6 Tipps für eine gemeinsame Kindererziehung
1. Konflikte zeitnah lösen
Der Alltag bringt in jeder Familie regelmäßig Konflikte mit sich. Bevor sich ein riesiger Berg an Uneinigkeiten angesammelt hat, ist es wichtig, darüber zeitnah zu sprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Falls ihr unsicher seid, wann der richtige Zeitpunkt ist, in Ruhe über alles zu sprechen, einigt euch als Eltern auf ein regelmäßiges Datum. Zum Beispiel jeden Donnerstagabend oder jeden zweiten Donnerstagabend. So könnt ihr große Diskussionen am Wochenende verhindern und eure gemeinsame Zeit genießen.
2. Ich-Botschaften statt Vorwürfe
Konstruktiv nach vorne schauen, statt sich in Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu verstricken, sollte euer Ziel sein. Denn wenn jeder auf dem/der anderen herumhackt, macht das eine gemeinsame Lösung meist unmöglich und verhärtet die Fronten nur noch mehr. Anstatt zu sagen, was euch am Erziehungsstil oder Verhalten des/der anderen nicht passt, formuliert, was ihr beobachtet habt und was ihr euch stattdessen wünschen würdet und warum - auch gewaltfreie Kommunikation genannt.
Ein Beispiel:
Euch stört es, dass ihr immer für das Zähneputzen verantwortlich seid? Dann teilt eurer*m Partner*in mit, dass ihr euch wünscht, euch abwechselnd darum zu kümmern, anstatt zum Beispiel zu sagen: „Nie kümmerst du dich ums Zähneputzen!“
So lernen Kinder und Eltern gewaltfreie Kommunikation
Kompromisse finden
Für euer Kind ist es einfacher, sich an Regeln zu halten und an Rituale zu gewöhnen, wenn ihr euch bei der Kindererziehung einig seid. Dafür ist es notwendig, dass ihr auch mal einen Kompromiss eingeht und euch auf den Wunsch eures*r Partners*in einlasst. Beispielsweise dann, wenn es um Vorsichtsmaßnahmen im Straßenverkehr, zu lange Fernsehzeiten, Hausaufgaben oder Ähnliches geht. Bei manchen Themen bleiben Eltern aber auch unterschiedlicher Meinung oder haben einen anderen Erziehungsstil, und das ist zum Teil auch okay. Ihr solltet euch nur dieser Themen bewusst sein und beide Herangehensweisen akzeptieren, sodass euer Kind weiß, dass beide in Ordnung sind.
Zwei Beispiele:
Ihr bringt eure Kinder mit unterschiedlichen Ritualen zu Bett? Dann wechselt euch damit einfach ab und genießt diese individuelle Zeit mit eurem Kind.
Ihr erlaubt eurem Nachwuchs manchmal eine Süßigkeit, wenn ihr in der Schlange an der Kasse ansteht, während eure Partner*in immer "Nein" sagt? Dann kann sich euer Kind auch an diese Unterschiede gewöhnen.
Wenn ihr beide Methoden eine Weile getestet habt, könnt ihr euch noch mal zusammensetzen und entscheiden, ob sich vielleicht doch eine der beiden Vorgehensweisen besser bewährt hat als die andere. Dann ist es natürlich sinnvoll, sich auf die bewährtere Methode zu einigen. Schließlich geht es nicht darum, wer Recht hat, sondern wie ihr euer Familienleben harmonischer und entspannter gestaltet. :)
6 Tipps für ein entspanntes Einkaufen mit Kind
4. Kinder nicht zu Verbündeten machen!
Auf den ersten Blick scheint so ein kleines Geheimnis zwischen Elternteil und Kind ja ganz lustig und bequem und ihr vermeidet vielleicht einen Konflikt mit eurem/eurer Partner*in.
Beispielsweise, wenn Papa sagt: "Du darfst heute länger fernsehen, aber erzähl Mama ja nichts davon."
Allerdings bringt ihr damit euer Kind in einen großen Gewissenskonflikt. Je nachdem, wie alt euer Nachwuchs ist, versteht er nämlich, was hier gerade vor sich geht und das kann eine Belastung sein. Zudem riskiert ihr, dass beim nächsten Streit zwischen euch, eurem Kind und eurem/eurer Partner*in die Wahrheit sowieso ans Licht kommt und dass ihr an Respekt und Glaubwürdigkeit einbüßt. Der Vorbildcharakter ist damit natürlich dahin und der Ärger mit dem/der Partner*in ist auch vorprogrammiert.
Verbale Gewalt: Deshalb solltet ihr eure Kinder nicht anschreien!
5. Konflikte nicht vor Kindern verheimlichen
Wenn ihr es schafft, eure Konflikte ruhig auszutragen, und gemeinsam nach einer Lösung sucht, ist es für euer Kind sogar gut, wenn es diese mitbekommt. So spürt es, dass ihr euch gegenseitig respektiert und trotz Meinungsverschiedenheiten und negativer Emotionen ein Team seid und dass es möglich ist, sich zu einigen oder zwei Sichtweisen gelten zu lassen.
Ist euer Kind bereits älter, könnt ihr es auch in das Gespräch mit einbeziehen und zu dritt nach einer Lösung suchen. Damit trainiert ihr seine Konfliktfähigkeit und es fühlt sich ernstgenommen und respektiert.
Ahnt ihr allerdings bereits, dass euer Diskurs in einem aggressiven Streit endet, solltet ihr euer Kind davor verschonen. Zum einen macht es ihm Angst, es könnte sich verantwortlich für euren Streit fühlen und es wird sich eure Verhaltensweisen für das Lösen der eigenen Konflikte wahrscheinlich abschauen.
Behaltet außerdem immer im Hinterkopf: Bei heimlichen oder unterdrückten Konflikten zwischen Eltern ist es meist so, dass Kinder sie trotzdem spüren. Die Kleinen haben nämlich unglaublich feine Antennen und fühlen sich auch hier schnell schuldig. Besser ist es also, dass ihr euren Konflikt und eure Stimmung offen kommuniziert. Ihr müsst ihnen keine Details erzählen, aber wichtig ist, dass sie sich nicht für euren Streit verantwortlich fühlen.
Parentifizierung: Wenn Kinder Eltern sein müssen
6. Professionelle Hilfe suchen
Wenn ihr das Gefühl habt, dass sich eure Konflikte häufen und ihr keine gemeinsame Lösung findet, sucht euch rechtzeitig professionelle Hilfe. Googelt einfach mal nach Elterntrainingskursen oder Elternbildungsprogrammen. Natürlich könnt ihr bei länger anhaltenden Problemen auch eine Paar- oder Familientherapie beziehungsweise ein Coaching in Betracht ziehen. Wichtig ist, dass ihr nicht zu lange damit wartet und dass ihr diesen Schritt nicht als Versagen empfindet. Es ist total okay und zeugt von Stärke und Verantwortungsbewusstsein, wenn ihr auf professionelle Hilfe zurückgreift. Und natürlich ist dieser Weg auch wesentlich effektiver, als weiterhin unter euren Konflikten zu leiden.
Beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend findet ihr die wichtigsten Krisentelefone und Anlaufstellen in Notlagen.