Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der zu viel Harnsäure im Blut ist (Hyperurikämie). Dadurch bilden sich kleine, nadelförmige Harnsäurekristalle, die sich in Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln, Ohrknorpel und Haut ablagern. Teilweise finden sich die Kristalle sogar in den Nieren. Die Folge: Entzündungen und beschädigte Gelenke.
Ein erhöhter Harnsäurespiegel führt jedoch nicht zwangsweise zu Gicht – das ist lediglich bei etwa einem Drittel der Betroffenen der Fall. Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis) in Industrieländern – etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Sie gilt als Zivilisations- oder Wohlstandskrankheit, denn häufig geht sie mit Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes einher.
Gicht: Ursachen und Risikofaktoren
Harnsäure wird normalerweise mit dem Urin ausgeschieden und ist ein Abbauprodukt von sogenannten Purinen. Diese stecken einerseits in der Nahrung, vor allem in Fleisch und Wurst. Zum anderen sind sie ein wichtiger Bestandteil der Körperzellen – zerfallen diese, werden ebenfalls Purine freigesetzt. Daher gibt es für einen erhöhten Harnsäurespiegel mehrere mögliche Ursachen:
- Sie nehmen über die Nahrung zu viele Purine auf, die der Körper zu Harnsäure verarbeitet.
- Ihre Nieren schaffen es nicht, ausreichend Harnsäure abzubauen.
- Ihr Körper produziert verstärkt Harnsäure.
Auslöser dafür ist in vielen Fällen eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der die Nieren zu wenig Harnsäure ausscheiden. In sehr seltenen Fällen ist ein Enzym defekt, sodass der Körper zu viel Harnsäure produziert. Ärzte sprechen hierbei von einer primären Hyperurikämie.
Bei einer sekundären Hyperurikämie liegt die Ursache für den erhöhten Harnsäurespiegel bei anderen Krankheiten, wie Blutkrebs, Nierenerkrankungen oder Typ-2-Diabetes. Auch bestimmte Medikamente, vor allem solche, die den Körper entwässern, sind häufig verantwortlich. Ob sich letztlich eine Gicht entwickelt, hängt vom Grad der Hyperurikämie ab und wie lange sie andauert.
Besteht bereits eine Neigung zu Gicht, können bestimmte Faktoren das Risiko für einen Schub erhöhen oder Symptome verschlimmern. Dazu gehören:
- Verzehr von Meeresfrüchten, Fleisch und Fisch
- übermäßiger Alkoholkonsum, besonders von Bier und Hochprozentigem
- körperlicher Stress, beispielsweise durch eine Infektion
- Stoffwechselschwankungen, zum Beispiel durch strikte Diät
- Übergewicht
Gicht: Symptome und Krankheitsverlauf
Erleiden Sie zum ersten Mal einen Gichtanfall ist meist nur ein Gelenk betroffen – sehr häufig das Grundgelenk des großen Zehs. Zudem tritt der Anfall sehr plötzlich auf, meistens nachts oder am frühen Morgen. Das Gelenk ist berührungsempfindlich und schmerzt bei jeder Bewegung. Außerdem ist es überhitzt und gerötet oder bläulich verfärbt. Als weiteres Symptom kann Fieber hinzukommen.
Ein Gichtanfall hält meist mehrere Stunden oder sogar Tage an. Bleibt die Krankheit unbehandelt, wiederholen sich die Attacken in immer kürzeren Abständen. Außerdem dauern sie eventuell länger oder greifen auf andere Gelenke über. Beispielsweise können sich Knie und Ellbogen sowie Mittelfuß- und Sprunggelenke oder Hand- und Fingergelenke entzünden. Dauern die Schübe etwa zwölf Jahre an, kann es zu einer chronischen Gicht kommen. Diese verursacht unter Umständen schwere Komplikationen wie:
- bleibende Gelenkschäden und chronische Entzündungen
- Schleimbeutelentzündungen
- Nierensteine, die bis zum Nierenversagen führen können
Verdacht auf Gicht: So stellt der Arzt die Diagnose
Die Anzeichen für Gicht sind meist recht eindeutig. Schon im Vorgespräch und bei einer ersten körperlichen Untersuchung erkennt der Arzt typische Symptome und Risikofaktoren. Mit einer Blutuntersuchung wird der Harnsäurespiegel gemessen. Während eines Anfalls sinkt der Wert allerdings häufig ab und liegt somit wieder im Normalbereich.
Sind die Beschwerden nicht eindeutig oder sollen andere Ursachen ausgeschlossen werden, führt der Arzt eine sogenannte Gelenkpunktion durch: Er punktiert das Gelenk mit einer feinen Nadel und entnimmt etwas Flüssigkeit für die anschließende Laboruntersuchung. Ist die Gicht bereits fortgeschritten, zeigt ein Röntgenbild typische Veränderungen in Gelenknähe oder im Knochen.
Da Gicht häufig mit anderen Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck einhergeht, untersucht Sie der Arzt im Verdachtsfall auch dahingehend.
Gicht: So wird die Krankheit behandelt
Gicht ist prinzipiell gut behandelbar. Das Ziel der Therapie ist zum einen, die Symptome eines akuten Gichtanfalls zu lindern. Zum anderen soll sie vorbeugend wirken, um weitere Anfälle und mögliche Folgeschäden zu verhindern. Während eines Gichtanfalls verschreiben Ärzte verschiedene Medikamente:
- Kortisonpräparate in Tablettenform oder als Spritze
- Schmerzmittel, die entzündungshemmend wirken, wie Ibuprofen
- Colchicin, ein spezielles Gichtmedikament
Auf lange Sicht beugen Sie Gichtanfällen vor, indem Sie den Harnsäurespiegel im Körper absenken. Dabei gibt es verschiedene Ansätze:
Ernährung mit weniger purinhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken Medikamente, die die Konzentration der Harnsäure senken, beispielsweise Allopurinol Medikamente, durch die der Körper vermehrt Harnsäure ausscheidet, sogenannte Urikosurika
Nicht immer sind Medikamente notwendig. Viele Menschen haben nach einem ersten Gichtanfall jahrelang keine oder wenige Probleme.
Gicht: Ernährung und Lebensweise
Leiden Sie an Gicht, sind Ihre Lebensgewohnheiten ein wichtiger Faktor bei der Therapie:
Ernähren Sie sich purin- und fettarm: Fleisch, besonders Innereien, bestimmte Fischsorten, Hülsenfrüchte sowie Hefe sollten Sie möglichst meiden. Leiden Sie an Übergewicht, reduzieren Sie dieses langsam: Zu schneller Gewichtsverlust kann einen Gichtanfall auslösen. Verzichten Sie auf Alkohol und zuckerhaltige Getränke. Nehmen sie zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich, sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegenspricht. Körperliche Aktivität senkt ebenfalls den Harnsäurespiegel.
Nehmen Sie zudem konsequent Ihre Medikamente ein. So ist Gicht sehr gut behandelbar. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung beugt zudem vielen weiteren Krankheiten vor. Mehr dazu erfahren Sie bei Ihrer BIG.