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Frau betrachtet sich im Spiegel

Bulimie: Weshalb die Essstörung entsteht – und was Betroffenen hilft

Bulimie ist auch als Ess-Brech-Sucht bekannt. Oft bleibt die Krankheit unerkannt, denn Betroffene schämen sich für ihre Kontrollverluste. Wir erklären, welche Anzeichen es gibt und wie die Krankheit behandelt wird.

Bulimie (Bulimia nervosa) gehört zu den Essstörungen und ist eine psychische Erkrankung. Patienten leiden unter unkontrollierten Essanfällen. Gleichzeitig haben sie große Angst, Gewicht zuzunehmen. Deswegen greifen Betroffene anschließend zu radikalen Gegenmaßnahmen, um die zugenommenen Kalorien wieder loswerden: Sie erbrechen, fasten, halten sich an strenge Diäten oder machen übertrieben viel Sport. Manche greifen auch zu Abführmitteln. Deswegen wird die Krankheit umgangssprachlich auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet.

Familie und Freunde bemerken davon in vielen Fällen nichts. Menschen mit Bulimie haben meist ein normales Gewicht und tun alles dafür, ihre Essstörung zu verheimlichen. Wird eine Bulimie nicht behandelt, kann sie im Körper großen Schaden verursachen und sogar lebensbedrohlich sein.

Bulimie: Anzeichen für die Essstörung

Von außen betrachtet ist oft schwer festzustellen, ob jemand an einer Bulimie leidet. Die Betroffenen schämen sich und halten ihre Essstörung geheim. Doch einige Anzeichen können auf die Krankheit hindeuten:

  • Betroffene machen sich große Sorgen um das eigene Gewicht. Sie stellen strenge Diätregeln auf, zählen Kalorien und wissen auffallend gut über Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln Bescheid.
  • Das angegebene Wunschgewicht liegt häufig nicht im gesunden Bereich.
  • Betroffene vermeiden es, in der Öffentlichkeit oder vor anderen zu essen – wenn, dann verzehren sie ausschließlich gesunde Nahrungsmittel.
  • Bulimie-Kranke kaufen oft große Mengen ungesunder Lebensmittel. Sie geben viel Geld für diese aus und verschulden sich in manchen Fällen sogar.
  • Viele Betroffene ziehen sich zurück und vernachlässigen Beziehungen zu Freunden und Familie.
  • Menschen mit Bulimie haben häufig Essensverstecke oder horten Lebensmittel.
  • Manche benutzen Abführmittel oder Tabletten, die den Körper entwässern.

Auslöser der Essstörung Bulimie

Von Bulimie sind vor allem junge Frauen betroffen: 85 Prozent der Erkrankten sind weiblich. Doch auch immer mehr Männer leiden unter Essstörungen. Was löst eine Bulimie aus?

Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl, die sich viel und kritisch mit ihrem Aussehen und Gewicht beschäftigen, sind gegebenenfalls anfälliger. Ein Hang zum Perfektionismus kann das zusätzlich verstärken.

Auch Einflüsse aus dem sozialen Umfeld können die Krankheit bedingen, zum Beispiel Probleme im Familien- und Freundeskreis oder Gewalt- und Missbrauchserfahrungen. Außerdem ist eine genetische Veranlagung nicht auszuschließen. Zudem werden in den Medien und auf Sozialen Netzwerken unrealistische Schönheitsideale beworben – an diesen orientieren sich gerade junge Leute, was bereits in einem frühen Alter zu einer gestörten Körperwahrnehmung führen kann.

Die gesundheitlichen Folgen einer Bulimie

Obwohl Menschen mit Bulimie häufig normalgewichtig sind: Gesund ist diese Art der Ernährung nicht. Oft treten Mangelerscheinungen auf, denn das ständige Erbrechen stört den Elektrolythaushalt. Außerdem setzt die aggressive Magensäure Mund und Speiseröhre zu. Auch bei strengen Diäten und Fasten fehlen den Betroffenen wichtige Nährstoffe. Gesundheitliche Folgen sind:

  • Anfälligkeit für Infektionen
  • Haarausfall
  • Unterzucker, Konzentrationsstörungen
  • Menstruationsstörungen
  • Nierenschäden
  • Flüssigkeitseinlagerungen
  • Herzrhythmusstörungen, verursacht durch Kaliummangel
  • Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis)
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Schäden an den Zähnen durch Zahnschmelzabbau und Karies
  • Verdauungsprobleme
  • Depressionen

Bei einer Bulimie ist das Risiko, an der Erkrankung zu sterben, nicht so hoch wie bei einer Magersucht. Dennoch können die Folgeschäden im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden. Außerdem ist die Krankheit eine große psychische Belastung: Die Betroffenen haben ein siebenfach höheres Risiko, sich das Leben zu nehmen.

Bulimie: So wird die Essstörung behandelt

Wird eine Bulimie frühzeitig erkannt und therapiert, können schwere Folgeschäden vermieden werden. Die Behandlung basiert auf verschiedene psychotherapeutische Maßnahmen. Im Fokus steht dabei das gestörte Essverhalten. Dieses soll zunächst normalisiert werden, damit die Patienten ihre körperliche Gesundheit wiedererlangen. Dabei helfen beispielsweise Ernährungsberater und spezielle Essenspläne.

Genauso wichtig sind aber die Gründe, die zu der Bulimie geführt haben. Die Betroffenen analysieren mit einem Therapeuten die Situationen, in denen es zu Fressattacken und Erbrechen kommt. Dann versuchen sie Möglichkeiten zu finden, mit diesen Stresssituationen anders umzugehen. Außerdem soll die Therapie das Selbstwertgefühl stärken und helfen, ein gesundes Körperbild zu verinnerlichen. Reicht die Psychotherapie nicht aus oder leiden Betroffene an depressiven Verstimmungen, helfen eventuell auch Medikamente wie Antidepressiva.

Betroffene können sich stationär, ambulant oder in einer Tagesklinik behandeln lassen. Nach einer erfolgreichen Therapie sind Nachsorge-Angebote wichtig, um nicht in wieder in das ungesunde Verhalten zurückzufallen. Diese gibt es bei Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder psychotherapeutischen Praxen.