Syphilis oder Lues entsteht nach einer Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum. In früheren Jahrhunderten nahm die „Liebesseuche“ meist ein tödliches Ende – heilbar ist Syphilis seit es Antibiotika gibt. Obwohl die Krankheit heute therapierbar ist, steigen in Deutschland zuletzt die Fallzahlen. Pro Jahr infizieren sich etwa 8000 Personen. Hauptsächlich sind Männer von Syphilis betroffen.
STI – Sexuell übertragbare Infektionen
STI ist die englische Abkürzung für Infektionskrankheiten, die vor allem beim Sex übertragen werden. Etwa 30 Erkrankungen gehören zu den STIs: Darunter HIV, Chlamydien oder Hepatitis B. Die Auslöser für die Infektionskrankheiten sind vielfältig. Neben Bakterien und Viren zählen auch Pilze und winzige Parasiten dazu. Viele STIs haben unangenehme Begleiterscheinungen, sind jedoch nicht weiter gefährlich. Andere können, vor allem unbehandelt, lebensbedrohlich sein. Daher sind eine frühzeitige Diagnose und ärztliche Betreuung wichtig. Mit der richtigen Therapie lassen sich die meisten STIs gut heilen oder kontrollieren.
Syphilis: So kommt es zur Ansteckung
Syphilis überträgt sich vor allem beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Haben Sie Sex mit einer betroffenen Person und benutzten Sie kein Kondom, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei etwa 40 bis 60 Prozent. Das Bakterium gelangt über die Schleimhäute in den Körper und vermehrt sich dort – daher können Sie sich beim vaginalen, analen und oralen Verkehr anstecken.
Außerdem ist eine Infektion mit Syphilis über kleine Risse in der Haut und den Schleimhäuten möglich. Schwangere, die an der Krankheit leiden, können sie über die Gebärmutter auch an ihr Ungeborenes weitergeben. Für den Embryo ist dies sehr gefährlich, auch eine Fehlgeburt ist möglich. In Deutschland kommt diese Form der Übertragung jedoch sehr selten vor.
Symptome: Oft wird Syphilis nicht erkannt
Grundsätzlich verläuft Lues in drei Stadien, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt. Jede dieser Phasen geht mit anderen Beschwerden einher. Doch immer wieder bleibt Syphilis unerkannt. Das liegt daran, dass nur etwa die Hälfte aller Betroffenen entsprechende Symptome entwickelt. Außerdem können die Anzeichen stark variieren und Stadien gleichzeitig oder nur einzeln auftreten.
Primärstadium (Lues I): Zwei bis drei Wochen nach der Ansteckung
An der Eintrittsstelle des Erregers bildet sich ein kleines, dunkelrotes Knötchen. Meistens tritt es an Penis oder Schamlippen auf, doch auch Mund, Anus und Brüste können betroffen sein. Mit der Zeit verändert sich der Knoten und wird zu einem harten, nässenden Geschwür. Dieses ist hochinfektiös, daher ist Syphilis im ersten Stadium besonders ansteckend. Neben der Hautveränderung schwellen zudem die Lymphknoten an, beispielsweise in der Leistengegend. Nach etwa vier bis sechs Wochen verschwinden die ersten Symptome wieder.
Sekundärstadium (Lues II): Zwei bis drei Monate nach der Ansteckung
In diesem Stadium verbreitet sich das Bakterium im gesamten Körper. Die Folge: Sie leiden an einer Vielzahl von Beschwerden, die unterschiedlich ausgeprägt sein können. Dazu gehören:
- grippeähnliche Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen
- Lymphknotenschwellungen, vor allem im Hals- und Achselbereich
- fleckiger Hautausschlag, aus dem kleine Knötchen entstehen
- mottenfraßähnlicher Haarausfall
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
Oft verschwinden die Symptome nach etwa einem Jahr wieder. Sie können jedoch immer wieder aufflammen. Und selbst, wenn keine Beschwerden mehr auftreten, können die Erreger im Blut weiterbestehen.
Tertiärstadium (Lues III): Jahre bis Jahrzehnte nach der Ansteckung
Etwa 25 Prozent aller Syphilis-Erkrankungen gehen unbehandelt in das dritte Stadium über. In den meisten Fällen wird die Krankheit vorher erkannt und behandelt. In dieser Phase können auch das Nervensystem und innere Organe schwere Schäden nehmen. Mögliche Folgen des Tertiärstadiums sind:
- Geschwüre auf der Haut und an den inneren Organen
- Aneurysma an der Hauptschlagader (Aorta), welches reißen kann und so zu inneren Blutungen führt
- Durchblutungsstörungen durch Schäden an den Blutgefäßen
- undichte Herzklappen
- neurologische Beeinträchtigungen, wie Hörstörungen, Blindheit, fortschreitende Lähmungen, Sprachstörungen und geistiger Verfall
Syphilis in diesem Stadium ist lebensgefährlich – bleibt sie weiter unbehandelt kann sie zum Tod führen.
Syphilis: So stellt der Arzt die Diagnose
Besteht der Verdacht auf Syphilis, sind Sie bei einem Facharzt für Geschlechtskrankheiten am besten aufgehoben. Dieser kann die Krankheit nachweisen, indem er einen Abstrich der betroffenen Hautstellen macht. Bei einer Laboruntersuchung lassen sich die Lues-Erreger anschließend gut erkennen. Eventuell entnimmt Ihnen der Arzt Blut. So kann er feststellen, ob Sie bereits Antikörper gegen Syphilis haben. Außerdem zeigt die Blutprobe, ob die Krankheit aktiv ist und behandelt werden muss. Eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit gibt Sicherheit, wenn der Verdacht besteht, dass das zentrale Nervensystem betroffen ist.
Sie haben die Diagnose Syphilis erhalten?
Dann lassen Sie sich auch auf HIV testen. Lues erhöht die Wahrscheinlichkeit stark, sich mit dem Virus anzustecken. Etwa bei der Hälfte aller neuen Syphilis-Infektionen liegt auch eine HIV-Infektion vor.
Lues behandeln und vorbeugen
Syphilis ist heute sehr gut behandelbar – vor allem, wenn Sie die Diagnose in einem frühen Stadium bekommen. Dazu spritzt der Arzt Antibiotika, meist Penicillin, direkt in den Gesäßmuskel. Bei schweren Verläufen bekommen Sie das Medikament per Infusion verabreicht. Eine Syphilis im Frühstadium verschwindet mit dieser Therapie nach etwa zwei bis drei Wochen. Haben jedoch bereits Nervensystem oder die Blutgefäße Schaden genommen, sind diese oft unumkehrbar. Umso wichtiger ist es, bei Symptomen frühzeitig einen Arzt aufzusuchen.
Noch besser, wenn es gar nicht erst zu einer Ansteckung kommt. So minimieren Sie das Risiko für eine Syphilis-Infektion:
- Verwenden Sie Kondome – egal, bei welcher Art von Geschlechtsverkehr.
- Auch geteiltes Sexspielzeug sollten Sie nur mit Kondom verwenden, das Sie nach jeder Benutzung wechseln.
- Hat Ihr Partner nässende Hautstellen oder erkennbare Syphilis-Geschwüre, berühren Sie diese auf keinen Fall.
Haben Sie oft Sex mit wechselnden Geschlechtspartnern, ist eine regelmäßige, provisorische Untersuchung auf verschiedene STIs sinnvoll – Ihr Arzt kann Sie dahingehend gut beraten.