Woran erkenne ich erste Anzeichen eines Burnouts?
Wir alle sind schon mal gestresst, das ist dann aber noch keine Krankheit. Und wir alle gehen auch schon mal über unsere Grenzen hinweg in unseren Leistungen. Auch das ist normal und macht ja zum Teil auch Spaß. Wichtig ist aber, dass ich darauf achte, dass ich nachher genügend Zeit habe, mich auch zu regenerieren und wieder zu Kräften zu kommen.
Wenn ich diese Zeit nicht habe, dann ist es allerdings so, dass es auch wirklich zu Krankheitssymptomen kommen kann. Wir alle kennen das, wenn wir eine starke Stressphase hinter uns haben, dass wir dann eine Erkältung bekommen. Gerade dann, wenn es wieder etwas ruhiger wird. Das sind allererste Anzeichen, dass ich mich verausgabt habe. Und wenn das weitergeht, kann das auch zu Symptomen einer Depression kommen.
Wann ist professionelle Hilfe erforderlich?
Wenn wir erschöpft sind, ziehen wir uns in der Regel zurück und machen etwas, was uns gut tut und erholen uns so wieder. Wenn mir das überhaupt nicht mehr gelingt, ich gar nicht mehr zur Ruhe komme, nicht mehr schlafen kann, nachts vor Erschöpfung wach werde, nervös und unruhig bin, mich nicht mehr auf Freunde oder das Hobby einlassen kann, dann ist es schwer, sich wieder zu regenerieren. Und das können dann allererste Anzeichen sein, dass ich auch Hilfe brauche. Es mag auch sein, dass Symptome einer Depression dazukommen, dass ich mich gar nicht mehr freuen kann, vielleicht suizidale Gedanken dazukommen, weil ich keinen Ausweg mehr aus der Sackgasse sehe. Dann ist es allerhöchste Zeit, dass ich mich an einen Profi wende.
Wie kann ich einen Burnout von einer Depression unterscheiden?
Es gibt keine Trennlinie zwischen Burnout und Depression, es ist ein kontinuierlicher Übergang. Erstmal ist Burn-out keine Krankheit, nur die Depression ist eine Krankheit. Burn-out oder die Erschöpfung ist etwas, das ich alleine überwinden kann. Wenn ich mir die Zeit nehme, mich zu regenerieren. Bei der Depression benötige ich professionelle Hilfe. Seien es Gespräche oder sogar ein Medikament. Weil es keine scharfe Trennlinie gibt, ist der Übergang fließend.
Wie begegne ich als Angehöriger einem depressiven Menschen?
Für Angehörige ist es oft schwierig. Denn sie sehen häufig ganz viel, auch dass ihre Mitmenschen in eine Sackgasse laufen. Sie haben in der Regel auch gute Ideen, wie derjenige etwas verändern kann. Der Betroffene selbst kann es aber häufig nicht umsetzen. Die Ratschläge sind dann gut gemeint, können aber nicht zu einer Veränderung führen. Erstmal brauche ich daher als Angehöriger ganz viel Geduld, sollte da sein, begleiten und Verständnis zeigen. Das brauchen die Betroffenen am allermeisten. Es kann durchaus der Punkt kommen, wo es wirklich kritisch wird, zum Beispiel bei suizidalen Gedanken, wo es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Da ist es dann wichtig, dass der Angehörige den Betroffenen an die Hand nimmt und mit ihm zum Arzt geht.
Wie kann ich mich vor einer Depression schützen?
Letztendlich glaube ich nicht, dass man sich wirklich vor einer Depression schützen kann. Man kann natürlich ein gesundes Leben führen, sich bewegen und gesund ernähren. Aber trotzdem mag es sein, dass man in eine Depression hineinrutscht. Nicht immer kann man das vermeiden.
Sind Depressionen heilbar?
Eine Depression ist gut behandelbar. Das ist eine ganz wichtige Botschaft für die Betroffenen. Man kann etwas tun, kann aus dem Tief wieder rauskommen. Doch gerade Menschen mit einer Depression sehen diese Möglichkeit nicht mehr, sehen nicht mehr, dass es noch Licht am Ende des Tunnels gibt.
Machen Medikamente gegen Depression abhängig oder verändern sogar die Persönlichkeit?
Die Medikamente, die wir gegen Depression einsetzen, machen nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit. Jemand, der diese Medikamente einnehmen würde, ohne eine Depression zu haben, würde an sich keine Veränderung wahrnehmen.