Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie basiert auf den Grundannahmen der Psychoanalyse. Sie geht davon aus, dass unbewusste psychische Vorgänge die mentale Gesundheit stören können. Und dass verdrängte Konflikte aus der Kindheit oft Auslöser von psychischen Krankheiten sind. Die Therapie behandelt psychische Erkrankungen deshalb nicht direkt, sondern über einen Umweg: Unbewusste Konflikte und verdrängte Erfahrungen werden ins Bewusstsein geholt und verarbeitet. Dies allein lindert oft schon die Symptome der akuten psychischen Erkrankung. Darüber hinaus werden Ihnen aber auch wirksame Techniken für den alltäglichen Umgang mit der Krankheit an die Hand gegeben.
Eigene Beziehungsmuster erkennen
Am Anfang einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie macht sich die Therapeutin oder der Therapeut ein Bild von Ihren Symptomen und Ihrer Gefühlswelt. Dann legen Sie zusammen klare Ziele für die Therapie fest: Zum Beispiel wieder angstfrei auf Menschen zugehen können, oder sich nicht mehr so abhängig von bestimmten Bezugspersonen machen.
Durch die Gespräche erfährt die therapierende Person, wie Sie sich gegenüber ihren Eltern, im Freundeskreis oder in Liebesbeziehungen verhalten. Erkennt sie in Ihrem Beziehungsverhalten wiederkehrende Muster, wird sie diese ansprechen und interpretieren. Durch diesen neutralen Blick von außen verstehen Sie immer besser, was bestimmte Gefühle bedeuten und was wirklich hinter Ihren Verhaltensweisen steckt. Und wenn Sie problematische Denk- und Verhaltensmuster erstmal erkannt haben, können Sie diese meist auch verändern.
Gefühle offenbaren und verstehen
Damit dieser neutrale Blick von außen möglich wird, müssen Sie ihre Gefühle in der Therapie ehrlich und offen aussprechen. In einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie bekommen ihre Gefühle sehr viel Raum – damit Sie lernen, sie in Worte zu fassen. Dies gilt vor allem für Empfindungen und Gedanken, die Ihnen peinlich oder unangenehm sind. Eine zentrale Funktion der Therapie ist, Ihre Gefühlswelt zu verstehen und zu ordnen.
Aus diesem Grund werden Sie sich in der Therapie intensiv mit Ihren Kindheitserinnerungen sowie heutigen und früheren Beziehungen beschäftigen. Im Zentrum steht dabei immer Ihr eigenes Fühlen und Erleben.
Analytische Psychotherapie: ein Blick in die eigene Seele
Über die Vergangenheit die Gegenwart bewältigen
Während Sie ihre Gefühlswelt und ihr Beziehungsverhalten kennenlernen, schält sich oft ein verdrängter Konflikt heraus, der mit der psychischen Erkrankung in Zusammenhang steht. Durch die Therapie lernen Sie, diesen zu verstehen und seine Ursachen auszumachen. Dadurch wird dieser innere Konflikt entmachtet – was die Symptome der psychischen Erkrankung meist deutlich lindert.
Dieses indirekte Vorgehen hat seine Wurzeln in der klassischen Psychoanalyse. Statt alle Konflikte zu betrachten, konzentriert sich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie jedoch auf einen einzelnen zentralen Konflikt. Es geht also nicht so sehr um ein umfassendes Verständnis der eigenen Persönlichkeit, sondern darum, ein konkretes Leiden zu lindern.
Daneben werden Ihnen auch für die Gegenwart Techniken an die Hand gegeben, um besser mit der Erkrankung umzugehen. In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie lernen Sie also auch Elemente aus der Verhaltenstherapie kennen.
Auch das Setting gleicht eher einer modernen Gesprächstherapie: Sie liegen nicht auf einer Couch, sondern sitzen der therapierenden Person in einem Sessel gegenüber. Diese beteiligt sich auch wesentlich aktiver an der Therapie als eine Analytikerin oder ein Analytiker. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie vereint also zwei gegensätzliche Therapie-Ansätze und bietet unter guten Umständen das Beste aus beiden Welten.
Ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie das Richtige? Dauer und Alternativen
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehört zu den vier Therapieformen, die von deutschen Krankenkassen getragen werden. Sie stellen also zusammen mit dem Therapeuten oder der Therapeutin einen Antrag bei der Krankenkasse – und wenn diese zustimmt, übernimmt sie die vollen Kosten der Therapie.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist weit verbreitet und bietet sich bei vielen Krankheitsbildern an. Zum Beispiel bei:
- posttraumatischen Belastungsstörungen
- Depressionen
- Borderline-Störungen
- Angststörungen
- Panikattacken
- Zwangsstörungen
Dabei ist die Therapieform nicht ganz so umfassend wie eine analytische Psychotherapie. Doch im Vergleich zur Verhaltenstherapie oder zur systemischen Therapie ist sie deutlich länger und intensiver. Sie kann bis zu 100 Sitzungen dauern, bei etwa 1-2 Sitzungen pro Woche.