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Neugeborenes wird im Kreißsaal untersucht

Apgar-Score: Was sagen die Apgar-Werte beim Baby aus?

Die Bestimmung das Apgar-Scores ist direkt nach der Geburt der erste Gesundheitscheck eures Babys. Lest hier, was die Apgar-Werte bedeuten, wann genau und wie oft sie von Ärzt*innen, Hebammen und Geburtshelfern ermittelt werden und erfahrt, inwiefern sich der kombinierte Apgar-Score (Combined Apgar), entwickelt von der Neonatologie am Dresdner Universitätsklinikum um Prof. Mario Rüdiger, vom klassischen unterscheidet.

Endlich ist der große Augenblick gekommen und ihr könnt euer Baby zum ersten Mal in den Armen halten. Ob es ihm nach der Geburt gut geht beziehungsweise es sich schnell genug an das Leben außerhalb des Mutterleibs anpassen kann, wird mithilfe der Apgar-Werte festgestellt. Sind die Werte kritisch, können direkt medizinische Maßnahmen eingeleitet werden.

Was ist der Apgar-Score?

Der Name Apgar geht auf die amerikanische Anästhesie-Ärztin Virginia Apgar zurück, die den Apgar-Score 1952 entwickelte, um die wichtigsten Körperfunktionen direkt nach der Geburt des Säuglings – also noch vor der ersten Vorsorgeuntersuchung (U1) – zu ermitteln. Zudem kann man sich gut an die Parameter/Körperfunktionen erinnern, weil ihre Anfangsbuchstaben ebenfalls Apgar ergeben. 
 

Das Punktesystem gilt für folgende Parameter/Körperfunktionen:

  • Aussehen (Hautfarbe)
  • Puls (Herzschlagfrequenz)
  • Grundtonus (Muskeltonus)
  • Atmung
  • Reflexe
Mann sitzt auf einer Treppe mit Smartphone in der Hand

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Übersicht

Wie funktioniert das Apgar-Punktesystem?

Für jede Körperfunktion beziehungsweise jeden Parameter werden Punkte von 0 bis zwei eingetragen. Bei fünf Parametern ist daher der maximale Apgar-Score zehn. Je höher der Score, desto besser ist der gegenwärtige Gesundheitszustand eures Babys. 

Genau heißt das
Körperfunktion/Parameter 0 Punkte 1 Punkt 2 Punkte
Aussehen/Hautfarbeblasse, blaue Hautfarberosiger Körper, blaue Extremitätenrosige Haut am gesamten Körper
Puls/Herzschlagkein Puls/Herzschlagweniger als 100 Schläge pro Minuteüber 100 Schläge pro Minute
Grund- bzw. Muskeltonusschlaffer Muskeltonus, keine Bewegungenleichter Muskeltonusaktive Bewegungen
Atmungkeine Atmunglangsame oder unregelmäßige Atmungregelmäßige Atmung, kräftiges Schreien
Reflexekeine Reflexegeringe Reaktion (Verziehen des Gesichts)gute Reflexe (Kind niest, hustet, schreit)

Was bedeutet der Apgar-Score?

Es ist eher selten, dass ein Kind direkt nach der Geburt – also bei dem ersten von drei Tests – die volle Apgar-Punktzahl erreicht. Und auch wenn die Werte sehr gut sind, zeigen diese lediglich den gegenwärtigen Gesundheitszustand auf und sagen wenig über den zukünftigen aus.

Was genau bedeuten die Gesamtwerte?

  • Apgar-Score zwischen acht und zehn Bei einem Apgar-Score zwischen acht und zehn geht es eurem Baby sehr gut und es benötigt keine medizinische Unterstützung.
  • Apgar-Wert zwischen fünf und sieben Liegt der Apgar-Score eures Babys zwischen fünf und sieben spricht man von leichten Anpassungsschwierigkeiten. Meist genügt es dann schon, wenn euer Kind zusätzlich mit Sauerstoff versorgt wird, die Atemwege freigesaugt werden und/oder es eine sanfte Massage erhält.
  • Apgar-Score unter fünf Erreicht euer Kind weniger als fünf Apgar-Punkte, besteht eine Anpassungsstörung. In diesem Fall benötigt es medizinische Hilfe, die zum Beispiel aus Sauerstoff, Wärmebett (Brutkasten), einer Herzfrequenz-Kontrolle oder einer Herzdruckmassage besteht.

Was ist eine Anpassungsstörung?

Eine Anpassungsstörung besteht, wenn sich ein Säugling nicht ausreichend an das Leben außerhalb des Mutterleibs anpassen kann. Die Anpassungsstörung kann mittelgradig bis schwer sein und wird auch Depression(-szustand) genannt.

Mittelgradige Depression

Eine mittelgradige Depression hat einen Apgar-Wert zwischen fünf und sieben.

Häufige Symptome:

  • verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)
  • verzögerter Atmungsbeginn
  • blasse oder bläuliche Haut
  • Schleimhautfärbung (Zyanose)
  • geringer Muskeltonus
  • schwache oder fehlende Reflexe

Schwergradige Depression

Eine schwergradige Depression – auch Neugeborenen-Asphyxie genannt – besteht bei einem Apgar-Score unter drei. Diese betrifft rund fünf Prozent aller Neugeborenen. Eine schwere Anpassungsstörung kann direkt nach der Geburt oder erst nach zehn bis 15 Minuten beginnen. Dann handelt es sich um eine sekundäre Asphyxie.

Häufige Symptome:

  • Herz-Kreislauf-Versagen – Atmung ist sehr flach oder fehlt ganz, schwacher oder gar kein Pulsschlag
  • zentrales Nervensystem ist betroffen

Wann und wie oft wird der Apgar-Test gemacht?

Der Apgar-Test wird insgesamt dreimal von Ärzt*innen und/oder Hebammen/Geburtshelfern gemacht. Die erste Testung erfolgt ungefähr eine Minute, nachdem euer Baby das Licht der Welt erblickt hat – hier ist der Score in der Regel am niedrigsten. Der zweite Test wird nach fünf Minuten und der dritte nach zehn Minuten wiederholt. Beim dritten Test erreichen bereits viele Kinder die volle Punktzahl.

Welche Ursachen können zu niedrigen Apgar-Werten führen?

Es gibt einige mögliche Ursachen, die zu niedrigen Apgar-Werten – besonders bei der ersten Messung – führen beziehungsweise dazu führen können, dass sich euer Kind nicht schnell genug eigenständig an die äußeren Lebensumstände anpassen kann:

Beispielsweise weil

  • euer Kind eine Frühgeburt ist.
  • ihr eine Risikoschwangerschaft hattet.
  • euer Kind per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen ist.
  • es Komplikationen während der Geburt gab.
  • die Geburt sehr anstrengend für alle Babys ist.

Kinder- und Jugendvorsorge

Nach dem Apgar-Score geht es mit der Kinder- und Jugendvorsorge weiter. Von der Geburt bis zum Erwachsenenalter gehören neun Früherkennungsuntersuchungen, die sogenannten "U-Untersuchungen", zum kostenlosen Angebot der BIG. Die U10 und die U11 zählen als Leistungsplus fest zum Vorsorgeprogramm der BIG.

Alle Leistungen
Kinder spielen im Garten.

Was ist der kombinierte Apgar-Score?

Um die Erstversorgung von Neu- und speziell Frühgeborenen und zu reanimierenden Babys weiter zu verbessern, entwickelte die Dresdner Neonatologie unter der Leitung von Prof. Dr. Mario Rüdiger 2015 den kombinierten Apgar-Test. Der „Combined-Apgar“ spezifiziert den klassischen Apgar-Score und ergänzt ihn um weitere 7 Punkte, die sich ausschließlich auf notwendige Interventionen beziehen. Letzteres wurde bereits 2006 vom American Academy of Pediatrics (AAP) und dem American College of Obstetricians and Gynecologists entwickelt.

Der kombinierte Apgar-Score steht für:

  • den spezifizierten Apgar-Score – beurteilt den Gesundheitszustand aller Neugeborenen unabhängig vom Gestationsalter und der durchgeführten Interventionen
  • und den ergänzenden Apgar-Score – alle beim Baby durchgeführten postnatalen Interventionen

Wieso ist der Combined-Apgar für Neugeborene mit Anpassungsstörungen besser geeignet?

Wir haben Prof. Mario Rüdiger gefragt, warum der kombinierte Score in Deutschland bislang noch nicht etabliert ist und warum er speziell für Neugeborene mit Anpassungsschwierigkeiten elementar ist:

Prof. Rüdiger: „Leider wird der kombinierte Apgar-Score noch immer nicht in der Routine verwendet. Alle Systeme der Erfassung sind auf den konventionellen Score eingestellt und es ist schwierig, alles zu verändern, denn der spezifizierte Score funktioniert nur, wenn man ihn um die Interventionen ergänzt, die das Neugeborene erhalten hat. Das heißt, wir müssen den kombinierten Apgar einführen.

Ein Beispiel:

Ein Kind bekommt sehr viel Unterstützung und hat unter diesen Maßnahmen einen guten Zustand:

Im spezifizierten Score würde es dann wahrscheinlich 9-10 Punkte dafür bekommen, im ergänzenden Score aber nur 3 Punkte.

Ein Kind, welches sich ohne Unterstützung gut anpasst, erhält für den Zustand auch 9-10 Punkte, im ergänzenden aber auch 7 Punkte (da keine Unterstützung notwendig).

Wendet man den spezifizierten Score an, ohne dass der ergänzende Score mit erfasst wird, so erhalten beide Kinder 9-10 Punkte, obwohl der Zustand ganz unterschiedlich war. Das heißt für existierende Statistiken muss es unbedingt eine Erweiterung geben und eine einheitliche Erfassung."

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