Nesselsucht – auch Urtikaria genannt – ist eine Hauterkrankung, die nicht ansteckend ist. Oft handelt es sich dabei um eine allergische Reaktion. Schätzungen zufolge ist jede vierte Person einmal im Leben von Nesselsucht betroffen, viele lassen sich aber nicht behandeln. Die Krankheit tritt in jedem Alter auf, besonders häufig bei 30- bis 50-Jährigen.
Ärzte unterscheiden zwischen der akuten Urtikaria, die innerhalb von sechs Wochen abheilt und nicht wiederkehrt, und der chronischen Urtikaria. Diese kann das ganze Leben über wiederkehren und ist dementsprechend belastender. Außerdem wird Nesselsucht in eine spontane und eine physikalische Urtikaria getrennt: Die Ursachen der spontanen Nesselsucht sind oft unbekannt, gerade bei einem einmaligen Ausschlag. Bei der chronisch-spontanen Nesselsucht werden meistens Autoimmunstörungen, chronische Infekte oder Allergien vermutet, eine genaue Diagnose ist aber sehr aufwändig und nicht immer möglich. Bei der physikalischen Nesselsucht lösen äußere Reize die Reaktion aus, beispielsweise Druck, Wärme oder Kälte.
Der starke Juckreiz, den die Quaddeln auslösen, belastet die Betroffenen, denn er raubt oft den Schlaf. Die übliche Therapie mit Antihistaminika führt bei vielen Menschen zu zusätzlicher Müdigkeit: So vermindert die Krankheit die Leistungsfähigkeit.
Nesselsucht: Welche Symptome gibt es?
Plötzlich erscheinen sie auf der Haut: Quaddeln – als hätten Sie Brennnesseln berührt. Der Ausschlag juckt, manchmal brennt er auch. Die Haut schwillt oberflächlich an, um die Quaddeln herum ist die Haut gerötet. Innerhalb von einer bis 24 Stunden heilt die Quaddel ab.
Bei manchen Patienten erscheinen auch Angioödeme: Das sind tiefe Schwellungen der Haut, die oft im Gesicht auftauchen. Besonders Augenlider und Lippen sind davon betroffen. Sie heilen in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Weil aber auch die Schleimhäute durch Angioödeme anschwellen können, sind sie nicht zu unterschätzen. Bilden sie sich beispielsweise in den Atemwegen, haben Sie Schwierigkeiten beim Luftholen oder Schlucken. In diesen akuten Situationen müssen Sie unbedingt sofort zum Arzt.
Nesselsucht: Ursachen
Die unterschiedlichen Arten der Nesselsucht haben verschiedene Ursachen:
- akute spontane Urtikaria: Die Symptome treten ohne bekannte Ursache auf, innerhalb von sechs Wochen gibt es keine Spur der Quaddeln oder Angioödeme mehr.
- chronische spontane Urtikaria: Hier können chronische Infektionen, Allergien oder Autoimmunkrankheiten Grund sein. Die Symptome treten auch nach den ersten sechs Wochen weiterhin auf – bei manchen Menschen auch über Jahrzehnte.
- physikalische Urtikaria: Wird die Nesselsucht durch Kälte oder Hitze ausgelöst, reagiert die Haut auf diese Reize schnell: Innerhalb weniger Minuten bilden sich Quaddeln, zum Beispiel bei Wind oder Kontakt mit warmen Gegenständen. Weitere Urtikaria-Typen werden durch Vibrationen, Licht, Wasser, Kratzen oder körperliche Anstrengung ausgelöst. Erste Symptome werden innerhalb weniger Minuten, möglicherweise aber auch erst nach zwölf Stunden sichtbar.
Nesselsucht: So stellt der Arzt die Diagnose
Dauern die Anzeichen länger als sechs Wochen an, handelt es sich um eine chronische Nesselsucht. Gehen Sie nun unbedingt zum Hautarzt. Dieser kann mit einer gründlichen Anamnese – so heißt es, wenn er Ihre Krankheitsgeschichte abfragt – und einigen Tests versuchen, eine Diagnose zu stellen. Denn: Erst wenn Sie wissen, was die Schwellungen bei Ihnen auslöst, können Sie diese meiden.
- Mit einem Blutbild untersucht Ihr Arzt unter anderem Ihre Entzündungswerte, Autoantikörper und Schilddrüsenwerte.
- Um eine physikalische Urtikaria auszuschließen, erhitzt oder kühlt er Ihre Haut, testet auf eine Druck-, Wasser- und UV-Empfindlichkeit.
- Mit einem Prick-Test überprüft er, ob Allergene Auslöser sind.
- Auch Medikamente verursachen Nesselsucht. Teilen Sie Ihrem Arzt deswegen alle Medikamente mit, die Sie einnehmen.
Die Diagnose der chronisch-spontanen Urtikaria ist oft ein langwieriger und anstrengender Prozess. Besonders um Lebensmittelunverträglichkeiten herauszufinden, müssen Sie sich immer wieder testen lassen und Ihre Diät sehr streng einschränken. Deswegen besprechen Sie sich ausführlich mit Ihrem Arzt: Wenn Sie die Symptome in Ihrem Leben nicht stark einschränken, ist eine lange Suche nach der Diagnose manchmal nicht lohnenswert. Treffen Sie diese Entscheidung aber nicht alleine.
Nesselsucht: die Krankheit behandeln
Die Behandlung hängt von der Art der Urtikaria, ihrer Schwere und Dauer und dem Leidensdruck des Patienten ab. Wenn es sich um eine akute spontane Nesselsucht handelt, ist keine aufwändige Behandlung nötig. Die Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie empfiehlt in diesem Fall keine Suche nach der möglichen Ursache. Wenn die Symptome für Sie sehr unangenehm sind, sollten Sie dennoch einen Arzt aufsuchen. Dieser kann Ihnen ein Antihistaminikum verschreiben – das beruhigt allergische Reaktionen der Haut. Sollten Sie Schmerzen haben oder ist Ihre Lebensqualität stark gemindert, kann er Ihnen außerdem eine geringe Kortison-Dosis verschreiben.
Im besten Fall können Sie aber nach einer Diagnose die Auslöser meiden. Zusammen mit vorbeugenden Antihistaminika stoppen oder verringern Sie die Schübe der Krankheit. Wenn das nicht reicht, folgt in manchen Fällen die Therapie mit einem Anti-IgE-Antikörper. Dieser Stoff stoppt allergische Reaktionen des Körpers und muss alle zwei bis vier Wochen gespritzt werden. Das Medikament wird nur in dringenden Fällen verschrieben und kann selbst Hautreaktionen und Kopfschmerzen auslösen.
Tipp
Sie unterstützen Ihren Arzt, die richtige Diagnose zu finden, indem Sie ein Nesselsucht-Tagebuch schreiben:
● Notieren Sie die Symptome auf Ihrer Haut: Quaddeln und Schwellungen, die Farbe und den Juckreiz. Wie schwer sind die Symptome?
● Vermerken Sie Medikamente, die Sie eingenommen haben, und die Dosierung.
● Was haben Sie gegessen? Je detaillierter Sie sind, desto besser. Von den Getränken bis zu Snacks.
● Haben Sie Stress? Haben Sie geschwitzt, gefroren? Hatten Sie andere Erkrankungen?
● Sie wurden bereits wegen Nesselsucht behandelt? Notieren Sie rückwirkend die ersten Symptome, die Diagnose, die Behandlung und ob diese funktioniert hat.