„Der König des Weges“ wurde der Wegerich im Althochdeutschen genannt, denn dieses europäische Kraut wächst nahezu überall: auf Feldern, Wiesen, Parks und eben entlang des Weges. Der Spitzwegerich verdankt seinen Namen seinen spitzen Blättern, die wie eine Lanze in Rosettenform herausstechen. Auffällig sind die deutlich erkennbaren Blattrippen.
In seiner Blütezeit von Mai bis September bildet der Spitzwegerich lange Ähren mit klebrigen, dunklen Samen. Die gesamte Pflanze (außer den Wurzeln) wird als Heilmittel verwendet. Am besten eigenen sich jedoch die jungen Blätter im Frühjahr.
Pflanzen-Lexikon: Welche Wirkstoffe stecken in Spitzwegerich?
Spitzwegerich hemmt Entzündungen und wirkt antibakteriell. Er enthält Schleimstoffe, die bei Atemwegserkrankungen helfen: Sie legen sich wie ein schützender Film auf die Schleimhäute und lindern so Reizhusten. Bitterstoffe lösen den Hustenschleim.
Dank seiner Gerbstoffe, Kieselsäure, Kalium und Zink fördert der Spitzwegerich die Wundheilung der Haut, zum Beispiel bei Entzündungen oder Insektenstichen. Die Gerbstoffe wirken adstringierend. Das heißt, sie wirken durch Eiweißfällung austrocknend, blutstillend und entzündungshemmend, und arbeiten so gegen Hautunreinheiten.
Kräuterapotheke: Hilft Spitzwegerich wirklich?
Spitzwegerich gilt in der traditionellen Naturheilkunde als wirksames Kraut gegen verschiedene Beschwerden:
- Er lindert Atemwegserkrankungen wie Reizhusten oder Bronchitis.
- Spitzwegerich reduziert Entzündungen in Mund und Rachen.
- Die enthaltenen Gerbstoffe helfen bei Hautirritationen wie Insektenstichen, Sonnenbrand oder Nesselsucht.
- Die blutstillenden Wirkstoffe lassen Wunden schneller heilen.
Tests im Labor belegen die antibakterielle und blutstillende Wirkung des Spitzwegerichs. Bei einer Untersuchung mit 600 Erwachsenen und Kindern zeigte sich außerdem, dass das Heilkraut Husten schnell bessert. Klinische Studien stehen allerdings noch aus. Dennoch kürte der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ der Universität Würzburg den Spitzwegerich zur Arzneipflanze des Jahres 2014.
Wichtig
Spitzwegerich ersetzt keine schulmedizinische Therapie. Das Kraut unterstützt lediglich eine Behandlung. Nebenwirkungen sind keine bekannt. Kinder unter drei Jahren sollten allerdings nicht ohne ärztliche Empfehlung damit behandelt werden.
Spitzwegerich: So stellen Sie Heilmittel selbst her
Spitzwegerich wird vielfältig verarbeitet. Sie finden ihn in Tee, Hustensirup, Hustenbonbons und -dragees. In der Apotheke erhalten Sie getrocknete Blätter, die sie selbst verarbeiten können. Zerreiben Sie frische Blätter, lässt sich der Saft direkt auf eine Wunde oder Hautirritation geben. Sie können frische Blätter auch als „grünes Pflaster“ auf eine wunde Stelle legen, um Blasen vorzubeugen.
Tee oder Aufguss aus Spitzwegerich:
Drei bis fünf frische oder getrocknete Blätter waschen, klein schneiden und mit kochendem Wasser aufgießen. Etwa zehn Minuten ziehen lassen und anschließend abseihen. Gerne mit Honig süßen, da Spitzwegerich sehr bitter schmecken kann. Langsam in kleinen Schlucken trinken und möglichst lange im Mund behalten. Alternativ: Bis zu zehn frische Blätter verarbeiten. Ein Baumwolltuch mit dem abgekühlten Aufguss tränken und auf eine Wunde legen.
Hustensirup aus Spitzwegerich:
Eine Handvoll frische Blätter waschen und klein schneiden. Die geschnittenen Blätter und 200 Gramm Kandiszucker abwechselnd in ein steriles Schraubglas schichten. Die letzte Schicht besteht aus Zucker. Das Glas für einige Wochen an einem dunklen Ort lagern. In dieser Zeit setzt sich der Zucker ab. Nach etwa zwei bis drei Monaten: Den Sirup im Wasserbad erwärmen, bis er geschmeidig wird. Anschließend die Blätter abseihen. Etwas Zitronensaft hinzufügen. Den fertigen Sirup in ein steriles Schraubglas füllen.
Spitzwegerich selbst anpflanzen:
Spitzwegerich ist eine anspruchslose Pflanze, die Sie leicht in Ihrem Kräutergarten anpflanzen können. Auf dem Balkon gedeiht sie weniger gut. Wählen Sie einen sonnigen Ort und einen lockeren, leicht feuchten Boden. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen nicht zu eng stehen. Das Heilkraut muss nur im Hochsommer gegossen werden. Es ist zudem mehrjährig und winterhart. Spitzwegerich wird bis zu 60 Zentimeter hoch.
Heilkräuter allgemein
Heilkräuter und Heilpflanzen sind Arzneimittel aus der Natur. Deren Blüten, Blätter, Wurzeln, Sprossteile, Früchte oder Beeren lindern Krankheiten und Beschwerden. Und das bereits seit der Antike. Heute kennen wir etwa 3.000 Heilpflanzen – aus etwa 500 von ihnen werden pflanzliche Arzneimittel hergestellt.
Viele Arzneimittel aus der Schulmedizin basieren auf Pflanzenextrakten. Und auch dort kommen rein pflanzliche Arzneimittel nach wie vor zum Einsatz: zum Beispiel Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen oder Mönchspfeffer bei Regelschmerzen. Daneben gibt es auch Heilpflanzen, deren Wirksamkeit nicht eindeutig bewiesen ist.
Was viele nicht wissen: Pflanzliche Medikamente können Wechselwirkungen mit chemischen Arzneimitteln haben – deshalb sollten Sie die Einnahme immer mit Ihrem behandelnden Arzt abklären.