Wechseljahre beim Mann: Mythos oder Wahrheit?

Letzte Aktualisierung: 05. November 2025Lesezeit: 5 Minuten
Kommen Männer auch in die Wechseljahre? Nein. Zwar verändert sich auch bei ihnen der Hormonhaushalt – oft als Andropause bezeichnet –, allerdings nicht so abrupt und stark wie bei Frauen. Doch wie verändert sich der Testosteronspiegel bei Männern mit dem Alter – und was bedeutet das?

Inhalt

Hast du schon einmal von der Andropause gehört? Sie wird gerne als „Wechseljahre des Mannes“ bezeichnet – das ist jedoch etwas irreführend. Denn im Gegensatz zur (Peri-)Menopause bei Frauen verändert sich der männliche Hormonhaushalt nicht abrupt, sondern schleichend. Außerdem bleiben Männer meistens bis ins hohe Alter zeugungsfähig, auch wenn die Spermienqualität mit steigendem Alter deutlich abnimmt. Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) oder die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) sprechen deshalb eher von „Altersbedingtem Testosteronmangel“ oder „Late-onset-Hypogonadismus“.

Was passiert in den „Wechseljahren“ beim Mann – und wann beginnen sie?

Bei Männern sinkt der Testosteronspiegel im Durchschnitt ab dem mittleren Erwachsenenalter sehr langsam um jährlich etwa ein Prozent. Das beginnt oft bereits zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, ist damit jedoch nicht mit dem extremen und schnellen Rückgang von Östrogen und Progesteron bei Frauen zu vergleichen. Studien zeigen, dass viele Männer einen moderaten altersbedingten Rückgang aufweisen, der individuell variiert. 

Häufig wird erst ab etwa 60 Jahren über behandlungsbedürftige Konstellationen diskutiert, und das betrifft mit drei bis fünf Prozent einen kleineren Teil der Männer. Ein klinisch relevanter Testosteronmangel (Hypogonadismus) liegt aber nur vor, wenn typische Beschwerden auftreten und die Laborwerte wiederholt niedrig sind. Trotzdem können Männer aber erhebliche Beschwerden haben.

Andropause: Begriffe und Synonyme einfach erklärt

Von „Wechseljahren beim Mann“ zu sprechen ist umstritten, weil es keine eindeutige Zäsur wie das Ausbleiben der Menstruation gibt und die Fruchtbarkeit meist erhalten bleibt. Stattdessen verwenden Medizinerinnen und Mediziner andere Bezeichnungen: 

  • Andropause: eine Umschreibung für altersbedingte hormonelle Veränderungen beim Mann. Sie ist jedoch keine plötzliche Pause, sondern ein langsamer Prozess – weshalb der Begriff ebenfalls umstritten ist.
  • Klimakterium virile: historischer Fachbegriff für hormonelle Alterungsveränderungen beim Mann.

  • PEDAM: Abkürzung für partielles endokrines Defizit des alternden Mannes
  • PADAM: Abkürzung für partielles Androgendefizit des alternden Mannes

Typische Symptome der „Wechseljahre“ beim Mann: Was kann auftreten?

Wenn dein Testosteron sinkt, können sich verschiedene Beschwerden zeigen. Sie sind nicht spezifisch und haben oft auch andere bzw. mehrere Ursachen:

  • vermehrtes Schwitzen und Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • weniger sexuelle Lust, Erektionsprobleme
  • Rückgang der Muskelmasse im Vehältnis zum Körperfett
  • Gewichtszunahme (vor allem am Bauch)
  • mögliche Abnahme der Knochendichte und Gelenkbeschwerden
  • Leistungsabfall/Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Stressintoleranz
  • Stimmungsschwankungen von Gereiztheit bis hin zu depressiver Verstimmung
  • Hauttrockenheit und weniger Spannkraft

Diese Symptome können mit einem Testosteronmangel zusammenhängen – müssen es aber nicht. Sie treten auch bei anderen Erkrankungen oder schlicht im normalen Alterungsprozess auf.

Andropause oder doch eine Erkrankung?

Bevor du an „Wechseljahre beim Mann“ denkst, lass dich gründlich untersuchen. Eine körperliche und psychische Abklärung hilft, andere Ursachen zu erkennen. Nicht selten sind beispielsweise auch Schilddrüsenerkrankungen, Herz-Kreislauf- oder Durchblutungsstörungen, Diabetes, Insulinresistenz oder psychische Erkrankungen wie Depressionen für die Symptome verantwortlich. Auch bestimmte Medikamente oder negative Lebensstilfaktoren wie Stress, Unter- oder Übergewicht, Alkohol und Tabak können Symptome hervorrufen oder verstärken. Und: Schlussendlich können die Beschwerden auch „einfach“ auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen sein.

Für die Diagnose eines behandlungsbedürftigen Testosteronmangels braucht es, wie bereits erwähnt, beides: typische Beschwerden und wiederholt niedrige morgendliche Testosteronwerte, gemessen unter standardisierten Bedingungen. Häufig werden zusätzlich Laborwerte geprüft, um die Ursache zu klären.

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Behandlung: Was hilft Männern bei einem Testosteronmangel?

Hormontherapie (Testosteron): Sie sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn ein starker Mangel an Sexualhormonen – also ein Hypogonadismus – vorliegt, tatsächlich auch Beschwerden bestehen und andere Ursachen ausgeschlossen sind. Vor Beginn einer Hormontherapie sollten Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. Regelmäßige Kontrollen von Blutwerten, Hämatokrit, PSA und klinischen Effekten sind Standard.

Symptomorientierte Therapie: Je nach Beschwerden können weitere ärztlich verordnete Medikamente sinnvoll sein, z. B. zur Behandlung einer Depression oder zur Therapie von Erektionsstörungen (PDE5-Hemmer). Auch hier gilt: Die Einnahme sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen, insbesondere bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Kontraindikationen: Wann sollte keine Testosterontherapie erfolgen?

  • Prostatakrebs: Bei Risiken und Vorerkrankungen wie einem hormonsensitiven Protatakarzinom bzw. einem bösartigen Prostatatumor darf keine Testosterontherapie erfolgen. In diesem Fall ist eine onkologische Abklärung erforderlich.

  • Schwere unbehandelte Herzinsuffizienz oder stark erhöhter Hämatokrit: zunächst keine Therapie, bis Risiken kontrolliert sind.

  • Vorbestehende Risiken werden individuell bewertet – die Entscheidung trifft die Ärztin bzw. der Arzt gemeinsam mit ihnen nach gründlicher ärztlicher Untersuchung.

Lebensstil: So können Männer in dieser Lebensphase auf sich achten

Auch ohne Hormontherapie kannst du bei einem leichten Testosteronmangel viel bewirken und außerdem Beschwerden des natürlichen Alterungsprozesses und auch Krankheiten vorbeugen: 

  • Entspannung: Yoga, Meditation, Atemübungen, Achtsamkeit und regelmäßige Pausen helfen gegen Stress
  • Bewegung im Alltag: zu Fuß gehen, Treppen statt Fahrstuhl nutzen, kurze Wege ohne Auto.
  • Sport: Kraft plus Ausdauer unterstützt Muskelmasse, Stoffwechsel und Stimmung. Sport in der Gruppe hat einen zusätzlichen positiven Effekt
  • Gesunde Ernährung: viel Gemüse und Eiweiß, wenig Zucker, stark verarbeitete Fette und (rotes) Fleisch
  • Alkohol und Tabak reduzieren oder – noch besser – ganz weglassen. Das verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und wirkt sich positiv auf den Hormonhaushalt aus.
  • Intimität und ein erfülltes Sexleben können das Wohlbefinden und die Libido unterstützen.
  • Soziale Kontakte und Hobbys fördern mentale Gesundheit und Resilienz.
  • Eine offene Kommunikation über Emotionen und Befinden entlastet und hilft, passende Unterstützung zu finden.
  • Psychotherapie: z. B. Verhaltenstherapie oder Paartherapie

Quellen

  1. Endocrine Society:
    Testosterone Therapy for Hypogonadism Guideline Resources
  2. Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) :
    Urologenportal (Übersicht Leitlinien)
  3. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.:
    Wann die Gabe von Testosteron im Alter sinnvoll ist
Verfasst von
BIG-Redaktion

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