Bei Hochwasser haben Betroffene neben der materiellen Zerstörung unter anderem auch mit Infektionskrankheiten zu kämpfen. Durch die Überschwemmungen können sich Seuchen leichter übertragen und ausbreiten. Doch es gibt leichte Entwarnung: Industriestaaten wie Deutschland sind im Gegensatz zu manch anderen Ländern der Welt weniger bedroht davon, nach einem Hochwasser zum Seuchengebiet zu werden.
Warum erhöht Hochwasser die Infektionsgefahr?
Bei Hochwasser verbreiten sich Seuchen grundsätzlich leichter, da das Wasser mit entsprechenden Erregern kontaminiert sein kann – etwa durch eine überschwemmte Kanalisation. Besonders gefährlich wird es, wenn kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht. Aber auch wenn Sie nach einem Hochwasser ausreichend sauberes Wasser zum Trinken und Händewaschen haben, können Sie sich nach Überschwemmungen mit verschiedenen Infektionskrankheiten infizieren.
Welche Seuchen können durch Hochwasser übertragen werden?
Während Menschen in Asien beispielsweise von Seuchen wie Cholera, aber auch Malaria, Dengue oder Krätze geplagt sind, kommen in Deutschland nach einem Hochwasser andere Erreger beziehungsweise Krankheiten vor. Dazu gehören etwa:
- Typhus
- Hepatitis
- Hirnhautentzündung
- Durchfallerkrankungen
Treten bei Ihnen nach einem Hochwasser Symptome wie schwerer Durchfall und Erbrechen auf, sollten Sie umgehend einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen.
Ursachen von Seuchen durch Hochwasser
In Deutschland ist die Gefahr, aufgrund von Hochwasser an Seuchen zu erkranken, geringer als in anderen Ländern. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Sie sich mit Erregern infizieren. Das gilt insbesondere dann, wenn das Wasser mit Fäkalien kontaminiert ist. Dazu kommt es zum Beispiel, wenn Abwassersysteme, Kläranlagen oder die Kanalisation durch das Hochwasser überflutet werden. So übertragen sich unter Umständen mit dem Stuhl ausgeschiedene Erreger, die zu Infektionskrankheiten wie Hepatitis A und Magen-Darm-Erkrankungen führen.
Infektionskrankheiten in Deutschland – diese Folgen hatten vergangene Hochwasser
In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren häufiger Hochwasser. Doch kam es danach auch zu Krankheitsausbrüchen? Statistiken zeigen: 2014 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge in Halle 24 Fälle von Kryptosporidiose gemeldet. Dabei handelt es sich um einen Parasit, der sich im menschlichen Darm ansiedelt. Nach den schweren Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021 war das Risiko höher, sich mit Covid-19 anzustecken. Der Grund hierfür war allerdings nicht direkt das Hochwasser – sondern die beengten Notunterkünfte, in denen viele Menschen untergebracht waren.
Kann man Seuchen bei einem Hochwasser vorbeugen?
Derzeit gibt es keine allgemeine Empfehlung, sich aufgrund steigender Seuchengefahr bei Hochwasser vorbeugend gegen Hepatitis A, Typhus oder Bakterienruhr impfen zu lassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt hingegen grundsätzlich für Kanalisations- und Klärwerksarbeitende eine Hepatitis A-Impfung. Nach einem Hochwasser ist eine solche Impfung jedoch unter Umständen auch für Helferinnen und Helfer sinnvoll. Lassen Sie zudem vorsorglich Ihren Tetanusschutz prüfen. Denn nach Überschwemmungen ist das Risiko, sich bei den Aufräumarbeiten zu verletzen, hoch. Ohnehin sollten Sie sich alle zehn Jahre um eine Auffrischimpfung kümmern – und bei Verletzungen ärztlich abklären lassen, ob eine sofortige Impfung nötig ist.
Wie kann man sich vor Seuchen bei einem Hochwasser schützen?
Die größte Gefahr, sich mit einer Seuche zu infizieren, besteht vor allem direkt nach dem Hochwasser. Dann beginnen die Aufräumarbeiten und Betroffene und Einsatzkräfte inspizieren Häuser, Keller, Garagen und Co. und richten diese wieder her. Dabei kommen sie mit dem zurückgebliebenen Wasser in Kontakt. Ist es mit Fäkalien kontaminiert, ergeben sich hygienische Probleme. Achten Sie besonders darauf, dass Kinder nicht im Überschwemmungswasser baden oder spielen. Auch, wenn Erkrankungen wie Leptospirose-Infektionen, die via Hautkontakt übertragen werden, in Deutschland seltener auftreten und durch den Verdünnungseffekt reduziert sind.
Tipps, wie Sie sich nach einem Hochwasser Infektionskrankheiten vorbeugen:
- Gegen übertragbare Krankheiten schützen Sie sich bei Hochwasser durch Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren. Verwenden Sie dafür kein möglicherweise kontaminiertes Hochwasser. Tragen Sie bei den Aufräumarbeiten am besten wasserdichte Handschuhe. Auch Gummistiefel und wasserabweisende Kleidung sind empfehlenswert.
- Halten Sie sich nach Möglichkeit nicht länger als nötig im Wasser auf und denken Sie neben der Handhygiene daran, Ihre Möbel ebenfalls zu desinfizieren.
- Auch vor dem Essen und wenn Sie rauchen, ist es wichtig, sich die Hände mit sauberem Wasser zu waschen. Trinken Sie ausschließlich sauberes Trinkwasser und verzehren Sie unbedenkliche Lebensmittel, die nicht mit dem Hochwasser in Berührung gekommen sind.
- Einzelbrunnen dürfen Sie nach einem Hochwasser erst nach der Freigabe durch das zuständige Gesundheitsamt wieder nutzen. Zudem sollten Sie Ihren Garten nicht mit Überschwemmungswasser gießen, wenn Sie Gemüse, Obst, Kräuter und Co. anbauen.