Neugeborenes liegt mit Windel und Tuch auf dem Schoß der Mutter

Elimination Communication: Ausscheidungskommunikation ab dem Alter von zwei Wochen

Mit rund zwei Jahren könnt ihr eurem Kind die Windel abgewöhnen. Immer mehr Eltern praktizieren bei ihren Babys allerdings ab dem Alter von zwei Wochen „Elimination Communication” (EC), was im Deutschen so viel wie „Ausscheidungskommunikation“ oder „windelfrei“ bedeutet. Bitte was?

Ihr habt richtig gelesen. Eltern können tatsächlich ab der dritten Lebenswoche versuchen, die Signale ihres Kindes rechtzeitig zu deuten, damit sie ihr kleines oder großes Geschäft über dem Waschbecken, der Toilette oder dem Töpfchen und eben nicht in der Windel verrichten können. Gerade Eltern, die Attachment Parenting praktizieren, wenden EC an.

Wie funktioniert Elimination Communication?

Bereits Säuglinge sind in der Lage, eindeutige Zeichen zu geben, wenn sie zur Toilette müssen. Eben so, wie sie zeigen, dass sie Hunger oder Schmerzen haben oder müde sind. Das funktioniert aber nur, solange dies auch ausreichend trainiert wird. Ansonsten würden Babys die Fähigkeit laut Expert*innen bis zum sechsten Lebensmonat wieder verlieren. Dass Babys ihr Geschäft in einer Windel verrichten, beruhe lediglich darauf, dass es ihnen ebenfalls antrainiert wird. Und wie genau soll Elimination Communication” jetzt funktionieren?

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Achtet auf die Signale eures Babys

Wie es der Name verrät, geht es bei der Ausscheidungskommunikation darum, die Sprache eures Babys verstehen zu lernen – also seine Signale richtig zu deuten – und darum, dass euer Baby auch eure Signale versteht. Anders gesagt trainiert ihr gemeinsam, euer Baby rechtzeitig abzuhalten und unterstützt es darin, dass es dann auch ganz entspannt sein Geschäft verrichten kann. 

So trainiert ihr Elimination Communication

Um zu lernen, die Signale eures Babys rechtzeitig richtig zu deuten und miteinander zu kommunizieren, benötigt ihr ein wenig Training. Das kann wie folgt aussehen:
  1. Nehmt euch ca. 30 Minuten Zeit und Ruhe und legt euer Baby an einem Vormittag (da macht es am häufigsten Pipi) mal ohne Windel beispielsweise auf den Wickeltisch. Achtet darauf, dass es dort warm und sicher ist.
  2. Jetzt beobachtet ihr einfach euer Baby. Notiert oder merkt euch, was ihr beobachtet, kurz bevor es Pipi macht. Das können Geräusche, Gesichtsausdrücke oder körperliche Bewegungen sein. Vertraut zudem eurer elterlichen Intuition – auch ihr Väter. 😉

    Typische Signale können sein:

    • plötzliche Ruhe und Konzentration
    • plötzliche Unruhe wie strampeln oder zappeln
    • schreien/kreischen
    • Blubberblasen mit dem Mund machen
    • Blähungen
    • pusten
    • Grimassen
  3. Je nachdem, ob ihr bereits nach dem ersten Beobachten spezielle Verhaltensweisen an eurem Baby festgestellt habt, könnt ihr dann schon beim nächsten Mal versuchen, es rechtzeitig abzuhalten. Ihr könnt es aber auch noch mal zwei bis dreimal beobachten, wenn es noch nicht klappt.
  4. Könnt ihr gar keine speziellen Signale erkennen, orientiert euch auch an der Zeit. Wartet laut Expert*innen 30 Minuten ab, nachdem es zuletzt Pipi gemacht hat und haltet es ab.
  5. Dann fehlt nur noch das „Go“ für euer Baby, dass es jetzt fröhlich und frei losstrullern oder sein großes Geschäft machen darf. :D
  6. So könnt ihr euer Kind beispielsweise ähnlich wie ihr es auf dem Arm haltet und beruhigt sanft „schütteln“. Das Schütteln, das man kaum sieht – man kann es auch nach oben und unten wiegen nennen.
  7. Zusätzlich könnt ihr dann zu eurem Baby „Schhhh“ oder „Pfff" beim Pipimachen und beispielsweise „Uuuh" beim großen Geschäft sagen. So entspannt sich die Muskulatur eures Babys und im besten Fall kommt auch die innere Erlaubnis: Jetzt kann ich ganz entspannt Pipi oder Aa machen. Zudem merkt sich euer Baby die Töne, die ihr dabei von euch gebt und verbindet sie mit dem jeweiligen „Geschäft".

Windelfrei trotz Windel

EC bedeutet nicht, dass ihr komplett auf die Windel verzichtet. Selbst mit Windel könnt ihr trotzdem üben, die Signale eures Babys rechtzeitig zu deuten und vor dem eigentlichen Geschäft über das Waschbecken oder die Toilette halten.

Zudem ist es auch stark von eurem Alltag, dem Ort und den Möglichkeiten abhängig, ob ihr mit eurem Baby die Ausscheidungskommunikation trainieren und es regelmäßig abhalten könnt. Seid ihr viel zu Hause, könnt ihr euer Baby auch häufiger ohne Windel und nah bei euch tragen. Toilette, Waschbecken oder Töpfchen sind dann schnell erreichbar. Seid ihr unterwegs, geht es in der Regel nicht ohne Windel. Natürlich könnt ihr trotzdem versuchen, euer Baby abzuhalten, damit die Windel trocken bleibt. Stressen sollten euch diese „Aktionen“ aber nicht.  

Vorteile der Ausscheidungskommunikation

So wie wir Babys antrainieren, in die Windel zu machen, können wir ihnen auch die Ausscheidungskommunikation antrainieren. Mit gutem Grund, denn es liegt nicht in Babys Natur, dass es gerne in seinen eigenen Ausscheidungen liegt und im schlimmsten Fall eine Windeldermatitis davonträgt. Mal ganz zu schweigen vom fiesen Gestank. 

Indem euer Baby Selbstwirksamkeit erfährt, könnt ihr damit die Windelzeit und die Zeit,bis euer Kind lernt, dass es seine Ausscheidungen selbst kontrollieren kann, verkürzen. 

Weitere Vorteile sind Müll- und Ökobilanzreduzierung sowie eine finanzielle Ersparnis. 

Ihr entscheidet!

Ihr habt die Windeln, ähm Hosen an. Auch wenn es Vertreter*innen der Elimination-Communication-Fraktion oft anders sehen, ist es auch total in Ordnung und für euer Baby nicht schädlich, wenn ihr euch für den klassischen Weg entscheidet und eurem Kind „erst“ mit rund zwei Jahren die Windel Schritt für Schritt abgewöhnt. Lasst euch und euer Baby auf keinen Fall stressen und seid nicht enttäuscht, wenn EC nichts für euch und/oder euer Baby ist. Seht es einfach als Möglichkeit und probiert es aus, sofern ihr es möchtet. 

Vater trägt Baby behutsam aus dem Auto und lächelt es dabei an

Attachment Parenting: Was es bedeutet und was nicht

Wenn die Frage im Raum steht, wie man die Eltern-Kind-Bindung stärken und Kinder zu emotional starken Menschen erziehen kann, fällt zurecht der Begriff Attachment Parenting (AP). Ohne Frage hat diese Erziehungsform viele Vorteile für Kinder und immer mehr Eltern wenden sie deshalb an. Oft kritisiert wird allerdings, dass bei AP die elterlichen Bedürfnisse keine Rolle spielen und Kinder verzogen und verwöhnt würden.
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