behandlung in Frage kommt.

So werdet ihr Menstruationsbeschwerden los!

Vielen Mädchen und Frauen wird von Gynäkolog*innen, Hausärzt*innen, Arbeitgeber*innen und im privaten Umfeld immer noch gesagt, dass Regelschmerzen zum Frausein dazugehören und dass sie normal und aushaltbar seien. Das stimmt so nicht. Erstens sind Perioden-Schmerzen nicht normal – auch wenn keine Erkrankung dahintersteckt und sie somit nicht zwingend behandelt werden müssen. Trotzdem habt ihr jedes Recht, die Beschwerden so gut wie möglich einzudämmen.
  1. FEMNA Health Schulungsprogramme und 1:1 Beratung Nutzt als BIG-Versicherte ergänzend zu einer fachärztlichen Beratung die FEMNA Health Schulungsprogramme und 1:1 Beratung per Web oder App bei Menstruationsbeschwerden wie Dysmenorrhö und weiteren Zyklusbeschwerden! Außerdem könnt ihr euch mit anderen betroffenen Frauen austauschen (FEMNA Circle). Teilnahmevoraussetzungen und Leistungsübersicht
  2. Wärme und Entspannung Ihr entscheidet, ob und welche Wärme (z. B. Wärmflasche oder Wärmepflaster) und Entspannungsart euch guttut.
  3. Bewegung (Spaziergänge, Walking oder leichtes Joggen) Probiert aus, ob und wie viel Bewegung eure Beschwerden mindert. Auch Yoga oder Gymnastik kann die Symptome lindern.
  4. Entkrampfende Teesorten, pflanzliche Medikamente Viele Frauen greifen statt auf klassische Schmerzmittel auf pflanzliche Präparate zurück, aber besonders bei stärkeren Beschwerden reichen sie nicht aus – sofern sie überhaupt wirken, da die Studienlage unzureichend ist.
  5. Schmerzmittel wie Naproxen und Ibuprofen Es ist in Ordnung, wenn ihr gerade in den ersten Tagen auf klassische Schmerzmittel zurückgreift. Auch hier gilt: Probiert aus, welches Medikament in welcher Dosis bei euch am besten wirkt und am verträglichsten ist. Eine Tablette wirkt rund 10-12 Stunden und die Wirkung beginnt etwa 30 Minuten nach der Einnahme.
  6. Antibabypille oder Hormonspirale Zwar wird die Antibabypille aufgrund der Risiken und Nebenwirkungen wie einem erhöhten Thromboserisiko, Kopfschmerzen und Übelkeit immer seltener verschrieben. Dennoch werden speziell sehr junge Frauen oft unzureichend aufgeklärt und die Vorteile wie Linderung der Regelschmerzen, volleres Haar und bessere Haut hervorgehoben. Wägt in Ruhe ab, ob sie für euch oder eure Tochter in Frage kommt. Auch die Hormonspirale kann für manche Frauen eine Option sein, birgt aber ebenfalls Risiken.
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