Das Heilkraut Johanniskraut erkennen Sie am besten in der Zeit von Juni bis August: Dann bildet das Gewächs strahlend gelbe Blüten. Zerreiben Sie diese zwischen den Fingern, tritt eine rote Flüssigkeit aus. Der darin enthaltene Farbstoff ist das sogenannte Hypericin, das Johanniskraut früher zu einer wichtigen Färberpflanze machte. Daher, Vorsicht mit der Kleidung!
Ursprünglich stammt die Pflanze aus Europa und dem westlichen Asien. Am wohlsten fühlt sie sich an sonnigen Orten mit lockerem Boden. Deswegen wächst das Kraut in der freien Natur oft an Wegrändern, Waldlichtungen oder Brachen.
Pflanzen-Lexikon: Welche Wirkstoffe stecken im Johanniskraut?
Johanniskraut enthält verschiedene Farbstoffe, darunter das bereits genannte Hypericin. Außerdem stecken in der Pflanze mehrere Bitterstoffe, der wichtigste heißt Hyperforin. Diese beiden Bestandteile sind nach Meinung vieler Experten für die antidepressive Wirkung von Johanniskraut verantwortlich. Außerdem stecken in dem Heilkraut Flavonoide. Diese schützen die Zellen des Körpers vor freien Radikalen. Das sind Zwischenprodukte unseres Stoffwechsels, die unsere Zellen beschädigen können.
Kräuterapotheke: Hilft Johanniskraut wirklich?
Johanniskraut wird bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingenommen. Es hellt die Stimmung auf und löst innere Unruhe. Verschiedene Studien zeigen: Das Kraut kann dabei eine ähnliche Wirkung wie Medikamente aus der Schulmedizin haben, wie zum Beispiel klassische Antidepressiva. Wie genau Johanniskraut auf die psychische Verfassung einwirkt, ist unklar. Auch bei der Frage, wie stark die antidepressiven Effekte des Heilkrauts sind, kommen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Johanniskraut soll außerdem Entzündungen hemmen. So unterstützt es den Körper angeblich bei kleinen Wunden, Verstauchungen, Prellungen oder Hautentzündungen. Viele verwenden das Öl des Heilkrauts außerdem, um Muskelschmerzen zu lindern. Ob Johanniskraut gegen diese Beschwerden wirklich hilft, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Johanniskraut: Nebenwirkungen – und wer es nicht einnehmen sollte
Generell gilt Johanniskraut als gut verträglich. Nehmen Sie allerdings Medikamente ein, kann es zu kritischen Wechselwirkungen kommen:
- Johanniskraut schwächt in manchen Fällen die Wirkung von Arzneimitteln ab. Das gilt für Medikamente gegen HIV, AIDS und Krebs. Außerdem für Blutverdünner und Präparate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Vorsicht, wenn Sie die Antibabypille nehmen. Es besteht der Verdacht, dass Johanniskraut die Wirkung einschränkt.
- Außerdem raten Experten schwangeren und stillenden Frauen von der Einnahme ab. Das liegt daran, dass für sie kaum wissenschaftliche Studien vorliegen. Daher ist nicht sicher, dass Johanniskraut für sie unbedenklich ist.
- Auch Kinder und Jugendliche sollten kein Johanniskraut zu sich nehmen.
Weitere Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit und allergische Reaktionen der Haut. Diese treten allerdings eher selten auf. Außerdem kann der Wirkstoff Hypericin dafür sorgen, dass Ihre Haut sensibler auf Licht und Sonne reagiert. Deswegen vor allem im Sommer auf ausreichend Sonnenschutz achten.
Wichtig
Johanniskraut ersetzt keine schulmedizinische Therapie. Das Kraut unterstützt lediglich eine Behandlung oder wird vorsorglich eingenommen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor Sie das Heilkraut zu sich nehmen.
Wege zum Johanniskraut: Selbst sammeln oder kaufen?
Johanniskraut können Sie sowohl innerlich als auch äußerlich anwenden. Die Heilpflanze gibt es als Tablette, Tinktur, Kapsel oder Tee, aber auch als Salbe oder Creme.
Johanniskraut selbst ernten und trocknen:
- Johanniskraut am besten während der Blütezeit von Juni bis August ernten.
- Nur die oberen Triebe mit Blüten abschneiden, das schont den Rest der Pflanze.
- Anschließend zusammenbinden und kopfüber an einem trockenen Ort ohne Sonneneinstrahlung aufhängen.
- Nach etwa ein bis zwei Wochen ist das Kraut fertig getrocknet und kann verarbeitet werden.
Johanniskraut-Tee selbst zubereiten:
Zwei Teelöffel Johanniskraut mit 250 Millilitern Wasser aufkochen. Etwa zehn Minuten ziehen lassen. Abseihen und nach Bedarf mit Honig oder Zucker süßen.
Gerade abends kann der Tee dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und besser einzuschlafen. Allerdings sind die Inhaltsstoffe im Tee zu schwach dosiert, um als Antidepressivum zu wirken. Dafür halten Sie besser Rücksprache mit Ihrem Arzt und greifen zu Tabletten oder Kapseln. Bedenken Sie außerdem, dass Sie Johanniskraut mehrere Wochen einnehmen müssen, bevor sich ein positiver Effekt auf die Psyche zeigt.