Strukturelle Benachteiligung
Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich, kurz Morbi-RSA, benachteiligt die BIG bei der Mittelzuweisung weiterhin strukturell. Die Mängelliste des Morbi-RSA ist lang und wissenschaftlich belegt. Nur ein Beispiel: Mehr als 47,1 Millionen Euro hat die BIG 2019 für Präventionsmaßnahmen ausgegeben, die Versicherte vor Erkrankungen schützen sollen - eine Steigerung von mehr als 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Doch wir werden für dieses sinnvolle Engagement bei den Finanzzuweisungen aufgrund der Systematik des Strukturausgleichs bestraft. Unsere Hoffnung ruht auf dem Fairen-Kassenwettbewerb-Gesetz, das eine Reform des Morbi-RSA anstößt, die für uns – wenn auch erst im Jahr 2021 – spürbare Verbesserungen bringen sollte“, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Kaetsch.
Zahlreiche neue Gesetze kosten viel Geld
Politisch war 2019 geprägt von der unglaublichen Schlagzahl, die Gesundheitsminister Jens Spahn bei den Gesetzesinitiativen an den Tag legte. Diese Gesetze bringen auf der einen Seite ohne Zweifel Verbesserungen für die Versicherten mit sich, auf der anderen Seite jedoch auch stark steigende Ausgaben. Allein durch das Terminservicegesetz und das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz kommen auf die Krankenkassen nach GKV-Berechnungen 2020 rund fünf Milliarden Euro an Mehrausgaben zu. „Und es zeichnet sich nicht ab, dass dem Gesundheitsminister der Schwung verlorengeht“, so Peter Kaetsch.
Chancen in digitalen Gesundheitsanwendungen
Bei immer mehr Leistungen müssen die Kassen die Kosten im Auge behalten. Dafür ist das Digitale-Versorgung-Gesetz die passende Grundlage. Mit einer durchdachten Digitalisierung lassen sich Kosten sparen. „Große Chancen sehen wir in den digitalen Gesundheitsanwendungen, die endlich auch Krankenkassen ganz neue Möglichkeiten erschließen. Die Kassen dürfen selbst digitale Anwendungen entwickeln und somit Versorgung an den Bedürfnissen ihrer Versicherten ausrichten“, so Peter Kaetsch.
Erfolgsgeschichte Healthy Hub
Mit dem Healthy Hub hat die BIG dafür frühzeitig die Weichen gestellt: 2019 lief bereits der zweite Wettbewerb, bei dem Start-ups Lösungen für den Gesundheitsmarkt entwickelten. Erneut stieß der Wettbewerb auf große Resonanz, Empfehlungen zur Teilnahme sind mittlerweile selbstverständlich. Dass 20 Prozent der Bewerber*innen aus dem Ausland kamen, ist für die BIG ein Beleg für die Relevanz des deutschen Gesundheitsmarktes.
Know-how der Kassen stärker nutzen
Dennoch bleibt weiterhin das Problem, dass Krankenkassen fast ausschließlich als Finanzier von Leistungen gesehen werden, jedoch relativ wenig selbst gestalten können. „Das ist in unseren Augen eine Verschwendung von Ressourcen, denn in Kassen wie der BIG steckt viel Know-how, Innovation und Lust auf Veränderung dank engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wäre ein Schatz, den Jens Spahn in Zukunft gern heben darf“, so Peter Kaetsch.