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Junge im Grundschulalter liegt schlafend im Bett

Bettnässen: Ärztliche Abklärung und viel Verständnis

Ab ungefähr fünf Jahren schlafen Kinder in der Regel durch. Dann sind meist ihre Blase und das Gehirn so gut trainiert, dass sie wach werden, sobald sie in der Nacht zur Toilette müssen. Doch rund 16 Prozent der fünfjährigen Kinder nässen in Deutschland ins Bett. Mit sieben Jahren liegt die Zahl der Bettnässer*innen bei ungefähr sieben Prozent. Die Dunkelziffer wird wahrscheinlich noch wesentlich höher ausfallen, denn dass das eigene Kind „noch immer“ nicht trocken ist, beschämt viele Eltern und auch die Kinder selbst. Ein Arzt wird bei dieser Problematik nur selten aufgesucht. Hier erfahrt ihr, welche Gründe für das Bettnässen (Enuresis nocturna) vorliegen können und wie ihr eurem Kind zur Seite stehen könnt.

Dass Bettnässen nicht aus Faulheit oder ähnlichen Gründen passiert, macht die WHO deutlich. Sie hat die sogenannte Enuresis nocturna ganz offiziell als behandlungsbedürftige Erkrankung anerkannt. Sie ist übrigens nach allergischem Asthma die zweithäufigste chronische Erkrankung bei Kindern.

Primäre oder sekundäre Enuresis nocturna?

Symptomatik 1: primäre Enuresis

Anhand wissenschaftlicher Untersuchungen wurde deutlich, dass die primäre Enuresis nocturna die häufigste Blasenentleerungsstörung bei Kindern ist und dieser in den seltensten Fällen psychische, soziale oder Erkrankungen der Harnwege zugrunde liegen. Bei der primären Enuresis gab es bislang noch keine Zeitspanne, in der das Kind in der Nacht trocken war. Tagsüber schafft es der Nachwuchs aber gewöhnlich frühzeitig zur Toilette und kann seine Blase kontrollieren.

Manche Kinder benötigen schlichtweg länger, bis sie merken, dass ihre Blase voll ist.

Folgende Ursachen beeinflussen den Reifungsprozess der Blase:

  • Familiäre Veranlagung:Anhand von Vergleichen konnte festgestellt werden, dass bei mehr als der Hälfte bettnässender Kinder weitere Familienmitglieder von der Erkrankung betroffen waren.
  • Reifeverzögerung von Nervenstrukturen:Das Gehirn bettnässender Kinder benötigt länger, um Nervensignale der vollen Blase und ihres Schließmuskels zu erkennen, zu deuten und zu kontrollieren.
  • Mangel des Hormons (ADH):Solange euer Kind noch nicht in der Lage ist, in der Nacht das antidiuretische Hormon (ADH) – auch Vasopressin genannt – ausreichend zu produzieren, erzeugen die Nieren in der Nacht immer noch viel Urin.
  • Geringe Blasenkapazität:Die Blase ist noch nicht groß genug, um den Urin in der Nacht zu speichern.
  • Falsche Trinkgewohnheiten:Besonders dann, wenn auch der restliche Reifungsprozess noch nicht ausreichend vorangeschritten ist, kann ein falsches Trinkverhalten das Bettnässen noch verstärken. Daher sollte euer Kind ab rund zwei Stunden vor dem Schlafengehen und während der Nacht keine koffein- und zuckerhaltigen Getränke mehr trinken. Auch Tee wirkt in der Regel harntreibend und sollte daher nur bis zum Nachmittag oder frühen Abend getrunken werden.

Symptomatik 2: sekundäre Enuresis

War euer Kind bereits mehr als sechs Monate trocken und macht plötzlich wieder ins Bett, spricht man von der sekundären Enuresis nocturna.

Hierbei können folgende Ursachen vorliegen:

  • Harnwegs- und weitere Erkrankungen:Körperliche Ursachen wie zum Beispiel eine Nieren- oder Blaseninfektion oder eine Zuckerkrankheit können Schuld am Bettnässen sein.
  • Psychische Faktoren:Auch Stress und Druck können beim Kind zum Bettnässen führen. Kommt beispielsweise ein Geschwisterkind neu hinzu, schulische oder familiäre Probleme, kann das Bettnässen eine Art der Kompensation für ein Kind oder einen Jugendlichen sein.

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Wann mit einem bettnässenden Kind zum Arzt?

Macht euer Kind mit fünf Jahren über mindestens drei Monate mindestens zwei Mal pro Monat ins Bett, solltet ihr euren Kinderarzt ansprechen. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Das Bettnässen kann übrigens auch noch im Jugendalter vorkommen. Etwa zwei bis drei Prozent der 12- bis 13-Jährigen und rund ein Prozent ab dem Alter von 15 Jahren leiden unter Enuresis. Je früher die Problematik erkannt wird, desto zügiger und erfolgreicher verläuft die jeweilige Therapie.

Mögliche Behandlungsmethoden

Eine ärztliche Untersuchung ist unabdingbar, um eine schnelle Therapie einleiten und euch seelisch beistehen und Tipps an die Hand geben zu können. Auf jeden Fall solltet ihr geduldig sein und eurem Kind signalisieren, dass es keine Schuld trägt. Druck und Bestrafung bewirken dagegen, dass sich das Einnässen verschlimmert. Übrigens ist es auch nicht gut, wenn ihr eurem Kind zu früh die Windel abgewöhnen wollt und mit dem Töpfchentraining beginnt.

Für welche Untersuchungen sich der Arzt entscheidet, ist von der Vorgeschichte und den Symptomen eures Kindes abhängig. Zu Beginn wird sich der Arzt auf jeden Fall sehr ausführlich mit euch und eurem Nachwuchs unterhalten. Im Anschluss wird der Urin untersucht.

Danach wird entschieden, welche der folgenden Methoden eurem Kind dabei helfen können, sich das Bettnässen abzugewöhnen.

Klingeltherapie

Abhängig davon, welche Ursachen der Erkrankung zugrunde liegen, kann beispielsweise eine sogenannte Klingeltherapie angewandt werden, die in rund 70 Prozent der Fälle zum Erfolg führt. Dazu wird auf die Matratze des Kindes eine Klingelmatte gelegt. Bei dem ersten Tropfen Urin beginnt diese bereits zu klingeln und hilft dem Kind dabei, rechtzeitig die Toilette aufzusuchen und ein besseres Gefühl für die Signale des eigenen Körpers zu bekommen. Ebenfalls möglich ist eine sogenannte Klingelhose. Der Vorgang funktioniert aber nur, solange der Schlaf des Kindes nicht zu fest ist. Die Therapiedauer sollte zwischen sechs und 16 Wochen liegen.

Ausführliche Dokumentation

Liegen keine körperlichen Gründe vor, können psychische Probleme die Ursache für das Bettnässen sein. Dabei kann eine ausführliche Dokumentation beziehungsweise das Führen eines speziellen Tagebuchs hilfreich sein. Dadurch könnt ihr genau analysieren, was vor dem Einnässen geschehen ist. Der gleiche Vorgang ist auch für das Trink- und Essverhalten eures Kindes zu empfehlen und kann allgemein zur Ursachenfindung angewandt werden.

Medikamente nur im Notfall

Auch eine Behandlung mit Medikamenten ist möglich, sofern zum Beispiel das körpereigene Hormon Vasopressin noch nicht ausreichend produziert wird. Dies empfiehlt sich allerdings frühestens für Kinder ab sieben Jahren. Viele Ärzte empfehlen den Wirkstoff Desmopressin allerdings nur in Notfällen, wenn das Kind zum Beispiel bei Freunden übernachtet. Nach dem Absetzen wird es für gewöhnlich auch wieder zum Bettnässen kommen. Zudem können Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten.

Mutter- oder Vater-Kind-Kur

Kuren unterstützen den Gesundungsprozess. Die BIG bietet Eltern mit ihren Kindern die Möglichkeit, sich bei einer Vorsorge- oder Rehabilitationskur zu erholen bzw. zu genesen.

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