Der Alltag als Familie ist meist streng durchgetaktet und Eltern sowie Kinder nehmen einen Großteil ihrer Mahlzeiten getrennt voneinander ein. Zudem zählen Zwischendurch-Snacks für Klein- und Grundschulkinder oft schon als ganze Mahlzeit, weil sie auf die Hauptmahlzeiten schon gar keinen Appetit mehr haben. Als Eltern essen wir häufig dann, wenn die Kinder endlich im Bett liegen oder aus dem Haus sind. Gemeinsame und bewusste Mahlzeiten kommen daher zu kurz. Auch steigt die Anzahl der Kinder, die komplett ohne Frühstück in die Kita oder Schule gehen. Manche Kinder bekommen erst später Hunger, aber es gibt immer mehr Kinder, die zu Hause gar nicht erst die Möglichkeit bekommen zu frühstücken. Aus diesem Grund engagieren sich immer häufiger Menschen ehrenamtlich an Schulen, um betroffenen Kindern ein gemeinsames und kostenloses Frühstück anbieten zu können. Aber warum genau sind gemeinsame Mahlzeiten so wichtig?
Die Vorteile von gemeinsamen Mahlzeiten
Seltener Übergewicht und Adipositas
Laut RKI ist jedes sechste Kind in Deutschland übergewichtig oder adipös (fettleibig). Zwischen 2011 und 2021 wuchs die Zahl der adipösen Kinder und Jugendlichen um 33,5 Prozent – speziell in der Corona-Pandemie. Forscher*innen betonen, dass unsere Essgewohnheiten im Erwachsenenalter vom Essverhalten in unserer Kindheit stark beeinflusst werden. Solange eure gemeinsamen Mahlzeiten ausgewogen sind, können sie die Essgewohnheiten eurer Kinder also positiv beeinflussen. Dies wiederum kann die Risiken für Übergewicht, Adipositas und dadurch bedingte gesundheitliche Beschwerden und Erkrankungen mindern. Eine Studie* zeigt beispielsweise, dass Jugendliche im Alter zwischen drei und 17 Jahren bereits bei leichtem Übergewicht (oberer Bereich des Durchschnittsgewicht) ein um 26 Prozent höheres Risiko für Bluthochdruck haben.
*Quelle
Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen
Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Zuckererkrankung, Rauchen und Bluthochdruck sind mögliche Risikofaktoren für die Erkrankung der Blutgefäße (Atherosklerose). Die Spätfolgen sind Herzinfarkte und Schlaganfälle. Was weniger bekannt ist: Schon Kinder und Jugendliche können Bluthochdruck haben und Gefäßerkrankungen bekommen.
Genauer bedeutet das, dass wir Eltern nicht nur dabei sitzen, sondern mit unseren Kindern gemeinsam, bewusst und genussvoll essen. Im besten Fall ganz ohne Ablenkung wie Fernseher, Smartphone und Ähnliches. Klar ist das im hektischen Alltag nicht immer möglich. Es ist auch vollkommen normal, wenn sich euer Nachwuchs dann und wann Pommes und Burger wünscht. Auch wenn sich eure Kinder häufiger die Reste vom Vortag alleine warm machen müssen oder in der Schule essen, bedeutet das nicht gleich, dass sie übergewichtig werden und sie sich negative Essgewohnheiten aneignen. Dennoch legt ihr mit regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten den Grundstock für eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Essverhalten. Ein schöner Nebeneffekt: Sind eure Kinder irgendwann älter, verbinden sie den Duft ihres Lieblingsessens nicht nur mit dem Essen selbst, sondern auch mit der familiären Geborgenheit, die sie währenddessen erfahren haben. Das gilt natürlich auch für euch.
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Familienzeit ist Geborgenheit
Gemeinsame Mahlzeiten bringen einen weiteren Vorteil mit sich: Sitzt ihr regelmäßig während des Essens zusammen am Esstisch, vermittelt das eurem Nachwuchs Gemütlichkeit, Familienzeit und Geborgenheit. Ihr könnt gemeinsam wach werden, euch austauschen oder zur Ruhe kommen. Und natürlich wisst ihr somit zumindest teilweise, was eure Kinder am Tag zu sich genommen und erlebt haben.
Und nicht zu vergessen bekommt ihr einen Eindruck vom grundlegenden Essverhalten eures Kindes: Isst es vielleicht regelmäßig zu wenig oder eher zu viel, kann dies auch ein Hinweis auf tiefgreifende Probleme sein. So kann es passieren, dass ältere Kinder und Jugendliche, die zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit bekommen, Leistungsdruck oder Parentifizierung ausgesetzt sind oder in der Schule gemobbt werden, Essstörungen entwickeln.
Parentifizierung: Wenn Kinder Eltern sein müssen
Weil Eltern ihrer Elternrolle nicht gerecht werden und die Verantwortung stattdessen auf ihre Kinder übertragen, kommt es zu einer Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind. Lest hier, was destruktive Parentifizierung genau bedeutet und welche Auswirkungen sie haben kann.
Eine gemeinsame Mahlzeit pro Tag
Ihr habt in der Woche kaum Zeit, in Ruhe gemeinsam zu essen? Nehmt euch vor, wenigstens das Frühstück oder das Abendessen am Esstisch einzunehmen. Versteht es als Ritual, an dem nicht zu rütteln ist, von dem alle Familienmitglieder profitieren und das euch noch etwas enger zusammenrücken lässt.
Mehr Zeit am Wochenende
Sofern ihr am Wochenende nicht berufstätig seid, sollte es ganz im Zeichen des familiären Beisammenseins stehen. So könnt ihr beispielsweise mit euren Kindern während eines gemütlichen Frühstücks die weiteren Mahlzeiten besprechen und sie mitentscheiden lassen. Ihr könnt gemeinsam einkaufen gehen und dabei vielleicht sogar einen Wochenmarkt besuchen, gemeinsam kochen oder backen. Auch könnt ihr Mahlzeiten am Wochenende vorkochen, wenn unter der Woche nicht genug Zeit ist.
Kinder nicht zum Essen zwingen
Besonders bei Kleinkindern kommt es häufiger vor, dass sie viele Lebensmittel verschmähen, mit dem Essen spielen oder sogar regelmäßig das Essen verweigern. Zudem mögen viele Schulkinder partout nicht frühstücken, weil sie noch keinen Hunger haben. Wichtig ist, sie dann nicht zum Essen zu zwingen, sondern ihrem intuitiven Essverhalten zu vertrauen. Achtet dann darauf, dass sie essen können, wenn sie Hunger oder Appetit haben. Habt starke Gewichtsveränderungen oder andere Auffälligkeiten im Blick und führt eure gemeinsamen Mahlzeiten dennoch weiter fort.