Was bringt Kinderyoga?
Ab ungefähr vier Jahren können Kinder spielerisch an Kinderyoga herangeführt werden. Laut des Psychologen Prof. Dr. Marcus Stück bringt Kinderyoga viele Vorteile für die kindliche Entwicklung mit sich. Er fordert deshalb die Integration von Kinderyoga in Bildungsinstitutionen. Seit 1993 gilt er als Pionier der Kinderyogaforschung und entwickelte das erste wissenschaftlich geprüfte Kinderyoga-Programm „Entspannungstraining mit Yogaelementen (EMYK)“, das in Kinderhorteinrichtungen und Schulen angewandt wird. Hier geht es zu einem Interview mit Prof. Dr. Stück.
Kinderyoga fördert …
Körperbewusstsein Gleichgewichtssinn Beweglichkeit Sinneswahrnehmung/Achtsamkeit Konzentration Ausgeglichenheit/bessere Regulierung der Emotionen Stärkung der psychischen Stabilität (Stressresistenz) Persönlichkeitsentwicklung Stärkung des Selbstbewusstseins
Diese Fähigkeiten kommen eurem Kind im normalen Alltag, besonders aber in Konfliktsituationen und in stressigen Zeiten zu Gute. Auch kann Kinderyoga therapiebegleitend bei hyperkinetischen sowie bei Hyperaktivitätsstörungen (ADS/ADHS) eingesetzt werden. Macht die Yoga-Übungen am besten am Morgen oder kurz vor dem Schlafengehen.
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Unterscheidet sich Kinder- vom Erwachsenenyoga?
Um dem natürlichen Bewegungsdrang eines Kindes gerecht zu werden, steht beim Kinderyoga der spielerische Aspekt im Fokus. Auch sind die einzelnen Übungen (Asanas) kürzer gehalten als bei Erwachsenen, um die Muskulatur nicht zu überlasten. Dafür könnt ihr die Übungen häufiger hintereinander machen. Die Gesamtdauer sollte zu Beginn zwischen fünf und 15 Minuten betragen. Damit eure Kinder vom Kinderyoga langfristig profitieren, sind zwei bis drei Yogaeinheiten pro Woche ideal.
Kinderyoga-Kurse
Yoga mit anderen Kindern ist für euren Nachwuchs wahrscheinlich schöner und motivierender als es allein zu Hause zu machen. Erkundigt euch, welche Kinderyoga-Kurse es in eurer Nähe gibt und meldet euer Kind einfach mal für eine Probestunde an. Übrigens gibt es auch schon Yoga-Kurse für Babys und Eltern. Sofern ihr allerdings Unsicherheiten habt, welche Asanas für euer Kind geeignet sind, besprecht euer Vorhaben am besten zuerst mit eurem*eurer behandelnden Kinderärzt*in oder Orthopäd*in.
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Kinderyoga zu Hause
Um eure Kinder für Yoga so richtig zu begeistern, nehmt euch ausreichend Zeit und denkt euch zu den Asanas eine Geschichte aus. Falls euch das Geschichtenerzählen nicht liegt oder eure Kinder lieber Musik hören, gestaltet gemeinsam eine Playlist mit positiven und beruhigenden Liedern oder Natur- und Tiergeräuschen.
Vier Kinderyoga-Übungen
- Atemübung zum Ruhigwerden Legt euch zu Beginn eurer Yoga-Session auf den Rücken auf die Yogamatte. Dann nimmt sich eurer Kind ein Kuscheltier und legt es sich auf den Bauch. Euer Kind atmet dabei ganz bewusst ein und aus und beobachtet dabei, wie sich das Kuscheltier auf dem Bauch hebt und senkt.
- Kindesposition (Balasana) Beginnt in der „Kindesposition“ beziehungsweise macht euch klein und rund wie ein Käfer. Setzt euch dazu mit geschlossenen Knien und Füßen auf die Fersen. Beugt euch mit der Ausatmung nach vorn und legt die Stirn auf der Matte vor den Knien ab. Die Arme liegen zuerst neben dem Körper, die Handflächen zeigen nach oben, sodass die Schultern und Schlüsselbeine in Richtung Boden sinken und die Schulterblätter voneinander wegziehen. Streckt dann die Arme und Hände vor euch aus, bis ihr eine angenehme Dehnung spürt. Anders gesagt: Der Käfer wird langsam wach und streckt seine Fühler aus.
- Herabschauender Hund (Adho Mukha Svanasana) Jetzt stellt ihr in der Kindesposition die Zehen auf, so dass euer Gewicht auf die Fußballen kommt. Drückt die Hände in die Matte und schiebt die Hüfte so weit es geht nach oben. Euer Körper bildet jetzt ein umgekehrtes V beziehungsweise seid ihr nun ein Felsen/Berg, der den Käfer beschützt. Der Kopf befindet sich entspannt zwischen den Armen. Arme und Rücken bilden eine gerade Linie. Die Beine sind gestreckt. Zu Beginn könnt ihr sie auch etwas beugen. Zieht den Nabel Richtung Wirbelsäule. Schiebt mit jedem Atemzug die Arme weg von den Handgelenken und den Rücken weg von den Armen nach oben. Beide Asanas hintereinander praktiziert, geben euren Kindern kurze Entspannung und neue Kraft.
- Boot (Navasana) Ihr seid auf hoher See auf einem winzig kleinen Boot unterwegs, auf dem nur der Popo Platz hat. Deshalb hebt ihr die Beine angewinkelt an. Außerdem müsst ihr dann auch noch rudern, indem ihr die Arme nach vorne austreckt und nach hinten zieht. Gleichzeitig könnt ihr auch die Beine ausstrecken und wieder zu euch heranziehen. Mit der Boot-Pose trainieren eure Kinder ihre Koordination, Balance und steigern ihre Kraft.
- Baum (Vrksasana)Stellt euch gerade hin und verlagert das Gewicht auf einen Fuß, bis ihr den anderen vom Boden lösen könnt. Legt den Fuß an der Innenseite des Standbeins ab. Am Einfachsten ist es zu Beginn, die Ferse am Knöchel anzulehnen. Ist euer Kind schon geübter, wird es dann bis zur Wade, zum Knie und sogar bis zur Innenseite des Oberschenkels des Standbeins kommen. Natürlich darf es mit der Hand nachhelfen, um den Fuß zu platzieren. Stabilität bekommt der Baum, indem ihr den Fuß gegen das Standbein stemmt - also ein wenig Druck ausübt, indem ihr die Muskeln anspannt. Legt dann die Handflächen vor der Brust aneinander. Kann sich euer Kind bereits gut ausbalancieren, kann es dann noch die Hände so weit wie möglich über dem Kopf nach oben strecken. Die Handflächen bleiben aneinandergedrückt, während die Schultern nach unten gezogen werden. Danach Bein und Arme senken und die Seite wechseln. Der Baum stärkt die Muskulatur, verbessert die gesamte Körperhaltung und trainiert das Gleichgewicht.