Woraus besteht Tattoofarbe?
Tattoofarbe besteht aus Farbpigmenten (Farbstoffen), einer Trägerflüssigkeit (z. B. Alkohol oder Wasser), Konservierungsstoffen und Verdickungsmitteln.
Welche Beschränkungen und Verbote bestehen?
Seit 2008/2009 gibt es eine Tätowiermittel-Verordnung, die vorschreibt, dass Tattoofarben keine schädlichen Stoffe beinhalten dürfen. Darunter fallen 36 verbotene Stoffe.
Seit Januar 2022 schreibt zudem die REACH-Verordnung (REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) der Europäischen Chemikalien-Agentur (kurz ECHA) EU-weit vor, dass 4.000 bestimmte Stoffe nur noch bis zu einer bestimmten Menge enthalten sein dürfen, um das Risiko für Allergien, Hautreizungen, Krebs und Schädigungen des Erbguts zu minimieren beziehungsweise auszuschließen.
Gefährliche Substanzen sind zum Beispiel Schwermetalle wie Nickel, Kobalt, Arsen, verbotene Konservierungsstoffe sowie Keime und Nanopartikel, von denen man bislang nicht weiß, ob und wie schädlich sie für unsere Gesundheit sind.
Welche Tattoofarben wurden komplett verboten?
Zwei Pigmente sind seit 2023 gar nicht mehr erlaubt:
- Blau 15:3
- Grün 7
Beide Pigmente wurden bereits zuvor für Haarfärbemittel (Kosmetika) untersagt. Allerdings ist bei diesen beiden Farben die Risikobewertung nicht vollständig. Man weiß also noch nicht, ob und wie schädlich sie wirklich sind. Ebenfalls widersprüchlich ist, dass durch die Verbote und Einschränkungen Ersatzfarben genutzt werden. So wird zum Beispiel statt des verbotenen Blau 15 oft auf Blau 61 ausgewichen. Dieses ist zwar REACH-konform, aber es steht dennoch in Verdacht, krebserregend zu sein.
Welche Tattoofarben sind am risikoreichsten?
Durch die REACH-Verordnung konnten viele weitere bunte Tattoofarben, die bis 2022 auf dem Markt waren, fast gar nicht mehr genutzt werden. Während bunte Tattoofarben als am risikoreichsten gelten, werden Schwarz, Grau und Weiß dagegen als risikoärmer eingestuft.
Warum wird die REACH-Verordnung kritisiert?
Die verbotenen Stoffe und eingeschränkten Mengen, die für Kosmetika längst gelten wurden „einfach“ auf Tattoofarben übertragen. Dennoch kritisieren selbst erfahrene Tattoo-Forscher*innen, dass es bislang für die meisten Farbpigmente keine verlässlichen Forschungsergebnisse gibt. Daher fordern sie eine gründliche Überarbeitung der Verordnung. 2025 soll eine große Studie der WHO zum ersten Mal eindeutige Ergebnisse zu den gesundheitlichen Risiken von Tattoofarben liefern.
Deshalb können Tattofarben und das Tätowieren der Gesundheit schaden!
Tattoofarbe in Lymphknoten nachgewiesen
2017 wurde bereits in einer Studie nachgewiesen, dass sich Nanopartikel der Tattoopigmente in den Lymphknoten ablagern. Unsere Haut beziehungsweise unser Immunsystem reagiert beim und kurz nach dem Stechen mit einer Entzündungsreaktion. Die Pigmente werden dann in Teilen von unseren Abwehrzellen umschlossen und über unser Blut zu den Lymphknoten transportiert. Dadurch können sich je nach Tattoogröße die Lymphen vergrößern und der Tattoofarbe entsprechend verfärben. Ob dies unser Lymphsystem schädigt beziehungsweise beeinflusst, kann man bislang allerdings nicht beurteilen. Man weiß aber durch Studien, dass nach etwa 40 Tagen schon 30 Prozent der Farbe aus der Haut verschwunden ist und sich in den Lymphen abgelagert hat. Ebenfalls konnten toxische Verunreinigungen in den Lymphen nachgewiesen werden.
Verbotene Farben noch im Umlauf
Trotz der Verordnung sind wahrscheinlich noch viele Tattoofarben mit verbotenen Substanzen im Umlauf. Das liegt daran, dass die Hersteller für die Zusammensetzungen verantwortlich sind und Tattoostudios prinzipiell alle Farben, die auf dem Markt sind, verwenden dürfen. Prüfungen werden bislang nur stichprobenartig durchgeführt.
Allergien
Das Risiko von Allergien kann beim Tätowieren niemals komplett ausgeschlossen werden. So reagiert unser Körper gerade auf Farbstoffe und Konservierungsmittel oft allergisch. Hinzu kommt, dass auch in hochwertigen Farben immer noch Spuren von Allergenen wie Nickel enthalten sein können. Selbst ein vorheriger Allergietest kann keine 100-prozentige Sicherheit geben. Zum einen, weil eine Allergie auch plötzlich – also Jahre bis Jahrzehnte später – entstehen kann und zum anderen kann ein Test auch erst dazu führen, dass die Person eine Allergie gegen den Stoff entwickelt. Außerdem kann auch die Tätowiernadel Nickel enthalten. Der Stoff verbleibt in beiden Fällen von da an im Körper.
Nach dem Stechen ist der Hautbereich aufgrund der Wunde und der Immunreaktion entzündet. Wird die Wunde dann nicht ausreichend versorgt, kann es zu Komplikationen wie langwierigen Entzündungen und Infektionen bis hin zu einer Blutvergiftung kommen. Zudem besteht das Risiko, dass aufgrund unzureichender Hygienemaßnahmen während des Stechens Viren oder Bakterien unter die Haut und ins Blut gelangen.
Welche Maßnahmen machen das Tätowieren sicherer?
- Kein Tattoo bei vorhandenen AllergienVerzichten Sie auf Tattoos, wenn Sie bereits wissen, dass Sie auf die verwendeten Stoffe allergisch reagieren.
- Qualifiziertes TattoostudioLassen Sie sich den Gewerbeschein des Tattoostudios und die Tattoofarbenliste mit den Inhaltsstoffen zeigen. Auch sollten Sie die Möglichkeit bekommen, sich vor dem Stechen ein Bild vom Studio und den Hygienemaßnahmen machen zu können.
- Aufklärung über WundversorgungJedes hochwertige Tattoostudio klärt Sie ausführlich über die erforderliche Wundversorgung des Tattoos nach dem Stechen auf. Halten Sie sich daran, um nachträgliche Infektionen der Wunde zu vermeiden.
- Vorsicht bei der FarbwahlBislang können Sie sich nur an den bestehenden Verordnungen orientieren. Das heißt: Mit Schwarz, Grau und Weiß fahren Sie sicherer als mit bunten Farben.
Neben den beiden genannten Verordnungen können Sie sich auch über das europäische Schnellwarnsystem Safety Gate (vormals RAPEX) informieren, ob dort die vom Tattoostudio verwendete Farbe möglicherweise gemeldet wurde.Infos zu Safety Gate beim BfR - Vor Sonne schützenSonne beziehungsweise das UV-Licht greift nicht nur die Farbpigmente an und sorgt dadurch für eine Verblassung. Durch die Zerstörung der Pigmente können auch Hautirritationen wie Juckreiz, Schmerzen/Stechen, Rötungen und Schwellungen entstehen. Zudem vermuten auch hier Expert*innen wieder, dass durch Sonnenlicht und Stoffwechselvorgänge krebserregende Stoffe freigesetzt werden könnten.
Kann man bei Allergien und Co. Tattoos nicht einfach wieder entfernen?
Trotz mittlerweile sehr guter Lasertechniken, die nur von Ärzt*innen durchgeführt werden sollten, reicht auch hier der derzeitige Kenntnisstand nicht aus, um ein eindeutiges Urteil fällen zu können. Zwar können, was die sichtbare Entfernung des Tattoos anbelangt, gerade für dunkle Tattoos immer bessere Ergebnisse erzielt werden, aber ein Gesundheitsrisiko bleibt wahrscheinlich bestehen. Bislang gehen Forscher*innen sogar davon aus, dass das Aufspalten der Farbpigmente das Krebsrisiko erhöhen könnte, da durch die Aufspaltung krebserregende Stoffe entstehen, die noch kleiner sind als die ursprünglichen Stoffe und sich daher noch besser in den Lymphknoten und in weiteren Organen ansiedeln können.