Frau hält Salatkopf vor ihrem Bauch

Magersucht erkennen und nachhaltig behandeln

Menschen, die unter einer Magersucht leiden, haben oft starkes Untergewicht. Der Nährstoffmangel schädigt den ganzen Körper. Unbehandelt kann Anorexia nervosa sogar zum Tod führen. Erfahren Sie mehr über Symptome und Behandlung.

Magersucht ist eine Essstörung und gehört zu den psychischen Krankheiten. Oft leiden Betroffene unter einem starken Untergewicht, das sie bewusst herbeiführen. Bekannt ist die Krankheit auch als Anorexia nervosa, wobei „Anorexia“ wortwörtlich „Appetitlosigkeit“ bedeutet. Magersucht wird häufig mit Bulimie gleichgesetzt – es handelt sich jedoch um zwei verschiedene Krankheiten. Manche Symptome, wie Erbrechen oder Heißhungerattacken, können allerdings sowohl auf Bulimie als auch auf Magersucht zutreffen. 

Von Magersucht sind vor allem Frauen betroffen, oft bereits im Teenager- oder frühen Erwachsenenalter. Aber auch immer mehr Männer leiden unter dieser Essstörung. Gelegentlich wird die Krankheit auch bei Kindern unter 13 Jahren diagnostiziert.

Ursachen für eine Magersucht

Die Ursachen für eine Magersucht sind häufig schwer nachzuverfolgen und sehr individuell. Verschiedene gesellschaftliche, soziale und körperliche Aspekte können Auslöser sein. Dazu gehören:

  • erbliche Veranlagung
  • traumatische Erlebnisse, wie der Tod einer nahestehenden Person oder Mobbing
  • seit der Kindheit gestörtes Essverhalten
  • Neigung zu besonders strengen Diäten
  • Hang zur Zwanghaftigkeit
  • geringes Selbstwertgefühl
  • starkes Bedürfnis, hohen Ansprüchen gerecht zu werden
  • Perfektionismus
  • Wunsch, gesellschaftlichen Schönheitsidealen zu entsprechen
  • intensiver Leistungssport, um ein bestimmtes körperliches Ideal zu erreichen

Symptome einer Magersucht

Die Symptome einer Magersucht können sehr unterschiedlich sein. Die meisten Betroffenen leiden unter einem selbst herbeigeführten Untergewicht, das oft schon nach kurzer Zeit sichtbar wird. Weitere Symptome für Anorexia nervosa sind:

  • besonders eingeschränkte Wahl von Speisen
  • exzessiver Sport, mit dem Ziel, Gewicht zu verlieren
  • Wahrnehmung des Körpers als zu dick, obwohl ein deutliches Untergewicht vorliegt (Körperschemastörung)
  • Angst vor Gewichtszunahme
  • ungewöhnliche Essrituale wie langsames Essen, übermäßiges Trinken oder eine Abschottung beim Essen
  • Zurückgezogenheit und Vernachlässigung des sozialen Lebens, um sich gedanklich auf das Essen und die Kalorienzufuhr zu konzentrieren
  • Erbrechen und Einnahme von Abführmitteln
  • anfängliche Euphorie, die später in eine depressive Stimmung, erhöhte Reizbarkeit oder in Gleichgültigkeit umschlagen kann

Ja nach Symptomen unterscheiden Experten zwischen zwei verschiedenen Arten der Magersucht:

Restriktive Anorexia nervosa: Mithilfe von Sport, Diäten oder einer geringen Nahrungseinnahme versuchen die Betroffenen, möglichst viel Gewicht zu verlieren oder ein Untergewicht zu halten.

Purging-Typ: Hierbei handelt es sich um eine bulimische Form der Magersucht, da die Betroffenen Abführmittel verwenden oder auf anderen Wegen einen Brechreiz herbeiführen. Gelegentlich kommt es auch zu Heißhungerattacken, die eher für eine Bulimie typisch sind.

Sollten Sie Symptome bei sich selbst oder bei Personen aus Ihrem Umfeld bemerken, wenden Sie sich sofort an einen Arzt. Nur er kann eine finale Diagnose stellen.

 

Magersucht: Krankheitsverlauf und Folgen

Die Folgen einer Magersucht können lebensbedrohlich sein, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig therapiert wird. Bevor es so weit kommt, äußert der Körper aufgrund der Unterernährung einige der folgenden Warnsignale

  • anhaltende Müdigkeit
  • fallende Körpertemperatur und ständiges Frieren
  • sinkender Blutdruck
  • der Herzschlag verlangsamt sich, inklusive möglicher Herzrhythmusstörungen
  • Verstopfungen
  • Kreislaufbeschwerden
  • Konzentrationsschwierigkeiten, inklusive einem Schwund des Gehirngewebes
  • trockene und juckende Haut
  • dünner werdende oder vermehrt ausfallende Haare
  • brüchige Finger- und Fußnägel
  • flaumartige Behaarung an verschiedenen Körperstellen
  • Venen sind deutlich unter der Haut sichtbar
  • Karies oder Zahnausfall
  • brüchige Knochen (Osteoporose)
  • abnehmende Muskelmasse
  • Potenzstörungen
  • Aussetzen der Regelblutung, falls Betroffene keine Anti-Baby-Pille nehmen
  • Verzögerung der Pubertät und des Wachstums bei Teenagern

Wird eine Magersucht rechtzeitig behandelt, bilden sich viele körperliche Veränderungen nach der Gewichtszunahme wieder zurück. Jedoch müssen viele Betroffene mit manchen Folgen ihr Leben lang auskommen, wie etwa eine verringerte Knochenmasse.

Sollte eine Essstörung tödlich verlaufen, ist die Ursache nicht zwangsläufig auf das Untergewicht zurückzuführen. Oftmals haben die gesundheitlichen Schäden in Verbindung mit Anorexia nervosa fatale Auswirkungen. Zum Beispiel begünstigt Magersucht andere psychische Erkrankungen wie Depressionen. Gleichzeitig steigt das Infektionsrisiko stark an, weshalb vermeintlich harmlose Krankheiten zur Gefahr werden können.

Magersucht langfristig behandeln

Umso früher eine Magersucht erkannt und behandelt wird, umso besser sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung. Ein erstes Gespräch über eine mögliche Essstörung können Sie mit Ihrem Hausarzt, einem Psychotherapeuten, einem Kinderarzt, einer speziellen Beratungsstelle oder einer Spezialambulanz führen. Je nachdem, wie schwer eine Magersucht ausgeprägt ist, wird ein Arzt entweder eine ambulante, tagesklinische oder stationäre Behandlung für mehrere Wochen oder gar Monate empfehlen. Möglich ist außerdem ein Aufenthalt in einer therapeutischen Wohngruppe sowie eine Zwangsbehandlung, falls Patienten ihre lebensbedrohliche Lage nicht selbstständig wahrnehmen.

Meist konzentrieren sich die Ärzte im ersten Behandlungsschritt darauf, die Gewichtszunahme sicherzustellen und gegen weitere Symptome von Anorexia nervosa vorzugehen. Dabei gewöhnen sich die Patienten an ein gesundes Essverhalten. Im darauffolgenden Schritt gilt es, die Faktoren zu identifizieren, die eine Magersucht auslösen bzw. aufrechterhalten. Zusammen mit den Betroffenen suchen die Ärzte nach Möglichkeiten, um einen Rückfall zu verhindern. Meist kommt es nach der eigentlichen Behandlung zu einer mehrjährigen Nachsorge, die sicherstellt, dass Patienten ihre Essstörung tatsächlich überwinden.

Nicht alle Betroffenen, die an einer akuten Magersucht leiden, realisieren ihre lebensgefährliche Lage. Sollten Sie Menschen kennen, die professionelle Hilfe verweigern, lohnt sich ein Gespräch mit Ärzten oder mit entsprechenden Beratungsstellen, um eine passende Lösung zu finden. 

Weitere Informationen zu Therapiemöglichkeiten für psychische Erkrankungen finden Sie außerdem im Ratgeber von BIG.

 

Magersucht vorbeugen

Die Auslöser für eine Essstörung wie Magersucht sind oft sehr unterschiedlich, weshalb es nicht immer einfach fällt, Anorexia nervosa gezielt vorzubeugen. Auf folgende Aspekte können Sie allerdings achten: 

Machen Sie sich darüber Gedanken, wann exzessiver Sport und strenge Diäten zu weit führen und besser abgebrochen werden sollten. Versuchen Sie Strategien zu finden, um Ihr Selbstbewusstsein zu stärken, einem schädlichen sozialen Umfeld zu entkommen und mit traumatischen Erfahrungen umzugehen. Da ein positives Körpergefühl besonders wichtig ist, um eine Essstörung zu umgehen, lohnt es sich zudem, die persönlichen Schönheitsideale stets im Blick zu behalten und gegebenenfalls zu hinterfragen.