Älterer Mann fasst sich mit den Händen an sein schmerzendes Knie

Hyperurikämie erkennen und therapieren

Die Hyperurikämie gilt als Vorbote für Gicht. Erfahren Sie, wann zu viel Harnsäure im Blut gefährlich werden kann, wie Betroffene eine Hyperurikämie erkennen, und was Risikofaktoren für die Krankheit sind.

Menschen mit viel Harnsäure im Blut sind besonders gefährdet, an Gicht zu erkranken. In der Fachsprache ist von Hyperurikämie die Rede. Sie tritt häufig auf, sobald die Bildung und Ausscheidung der Harnsäure im Körper gestört ist. In der Folge können sich kristallisierte Urate (Salze der Harnsäure) in Organen und Geweben ablagern.

Erhöhte Harnkonzentrationen lassen sich meist bei erwachsenen Männern und Frauen nach der Menopause nachweisen. Wer von einer Hyperurikämie betroffen ist, muss aber nicht zwangsläufig mit einer Gicht rechnen. Letztendlich hängt eine Erkrankung von der Intensität und Dauer der Hyperurikämie ab.

Ursachen für eine Hyperurikämie

Wenn in unserem Körper Zellen zerfallen, geraten sogenannte Purine in den Organismus. Werden diese Purine abgebaut, entsteht Harnsäure. Purine sind ein natürlicher Bestandteil unserer Zellen, kommen aber auch in Lebensmitteln und Getränken vor. Zum Beispiel gelten viele Fleischwaren als purinreich. Beim Essen nehmen wir deshalb weitere Stoffe auf, die unser Körper später in Harnsäure umwandelt.

Hyperurikämie bedeutet, dass die Harnkonzentration im Blut mehr als 6,8 Milligramm pro Deziliter beträgt. Für einen erhöhten Spiegel kann es mehrere Ursachen geben, die teilweise auch gleichzeitig auftreten:

  • Der Zerfall vieler Zellen sorgt für einen Überschuss an Harnsäure.
  • Die Nieren geben nicht genug Harnsäure ab.
  • Mit unseren täglichen Mahlzeiten nehmen wir zu viele Purine auf.
  • Medikamente, die wir einnehmen, regen die Harnproduktion an.

Je nach Ursprung der Hyperurikämie, wird sie in zwei Typen unterteilt:

Art der Hyperurikämie
Merkmal
Primäre FormEin angeborener Stoffwechseldefekt löst eine Hyperurikämie aus. Das kann beispielsweise mit einem Enzym zusammenhängen, das zu viel Harnsäure produziert, oder die Niere scheidet zu wenig Harnsäure aus. In den meisten Fällen verursacht die Niere die Hyperurikämie.
Sekundäre FormDie erhöhten Harnwerte sind auf andere Krankheiten oder Medikamente zurückzuführen. Beispielsweise könnte eine Leukämie den Abbau vieler Zellen begünstigen oder die Niere erkrankt und scheidet deshalb nicht genug Harn aus.

Symptome bei einer Hyperurikämie

Da kaum spürbare oder sichtbare Symptome auftreten, bemerken Betroffene eine Hyperurikämie oft sehr spät. Häufig stellen Ärzte den erhöhten Harnsäurespiegel erst fest, wenn sich eine Gicht abzeichnet, zum Beispiel als Nierengrieß, Nierensteine oder Anfall. Mit einer Gichtdiagnose geht aber nicht zwangsläufig eine Hyperurikämie einher. Es gibt auch Gicht-Patienten, bei denen die Menge der Harnsäure im Blut außerhalb des kritischen Bereichs liegt.

Zudem wird eine hohe Harnkonzentration gelegentlich im Zusammenhang mit einer Niereninsuffizienz, einer koronaren Herzkrankheit (KHK), einer Hypertonie, einer chronischen Nierenerkrankung, Typ-2-Diabetes oder einem Schlaganfall entdeckt. Meistens ist unklar, ob die Hyperurikämie die genannten Erkrankungen auslöst, eine Folge davon ist oder auf den gleichen Ursachen basiert.

Was passiert, wenn eine Hyperurikämie unbehandelt bleibt?

Sollten Ärzte eine Hyperurikämie nicht rechtzeitig erkennen, können die Betroffenen an Gicht erkranken. Allerdings führt eine erhöhte Harnkonzentration nach derzeitigem Stand nicht zwangsläufig zu Gicht. Doch es gibt Faktoren, die einen Krankheitsausbruch fördern:

  • purinreiche Nahrung (z. B. (rotes) Fleisch, Fisch und Schalentiere, Hefe und Hefeextrakt
  • alkoholische Getränke
  • Stoffwechselschwankungen wie bei intensiven Diäten oder Zuckerkrankheiten
  • Verletzungen
  • große Anstrengungen, die Stress auslösen
  • Infektionen

Hyperurikämie: So läuft die Behandlung ab

Sollte in Ihrer Familie jemand an Gicht leiden, kann diese Information Ihrem Arzt bei der Diagnose helfen. Da die Erkrankung genetische Veränderungen zur Folge hat, sind erhöhte Harnkonzentrationen bei Verwandten nicht unüblich.

Als sichere Diagnosemöglichkeiten für Hyperurikämie gelten:

  • Gelenkspiegelung des Knies
  • Ultraschalluntersuchung
  • Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenkschmiere
  • Feststellung von Natriumurat-Kristallen im Gelenkpunktat

Röntgenbilder hingegen lohnen sich erst in einem späten Stadium der Erkrankung, sobald Veränderungen an den Knochen zu erkennen sind.

Eine Behandlung dauert meist ein Leben lang. Dabei werden Medikamente eingesetzt, die den Harnsäurespiegel senken. So können schwere Schäden an Gelenken und Organen verhindert werden. Ärzte raten dazu, wenn der Nutzen einer Therapie größer ist, als ihr Risiko. Meist wird bei mehreren Gichtanfällen, Nierenfunktionsstörungen, Gewebeschäden, Gichtknoten, Uratsteinen oder einem besonders hohen Harnsäurewert eine Behandlung empfohlen. Die Therapie startet mit einer geringeren Dosierung, die über die Jahre allmählich erhöht wird.

Hyperurikämie vorbeugen

Da eine Hyperurikämie häufig auf Stoffwechseldefekte oder andere Krankheiten zurückzuführen ist, gibt es nur wenige vorbeugende Maßnahmen. Um das Risiko für eine Gichterkrankung zu verringern, können Sie auf purinreiche Nahrung wie Fleisch und Wurst verzichten bzw. diese Produkte nur in geringen Mengen essen. Außerdem sollten Sie wenig Alkohol trinken und Ihren Alltag möglichst stressfrei gestalten.

Auch ein Verzicht auf intensive Diäten, die Stoffwechselschwankungen auslösen, ist ratsam, um einen Anstieg der Harnsäurekonzentration im Blut zu vermeiden. Falls in Ihrer Familie schon einmal jemand an Gicht erkrankt ist, lohnt sich ein Gespräch mit Ihrem Arzt über präventive Maßnahmen.

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