Ungefähr 15 bis 25 Prozent aller Babys und Kleinkinder bis drei Jahren sind von einer Fütterstörung betroffen, die zu den sogenannten frühkindlichen Regulationsstörungen zählt. Meist entsteht sie in Übergangsphasen wie zum Beispiel, wenn ihr euer Baby langsam abstillt beziehungsweise wenn ihr von der Flaschen- zur festen Nahrung wechselt. In den meisten Fällen legt sich diese leichte Form der Fütterstörung mit etwas Geduld und Routine wieder von allein. Eine mittlere bis schwere Fütterstörung hält dagegen länger an, kann der Gesundheit eures Kindes schaden und hat tiefgreifendere Ursachen.
Mögliche Ursachen einer Fütterstörung
Eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme kann organische sowie nichtorganische Ursachen haben.
Mögliche organische Ursachen einer Fütterstörung
- Stoffwechselerkrankungen
- Lebensmittelunverträglichkeiten
- Schmerzen
- krankheitsbedinge Verdauungsstörungen
Mögliche nichtorganische Ursachen einer Fütterstörung
- Trauma/Angst
- Stress/Nervosität
- Falsches Verhalten der Eltern (zum Beispiel, wenn sie die Hunger- oder Sättigungssignale des Kindes nicht erkennen oder missachten, Druck/Zwang, verbale und/oder körperliche Gewalt, Diskussionen/Verhandlungen mit dem Kind etc.)
Woran erkennt man eine Fütterstörung?
Eine Fütterstörung – egal ob leicht, mittel oder schwer – macht sich bei Babys und Kleinkindern wie folgt bemerkbar:
Mögliche Symptome einer Fütterstörung bei Babys und Kleinkindern
Fütterstörung besteht seit mindestens vier Wochen Füttern/Essen dauert lange (mindestens 45 Minuten) schlechter Saugrhythmus Probleme bei der Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen Unterbrechung der Atmung/Apnoe während des Fütterns Abstand der Mahlzeiten liegt unter zwei Stunden Nahrungsaufnahme erschöpft/stresst das Kind Appetitlosigkeit Kind ist wählerisch/ oder verlangt nach nicht altersgerechter Nahrung (zum Beispiel Milch statt fester Nahrung) Kind isst zu kleine Portionen Kind hat Angst, Panik, ist unruhig, weint Nahrungsverweigerung Kind wirft oder matscht mit Nahrung und/oder wirft Geschirr/Besteck Probleme beim Kauen/Schlucken trinken/essen nur unter Druck/Ablenkung (zum Beispiel spielen, fernsehen oder weil es bereits halb schläft) häufiges Aufstoßen häufiges Erbrechen der Nahrung wiederkehrende Lungenentzündungen
Wann sollte man bei einer Fütterstörung zum Arzt?
Generell schadet es bei einer Fütterstörung nicht, eurem Kinderarzt und eurer Hebamme von den Problemen zu berichten. Sofern euer Kind zum Beispiel Durchfall und bereits stark an Gewicht verloren hat oder ihr das Gefühl habt, euer Kind wächst nicht mehr, solltet ihr auf jeden Fall den Arzt benachrichtigen. Dies gilt auch, wenn ihr feststellt, dass euer Kind häufiger krank ist oder über einen längeren Zeitraum erschöpft, schwächlich, laufend gestresst und/oder ängstlich wirkt. Liegen der Fütterstörung organische oder beispielsweise traumatische Erlebnisse zugrunde, wird euer Kind gegebenenfalls medizinisch und/oder therapeutisch behandelt. Arzt und Hebamme können euch bei Bedarf außerdem Hilfestellungen zum Saugen, Schlucken und Atmen geben, haben Tipps für die optimale Fütterungshaltung sowie für eine bessere Kommunikation zwischen Eltern und Kind.
Wie können Eltern einer Fütterstörung vorbeugen?
- regelmäßige und stressfreie Trink- und Essenszeiten
- keine Ablenkung (Geräusche wie Musik oder der flüchtige Blick aufs Handy etc.)
- klare Trennung zwischen Essens- und Spielzeit
- keine Zwischenmahlzeiten (vor allem keine zuckerhaltigen Nahrungsmittel, auch nicht unterwegs)
- keine aufgezwungenen Nahrungsmittel und keine überzogenen Ernährungsweisen/Diäten (dazu können auch Vegetarismus und Veganismus zählen)
- Kind entscheidet was und wie viel es isst
- bei Nahrungsverweigerung Essen beenden – wichtig: ohne Wut/Vorwürfe, bei erneutem Appetit Essen ohne Vorwürfe wieder anbieten
- Nahrungsmittel, die ganz verweigert werden, nach einer Pause erneut anbieten. Auch hier gilt: ohne Zwang und Vorwürfe!