Mann sitzt entspannt auf dem Sofa

Positiv denken: Glas halb voll oder halb leer?

Genau in dieser Sichtweise unterscheiden sich Optimisten und Pessimisten. Studien zeigen, dass Menschen, für die das Glas halbvoll ist, gelassener auf herausfordernde Lebenssituationen reagieren. Positiv Denkende sind weniger schmerzempfindlich und erholen sich schneller nach einer Krankheit oder einer Operation. Birgitta Thiel ist erfahrene Diplom-Psychologin und coacht Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Sie zeigt auf, was Optimismus bewirken kann und wie wir eine positive Sichtweise aktivieren können.

Frau Thiel, was zeichnet eine positive, optimistische Lebenseinstellung aus?

Zunächst einmal ist es wichtig klarzustellen, dass eine positive Grundeinstellung nicht bedeutet, dass man die Realität verleugnet. Auch Optimisten erleben Krisen, Schicksalsschläge oder müssen mit herausfordernden Situationen zurechtkommen. Aber mit einer positiven Einstellung und Erwartungshaltung verlieren Optimisten auch dann nicht den Blick fürs Positive.

Kann man positives Denken üben und wenn ja wie?

Ja, man kann positives Denken üben, aber das funktioniert – wie vieles im Leben – nicht auf Knopfdruck.

Lernen Sie eine neue Sprache, erwarten Sie nicht, dass Sie diese gleich perfekt beherrschen und sich fließend unterhalten können, sondern Sie lernen Vokabeln, üben Grammatik und beginnen mit leichten kurzen Texten.

Ähnlich funktioniert es auch mit dem positiven Denken. Ich kann es im Alltag üben, indem ich zunächst meine Erwartungen überprüfe: Neige ich dazu, immer zuerst das Kritische in Situationen zu suchen oder Schreckensszenarien zu entwickeln?

Gibt es Techniken oder Methoden, die ich anwenden kann?

Menschen, die sich immer gleich „das Schlimmste“ ausmalen, kann es helfen sich z.B. zu fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass „das Schlimmste“ eintritt. Ersetzen Sie Wörter wie „immer“ und „nie“, die etwas Endgültiges ausdrücken, durch relativierende Wörter wie „häufig“, „manchmal“ oder „oft“. Geringe Änderungen in der Wortwahl helfen da schon. Wenn man etwas nicht kann, nimmt ein „noch“ die Endgültigkeit: Also besser „Das kann ich noch nicht.“ anstatt „Das kann ich nicht.“.

Alle noch so kleinen Maßnahmen, die uns unterstützen, unser Denken von „entweder/oder“ in „sowohl/als auch“ umzulenken, geben neue, positive Impulse. Und nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft! Wer neue, positive Bilder für sich entwickelt und sich diese immer wieder vor sein inneres Auge holt, beeinflusst seinen Denkstil positiv. Dabei unterstützen Achtsamkeitsübungen, progressive Muskelentspannung oder auch Meditation den Umdenk-Prozess positiv. Also alles, was uns hilft, abzuschalten und unsere Konzentration, Achtsamkeit und Wahrnehmung zu stärken und uns zu entschleunigen.

Hört sich jetzt leicht an, aber ist es wahrscheinlich nicht?

Wichtig ist, dass wir uns sich nicht zu viel vornehmen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir aufgeben und sagen: „Das schaffe ich sowieso nicht.“ Das Ziel sollte gut erreichbar sein. Ist das Ziel dennoch zu weit entfernt, teilen Sie es auf in überschaubare Zwischenziele oder Teilziele.

Was sind die größten "Optimismus-Killer"?

Eine zu hohe Erwartungshaltung an sich und seine Umwelt und ein Hang zum Perfektionismus. Auch die Neigung zur Generalisierung und zum Schwarz-Weiß-Denken begünstigt eine pessimistische Einstellung.

Welchen Einfluss kann positives Denken auf unsere Gesundheit haben?

Zahlreiche Studien haben diesen Zusammenhang untersucht und belegen, dass sich eine optimistische Grundhaltung positiv auf die Gesundheit auswirkt. Optimistische Gedanken beeinflussen das Immunsystem günstig und aktivieren die Selbstheilungskräfte. Optimisten glauben an ein gutes Ende. Außerdem wurde nachgewiesen, dass bei optimistischen Menschen deutlich weniger Stresshormone vorhanden sind. Das ist ein wichtiger Schutzfaktor für unser Herz-Kreislaufsystem.

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